Hier noch ein kurzes Video von unserer rasanten Busfahrt auf dem Dach in Indonesien. Der Sound ist auch original… 😉
Monthly Archives: May 2008
Endlich: ein Update
Zurück in der “Zivilisation” von Bali haben wir tatsächlich eine Internetleitung gefunden, mit der wir euch wieder einmal mit News und Bildern von uns beliefern können. Ihr findet nachfolgend drei neue Berichte von unseren Erlebnissen in Indonesien.
Viel Spass beim Nachlesen!
Central Java
Bali
Flores
oder einfach ein bisschen runter scrollen…
Flores
Short cut zu den Bildern
Labuanbajo
Damit wir unseren Flug ab Denpasar erwischen, müssen wir um vier Uhr im Hotel losfahren. Niemand von uns hat damit gerechnet, dass um diese Zeit schon in jedem Kaff das halbe Dorf auf den Beinen ist. Überall herrscht reger Betrieb, meist auf dem Markt. Am Flughafen verabschieden wir uns von Nadine und Mätthu. Die beiden fliegen zurück in die Schweiz und wir weiter nach Flores. Am Flughafen von Labuanbajo finden wir gleich ein Fahrzeug, dass uns praktisch umsonst in das Dorf bringt. Selbstverständlich organisiert der nette Herr auch alle möglichen Touren und stellt uns diese entsprechend vor. Geduldig hören wir uns seine Vorschläge an. Das Angebot tönt verlockend, doch wir lassen uns mit der definitiven Entscheidung noch Zeit und gehen stattdessen zuerst ins Internetkaffee. Eigentlich wollen wir seit längerer Zeit wieder einmal einen Bericht auf unserer Homepage aufschalten. Doch die Internetleitungen in Indonesien sind praktisch ausnahmslos derart schlecht, dass wir unser Vorhaben einmal mehr wohl oder übel verschieben müssen. Zurück im Hotel lassen wir uns vom netten Herr noch das Boot zeigen, auf dem wir die nächsten zwei Tage unterwegs wären. Ausser dem WC, einem runden und kleinen Loch mit direkten Meeresanschluss, scheint alles in Ordnung zu sein und so buchen wir die Tour schliesslich definitiv. Was will man mehr, zu einem netten Preis mieten wir ein Schiff mitsamt Kapitän und zwei Schiffjungs nur für uns. Zum z’Nacht gibt es endlich die lang ersehnte Pizza. Unter einer Pizza Margerita versteht der Indonesier übrigens folgendes: Pizzateig belegt mit Mozzarella, Tomaten, Ananas, Peperoni, Champignons, Oliven und Zwiebeln. Bei uns würde diese Pizza wohl eher als „Pizza quer durch den Kühlschrank“ verkauft. Unsere vom Reis geplagten Gaumen, haben aber trotzdem ihre helle Freude an diesem italienischen Leckerbissen!
Komodo National Park
Die nächsten zwei Tage verbringen wir im von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannten Komodo National Park. Das Gebiet ist weltweit für seine riesigen und einzigartigen Varane bekannt. Gespannt verlassen wir mit dem Boot Labuanbajo und fahren zu unserem ersten Ziel, dem Manta Point. Anscheinend begegnet man diesen Fischen hier praktisch jeden Tag. Tatsächlich schwimmen gleich mehrere Prachtsexmplare an der Wasseroberfläche an uns vorbei. Bewaffnet mit Taucherbrille und Schnorchel springen wir ins Meer und versuchen ihnen nach zu schwimmen. Zum Glück sind wir keine Schnorchel-Anfänger. Die Strömung ist derart stark, dass wir keine Chance haben den Tieren zu folgen und wir nur kurze Blicke erhaschen können. Ausser Atmen lassen wir uns vom Boot an einen etwas weniger anstrengenden Schnorchelplatz bringen, an dem es zwar keine Mantas, aber doch ein ganz nettes Riff und viele bunte Fische gibt. Doch eigentlich sind wir ja wegen den Komodo Dragons hier hin gefahren und mit diesem Unikum scheinen wir richtig Glück zu haben. Vor ein paar Tagen hat es vor Komodo Island einen Bootsunfall gegeben. Ein Tiertransporter ist gesunken und einer der Wasserbüffel liegt nun tot am Strand. Wir müssen nur wenige hundert Meter gehen und sehen auf einen Schlag sechs Varane, welchen auf die Ebbe und damit auf ihren Leckerbissen warten. Die Tiere sind wirklich sehr eindrücklich, werden bis zu 3,5 Meter lang und bis hundert Kilo schwer. Ein gewisser Respekt vor den Dragons ist angebracht, denn sein Biss kann eine tödliche bakterielle Infektion auslösen. Unser Ranger macht uns freundlicherweise darauf aufmerksam, dass es auch schon