Monthly Archives: December 2010

Westpapua (Raja Ampat)

Auf nach Sorong
Um kurz vor fünf Uhr werden wir vom Iman in der Moschee neben dem Hotel geweckt. Zum Glück können wir noch einen Moment liegen bleiben… Am Flughafen holen wir zuerst unser Tauchgepäck. Wir sind froh, die Tasche unbeschadet in Empfang nehmen zu können. Beim Checkin erfahren wir schliesslich, dass unser Flug mindestens drei Stunden Verspätung hat. Zum Glück geht unser Tauchboot erst morgen! Da wir heute den ersten Bericht auf der Homepage aufschalten wollen, geht die Zeit mit Fotos sortieren rasch um. Einem kleinen Buben zeigen wir auch noch unser mitgebrachtes Fotoalbum mit Bildern aus der Schweiz. Er ist ganz hin und weg und kann sich vor allem am Schnee kaum satt sehen. Mit einem Handkuss bedankt er sich zum Abschied bei uns; ca. vierjährig und schon soooo charmant. Die Landung in Sorong ist aus mehreren Gründen spektakulär. Soweit das Auge reicht, ist nur Urwald zu erkennen. Als dann die Landepiste neben dem Flugi auftaucht, sehen wir Kinder, die unserem Jet nach der Landung nachrennen. Der Flughafen ist nicht wirklich eingezäunt und wird also auch als Spielplatz benutzt! Im Hotel machen wir uns sofort auf die Suche nach einem Internetanschluss. Da wir kein indonesisches Handy haben und wir das Passwort via SMS kaufen müssen, ist dies jedoch nicht ganz einfach. Schlussendlich können wir die Receptionistin von unserem Problem überzeugen und sie bestellt mit ihrem Natel für uns den Zugang. Irgendwie gibt es in Indonesien für alles immer eine Lösung!

Das ganze Schiff für uns alleine!
Pünktlich um acht Uhr werden wir vom Divemaster im Hotel abgeholt. Auf der Fahrt an den Hafen erzählt uns John, dass wir die einzigen Gäste seien, welche in den nächsten zehn Tagen die Tauchsafari auf der Putri Papua gebucht haben. Dass dies kein Witz ist, merken wir spätestens als, wir kurze Zeit später ohne andere Touristen mit nur gerade acht Begleitern im Hafen ablegen. Was wollen wir mehr: ein Schiff ganz für uns alleine in einem Tauchgebiet, welches zu den zehn besten Tauchplätzen der Welt gehört. Zum Start stehen heute bereits zwei Tauchgänge auf dem Programm. Der erste ist wie immer ein Check-Dive, welcher uns das Tauchfeeling wieder näher bringen soll. Es dauert nur ein paar Atemzüge und wir fühlen wir uns sofort wieder wohl unter Wasser.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Nudibranch

Der zweite Tauchgang wird dann bereits zu einem kleinen Highlight. Der Tauchplatz ist derart fischreich, dass wir vor lauter Fischen gar nicht mehr wissen, wohin wir schauen sollen: WOW! Wenn dies so weitergeht, hat sich der „Ausflug“ ans andere Ende der Welt definitiv mehr als gelohnt.

Manta!
Kurz nach sieben Uhr gibt es Tagwach. Noch vor dem Frühstück sind wir im Wasser. Nach wenigen Minuten können Odi und ich gleichzeitig einen Manta erkennen, welcher direkt auf uns zu schwimmt.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Manta

Wir können unser Glück kaum fassen und sind hin und weg vom ersten Manta, der uns beim Tauchen begegnet. Auch sonst ist der Tauchplatz spitze. Überall gibt es etwas zu sehen: viele ganz kleine Tierchen, viele Fischschwärme, Haie, usw. – kurz: einfach so ziemlich alles was das Taucherherz glücklich macht! Vor dem Mittag tauchen wir wieder ab und haben ein bisschen weniger Fischglück. Aber der Dive ist trotzdem toll. Am Nami kämpfen wir dann vor allem mit der Strömung. Diese ist derart stark, dass mir nach 50 Minuten sogar die Luft ausgeht. Vor dem Nachttauchgang besuchen wir das Resort, welches zur gleichen Firma gehört, wie unser Boot. Hier merkt man ganz deutlich, dass Raja Ampat als Tauchdestination immer wie beliebter wird. Es wird wie wild gebaut und gebaut. Auf dem Nachttauchgang haben wir dann nochmals Fischglück. John findet einen „Walking Shark“. Diesen Kollegen gibt es sonst auf der ganzen Welt nirgends zu sehen! Damit wäre der zweite Tag auf dem Boot auch schon vorbei. Ach und ja, haben wir schon erzählt, dass wir ein ganzes Boot für uns gaaaaaanz alleine haben??? (Diese Tatsache ist zu unserem „Running Gag“ geworden und wir lachen uns mehrmals pro Tag halb krumm deswegen… :-))

Unsere Crew
Heute gehört der Tagebucheintrag den Jungs auf unserem Schiff, welche sich den ganzen Tag vorzüglich um unser Wohl kümmern. Wie ich bereits erwähnt habe, gehören total acht Personen zur Crew. Die Aufgaben sind wie folgt unter ihnen aufgeteilt.