mal einen Schweizer erwischt hat. Hoffentlich hat dieser den Varanen nicht zu sehr geschmeckt… Doch die Tiere sind in Anbetracht des toten Wasserbüffels im Moment herzlich wenig an uns interessiert und warten geduldig darauf, dass der Meeresspiegel weiter zurück geht und der Büffel damit einfacher zugänglich ist. Damit wir noch mit eigenen Augen sehen können, wie die Varane grosse Stücke aus dem Büffel reissen, rücken die Ranger diesen schliesslich unter gütiger Mithilfe von Odi noch etwas zurecht. Tatsächlich scheut sich danach wenigstens ein Dragon nicht mehr vor dem Wasser und beisst kräftig zu. Bevor es dunkel wird, fahren wir weiter in eine ruhige Bucht. Hier werfen wir den Anker aus und verbringen die Nacht auf dem Bootsdeck.
Rinca Island
Um fünf Uhr starten die Jungs den Motor. Während wir noch auf dem Deck liegen können, fahren sie uns an das nächste Ziel, Rinca Island. Auch diese Insel gehört zum National Park und beheimatet Komodo Dragons. Hier müssen wir ein bisschen weiter marschieren, um die Tiere zu sehen und wir wandern zwei Stunden über die trockene und hauptsächlich mit Gras bewachsene Insel. Doch das Trekken lohnt sich. Wir sehen neben Varanen auch Affen, Wasserbüffel, Vögel und einen wilden Hund. Bevor wir wieder zurück nach Labuanbajo fahren, machen wir nochmals einen kurzen Schnorchelstopp. Den Rest des Tages verbringen wir wieder im Internetkaffee und bei Bier und Pizza.
Odi hat übrigens eine wirklich innige Beziehung zu den indonesischen Toiletten aufgebaut und heute zum zweiten Mal so richtig ein WC verstopft. Obwohl wir wann immer irgendwie möglich darauf bestehen, dass wir eine westliche Kloschüssel im Zimmer haben, sind die sanitären Anlagen hier in keinster Weise mit den unsrigen vergleichbar. Eine Spülung bedeutet nicht zwangsläufig, dass man dann auch alles weg spülen kann. Und dies obwohl wir selbstverständlich das WC-Papier immer brav in den Eimer daneben werfen. Tja, da schätzt man wieder was man zu Hause hat!
Ein nicht ganz freiwilliger Tag in Labuanbajo
In Indonesien muss man grundsätzlich keinen Wecker stellen. Es gibt zwei Arten von Weckdienst, auf die man sich eigentlich verlassen kann. Der erste ist der Muezzin, der jeden Morgen pünktlich um fünf Uhr seine Schäfchen in die Moschee ruft. Der zweite sind die unzähligen Hähne, die einer nach dem anderen ab ungefähr vier Uhr unentwegt um die Wette schreien. So werden wir auch heute von beiden aus den Federn geholt. Nur dumm dass unser Bus erst in ein paar Stunden fährt – denken wir wenigstens im Moment noch… Doch heute kommt es zur Abwechslung etwas anders als geplant. Da es in Labuanbajo kein Busterminal gibt und das Bus fahren in Flores doch etwas komplizierter scheint als auf Java, haben wir für die nächste Etappe über den netten Mann, der uns auch die Komodo-Tour verkauft hat, für nur einen Franken mehr zwei Plätze in einem Minibus reserviert. Der nette Mann, der übrigens Louis heisst, erscheint auch pünktlich im Hotel, um uns im richtigen Bus zu verfrachten. Doch leider finden wir im ursprünglich reservierten Bus um neun Uhr keinen Platz mehr. Anscheinend hat irgendetwas mit der Reservation nicht geklappt. Nicht so tragisch, wir haben ja Zeit und so warten wir auf den nächsten Bus in zwei Stunden. Als Louis um elf Uhr nicht mehr auftaucht, ahnen wir bereits, dass wohl etwas nicht ganz propper ist. Wie bereits befürchtet, sind wir auch nicht auf der Elf-Uhr-Liste und der Bus fährt wieder ohne uns ab. Als ich Louis suchen gehe, um ihn zur Rede zu stellen, ist dieser spurlos verschwunden und niemand will ihn gesehen haben. Meinen Unmut kriegen die Herren im Reisebüro zu spüren, wo Louis normalerweise abhängt und Schach spielt. Wohl oder übel müssen wir unser Weiterreise auf morgen verschieben! Doch mit lesen, Schach spielen, ein paar Internetrecherchen, einem Bierchen und einer Pizza (langsam aber sicher haben wir unsere Gelüste in dieser Hinsicht nun etwas gestillt…) geht auch dieser Tag in Labuanbajo irgendwie vorbei. Wir sind gespannt, ob wir morgen mehr Glück haben mit unserer Reservation im „Bajo-Express“!