  • Divemaster (John)
  • Chefkoch (Koman II)
  • Hilfskoch (Made)
  • „Butler“, der das Essen bringt, den Tisch abräumt und unser Zimmer sauber hält (Elias)
  • Böötlifahrer, der uns im Zodiac immer zu den Divespots und wieder zurück bringt (Subi)
  • Kapitän (Ghandi)
  • Tauchflaschenauffüller (Koman I)
  • Mechankiker, der dafür sorgt, dass unser Schiff immer schön fährt (Sony)

Die Jungs sind alle sehr zurückhaltend, hilfsbereit und ober anständig. Jeder Wunsch wird uns förmlich von den Lippen abgelesen. Man könnte fast sagen, dass der Prinz und die Prinzessin from Switzerland sehr gut versorgt sind :-).
Sonst gibt es vom heutigen Tag noch folgendes zu berichten: drei Tauchgänge, zwei Mal mit extrem viel Strömung, VBF (= viele bunte Fische), viele Haie, eine Adlerroche, ein Schwarm riesiger Bumphead-Papagaienfische und vieles mehr. Am Abend gehen wir schliesslich noch so richtig „dick“ in den Ausgang. Da wir am Pier das Dive Resorts angelegt haben, gibt es das Decko-Bierchen heute auf der Terrasse des Resorts – prost!

Manta’s!!!
Voller Vorfreude hüpfen wir aus der Kajüte. Die ersten beiden Tauchgänge sind am Manta-Point geplant. Hier sollen sich die eleganten Tiere oft und gerne von den Putzerfischen reinigen lassen. Ob sie sich heute wohl blicken lassen? Kaum unter Wasser schwimmt tatsächlich ein erster Manta an uns vorbei. Wir beziehen sofort Position, damit wir den riesigen Fisch beobachten können. Bald darauf folgt sogar auch noch ein zweiter. Als die beiden kurze Zeit später wieder abhauen, widmen wir uns den ganz kleinen Dingern, welche ebenfalls unter Wasser zu Hause sind. Auch das Pygmy Seahorse hat nämlich seinen Reiz. Der Grössenunterschied könnte eindrücklicher kaum sein: auf der einen Seite die Manta’s mit einer Spannweite von ca. 3 Metern und auf der anderen Seite das Pygmy Seahorse, welches gerade mal so gross ist wie mein kleinster Fingernagel.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Pygmy Seahorse

Gegen Ende des Tauchgangs kommen dann die Manta’s wieder zurück. Und sie bringen auch gleich noch zwei Kollegen mit. Zu viert kurven sie majestätisch um uns herum: ober-affen-geil (sorry…)!!! Der zweite Tauchgang wird dann sogar noch besser. Wir tauchen ab und sind sofort von sechs Manta’s umgeben. Eine geschlagene Stunde schauen wir ihnen zu und saugen diesen Augenblick so richtig in uns auf – SUPER! Obwohl auch die beiden darauf folgenden Tauchgänge viel zu bieten haben, sind und bleiben die Manta’s am heutigen Tag einfach unschlagbar!

Ein normaler Tag an Bord der M.V. Putri Papua
Damit ihr eine Vorstellung über unsere Aktivitäten an Bord der Putri Papua bekommt, nachfolgend die Beschreibung eines ganz normalen Tagesablaufes:
Aufstehen; Kaffee trinken und Güetzi essen; 1. Tauchgang; frühstücken; lesen (= Karin) resp. Fotos des ersten Tauchganges bearbeiten und danach lesen (= Odi); 2. Tauchgang; Zmittag essen, lesen (= Karin) resp. Fotos des zweiten Tauchganges bearbeiten und danach lesen (= Odi); kurzes Nickerchen; 3. Tauchgang, Zvieri essen; lesen (= Karin) resp. Fotos des dritten Tauchganges bearbeiten und danach lesen (= Odi); 4. Tauchgang (= Nachttauchgang, machen wir nur jeden zweiten Tag); duschen; Znacht essen; lesen (= Karin) resp. Fotos des vierten Tauchganges bearbeiten (= Odi); Tagebuch schreiben (= Karin) resp. Lesen (= Odi); ins Bett hüpfen.
Wer jetzt denkt, dass dies langweilig sei, der täuscht sich gewaltig. Die Tage gehen wie im Nu vorbei und wir können kaum glauben, dass bereits mehr als die Hälfte des Tauchtrips um ist.