Halbzeit
Heute ist die Hälfte unserer Reise Vergangenheit. Unglaubliche sechs Monate sind wir nun schon unterwegs. Der Tramper ist definitiv zu unserem zu Hause geworden! Wir freuen uns auf die verbleibenden sechs Monate und all die Erlebnisse, Begegnungen und Abenteuer, die da noch kommen mögen!
Pünktlich um sieben Uhr stehen wir wieder am Strassenrand und warten auf den „Bajo-Express“. Als 30 Minuten später immer noch kein Bus auftaucht, steigen wir zähneknirschend in den nächsten öffentlichen Bus. Es scheint, als ob wieder etwas nicht geklappt hat. Anfänger wie wir sind, haben wir uns den Bus ausgesucht, indem wir die ersten Fahrgäste sind. Da es hier keine fixen Fahrpläne gibt und immer erst abgefahren wird, wenn der Bus mindestens bis auf den letzten Platz gefüllt ist, machen wir zuerst einmal eine Runde um das Dorf. Als wir eine halbe Stunde später wieder bei unserem Hotel vorbeifahren, notta bene immer noch als die einzigen Passagiere, trauen wir unseren Augen kaum: der „Bajo-Express“ steht vor dem Guesthouse. Mit einem lauten Stopp bringen wir den Fahrer dazu anzuhalten, damit ich aus dem Bus springen und fragen kann, ob dies tatsächlich unser „Bajo-Express“ ist. Jaaaaaa, da ist er! Im Schnellzugstempo wechseln wir von einem Fahrzeug in das andere und freuen uns sehr über den glücklichen Zufall. Wir ahnen bald, dass unser Plan nicht mit dem öffentlichen Bus zu fahren, sehr weise war. Die öffentlichen Busse auf dieser Strecke sind übervoll und selbst das Dach ist voll beladen mit Passagieren, Gepäck und Tieren. Dazu kommen sie praktisch nicht vorwärts. Die Strasse ist bei uns im besten Fall mit einer Bergstrasse im Eriz zu vergleichen. Selbst unser „Bajo-Express“ braucht für die 130 Kilometer ganze vier Stunden. Kotztüten sind übrigens auch in Indonesien bekannt. Hier aber in Form von kleinen Plastiksäcken, die nach einmaligem Gebrauch sofort aus dem Fenster geworfen werden. Wieder einmal ein Beispiel der Abfallkultur in diesem Land! In Ruteng angekommen, machen wir einen Spaziergang durch das Dorf. Da in diesem Kaff wirklich gar nichts los ist und wir keinen Bus für die Weiterfahrt reservieren können, machen wir es uns mit einem guten Buch im Hotel bequem. Das kühle Bergwetter und der Nachmittagsregen tragen das ihrige zu diesem Programm bei.