Die M.V. Putri Papua
Heute ist wieder ein ganz normaler Tag auf der Putri Papua (s. oben). Da es nichts aussergewöhnliches zu berichten gibt, nachfolgend für alle Interessierten ein paar Infos zu unserem Schiff:
An Board gibt es fünf Kabinen für insgesamt neun Personen. Alle sind mit Klimaanlage und eigenem Bad ausgerüstet. Da wir ja bekanntlich alleine auf dem Schiff sind – ja genau, wir sind ganz alleine!!! – haben wir die grösste Kabine bekommen. Dies bedeutet, dass wir eine 3er Kabine mit einem Doppel- und einem Einzelbett bezogen haben.
Weiter gibt es auch einen Aufenthaltsraum mit zwei Tischen. Den einen haben wir zu unserem Esstisch ernannt und den anderen zu unserem Bürotisch.
Natürlich gibt es auch ein Sonnendeck. Dort stehen uns drei Liegestühle zur Verfügung. Wir kommen also gut aneinander vorbei… :-).
Schliesslich gibt es noch zehn Plätze, wo die Tauchutensilien parat liegen. Auch hier kommen wir einander somit nie in die Quere.
An dieser Stelle sollen auch einige technische Angaben nicht vorenthalten werden:
Länge 26.12 m
Masthöhe 5.48 m
Topspeed 9 Knoten
Pferedestärke 270 PS.
Und ja, falls etwas schiefgehen sollte: es hat zwei Rettungsboote, vier Rettungsboien und 30 Schwimmwesten. Auch das sollte also für uns zwei knapp reichen :-).
Das einzige Problem, welches sich langsam aber sicher abzeichnet, ist, dass unser Ghetto jeden Tag ein bisschen grösser wird. Da wir bekanntlich die einzigen Gäste sind, können wir alles liegen lassen und irgendwie wird es von Tag zu Tag schwieriger unsere sieben Sachen wieder finden. Überall liegt ein bisschen etwas von uns rum…

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Coral

Logbuch
Ein Auszug aus dem Logbuch:

Tauchgang: 195 resp. 205
Tauchplatz: Mbraimuk Reef II
Maximale Tiefe: 24 m
Durchschnittliche Tiefe: 17 m
Tauchzeit: 56 Minuten
Diverses: Sehr starke Strömung, 3 Pygmy Seahorses (Hippocampus bargibanti) an einer Koralle, ein White Dip Shark mit einem gelben Fisch im Mund, Wobbegong Hai, Muräne, Blackbanded Seasnake, Turtel, Lionfish, viele verschiedene Nacktschnecken, Skorpionfisch, viele Quallen (die nicht brennen!), Nemo’s en masse, VBF (= viele bunte Fische – kleine und grosse) und vieles mehr



Auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen

John macht sich seit ein paar Dives einen Spass daraus uns praktisch nichts mehr aktiv zu zeigen. Stattdessen findet er, dass wir das Zeugs langsam aber sicher selber finden müssten. Die meisten Viecher finden wir effektiv auch. Doch beim Pygmy Seahorse scheitern wir immer noch kläglich. Minutenlang starren wir wie doof auf die Koralle und versuchen das ultimativ kleine Ding zu entdecken. Für uns ist es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir müssen immer wieder kapitulieren und uns schliesslich das Tier von ihm zeigen lassen. Heute begegnet uns unter Wasser auch eine neue Spezies: Taucher! Bis dato waren wir an jedem Tauchplatz alleine. Umso komischer, dass nun auch noch andere um uns herum „schwaderen“. Herr Odermatt hatte heute unter Wasser noch eine weitere neuartige Begegnung. Er ist derart vertieft ein gutes Foto von einer Nacktschnecke zu schiessen, dass er doch tatsächlich in einen Skorpionfisch greift.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Nudibranch

Zum Glück ist das Teil nur ein bisschen giftig…

Zurück nach Sorong
Die Tauchsafari auf der Putri Papua geht langsam aber sicher dem Ende entgegen. Zum Abschluss machen wir nochmals zwei Dives. 29 Tauchgänge und unzählige tolle (Unterwasser-)Erlebnisse später treffen wir wieder in Sorong ein. Obwohl wir alles gepackt haben, teilt uns John mit, dass wir noch eine Nacht an Board bleiben dürfen. Wir haben eigentlich nicht damit gerechnet, doch da die Safari offiziell erst morgen endet und wir hier „gratis“ ein Bett sowie zu futtern und trinken haben, bleiben gerne noch eine Nacht in unserer Kajüte. Übrigens war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen heute erfolgreich. Ich habe endlich das erste Pygmy Seahorse selber gefunden!

Ozeanmania à la Odermatt
Heute gehen wir definitiv von Board. Der Abschied von der Crew ist kurz aber herzlich. Die Jungs haben sich in den letzten zehn Tag wirklich ausgezeichnet um uns gekümmert. Im Hotel geniessen wir erstmals das grosse und geräumige Zimmer und zerlegen unser Gepäck in sämtliche Einzelteile. Es muss wieder einmal etwas Ordnung geschafft werden! Da es in Sorong genau gar nichts zum Besichtigen gibt, setzen wir uns einfach in einen Minibus und fahren ans andere Ende des Kaffs. Dort gibt es ein Bier mit Meersicht, bevor wir mit dem öV wieder retour ins Hotel fahren. Schliesslich treffen wir auch noch die Endauswahl der Bilder, welche ins Internet kommen sollen.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Transparent Shrimp

Da wir uns kaum entscheiden können, stellen wir die Gallery unter das Motto „Ozeanmania à la Odermatt“. Viel Spass beim vergleichen der Migros-Bildli. Das eine oder andere ist sicher an beiden Orten zu finden.