Frieren am Äquator
Um zehn vor sieben klopft es an unserer Tür. Die Hotelangestellte holt uns aus dem Bett, um uns mitzuteilen, dass der Bus nach Bajawa auf uns wartet und in zehn Minuten abfährt. Super, zum Glück haben wir gestern gefragt, wann und wo die Busse fahren und haben von NIEMANDEM eine vernünftige Antwort erhalten… Wie auch immer, zehn Minuten später stehen wir auf der Strasse und steigen in den Bus ein. Die Fahrt nach Bajawa dauert sechs Stunden und ist erneut sehr kurvig und holprig. Auf Flores sind alle grösseren Dörfer durch einen Bergkamm getrennt und wir müssen auf jeder Fahrt mindestens ein solches Gebirge überqueren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist auch heute nur ca. 20 km/h. Kurz nach Mittag treffen wir in Bajawa ein. Da wir aufgrund unseres überhasteten Aufbruchs am Morgen noch nichts gegessen haben, gehen wir auf direktem Weg in das nächste Restaurant. Hier treffen wir zwei Traveller aus Belgien, mit denen wir den Nachmittag und später auch den Abend verplaudern. Zwischendurch organisieren wir für morgen eine Tour in die Dörfer der Umgebung sowie zu den Hot Springs. Wir haben Glück, dass wir drei Französinnen finden, die sich uns anschliessen und wir so den Preis für uns halbieren können. Am Abend steht ganz Bajawa praktisch still. Strom gibt es nur noch ab Generator und das Benzin scheint auch ausgegangen zu sein. Nun wissen wir, warum bei den zwei Tankstellen zwischen Labuanbajo und Bajawa ellenlange Schlangen am warten waren. Da Bajawa auf 1100 Meter liegt, ist das Wetter wie am Vorabend in Ruteng kühl und regnerisch. Wir müssen sogar einen Langarmpulli anziehen und vor allem unter der eiskalten Dusche frieren wir ganz schön. Wer hätte gedacht, dass es am Äquator so kalt sein kann?
Am Abend fährt ein sehr lustiger Transport an uns vorbei, der ein paar Zeilen auf unserer Homepage verdient hat: der „Chicken-Express“. Der Minibus ist an drei Seiten voll, wirklich voll, behängt mit lebenden Hühnern, alle kopfüber an den Füssen aufgehängt. Was für ein Bild!
Traditional villages in Flores
Mit einem Bemo, zu Deutsch ein Minibus, werden wir für die heutige Tour im Hotel abgeholt. Zuerst steht der Besuch von zwei traditionellen Dörfern auf dem Programm. Unterwegs marschieren wir ein Stück zu Fuss und unser Guide zeigt uns allerlei Kräuter, Bäume und Sträucher, die entweder als Medizin verwendet oder zu Gewürz verarbeitet werden. Das erste Dorf ist eher klein und wird nicht oft von Touristen besucht. Wir sind überrascht, wie ursprünglich die Leute hier in ihrer Clans zusammen leben. Von unserem Guide erfahren wir alles wissenswerte über das Leben in einem solchen Dorf. Es scheint, als ob Tradition hier immer noch sehr gross geschrieben wird. Da heute Sonntag ist, ist das halbe Dorf in der Kirche – 90 % der Einwohner auf Flores sind katholisch – und wir treffen nur ein paar alte Frauen und Kinder an. Praktisch alle alten Frauen hier haben eine Angewohnheit, die sie dauernd ausüben und die man auch als Laie sofort erkennen kann: Betel Nut kauen. Die Betel Nut ist eine Art Aufputschmittel. Die Nuss wird in ihrem eigenen Blatt eingewickelt, mit ein wenig Korallenpulver angereichert und danach gekaut. Dabei hat die Nuss eine belebende Wirkung und die Korallen färben die Zähne sowie die Lippen knallrot. Der Betel Nut wird zudem ein gewisser Berauschungseffekt nachgesagt. Selbstverständlich lassen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen und probieren selber aus, von was die alten Frauen ihre Finger nicht lassen können. Hmm… merken tut man irgendwie nix. Einzig die roten Zähne und Lippen bekommen auch wir ab. Schmecken tut das Ganze extrem abscheulich. Nach dem Kauen spuckt man alles wieder aus und ich kann dabei das z’Morge nur mit einer gewissen Konzentration bei mir behalten. Doch wenigstens haben die alten Frauen ihre helle Freude an uns experimentellen Touristen. Das zweite Dorf ist mehr als Doppelt so gross und wird, da in vielen Reiseführern beschrieben, oft von Touristen besucht. Einzig die Bauweise ist interessant, ansonsten sind die Einwohner zu fest an Touris gewohnt. Danach fahren wir zu einer der zahlreichen Hot Springs hier in der Gegend. Die „Badi“ ist voll mit Einheimischen, die hier ihren freien Tag mit der Familie geniessen. Die Hot Springs sind für die meisten die einzige Gelegenheit für eine warme Dusche. Wir fühlen uns wie in einem riesigen Dorf-Badezimmer. Wir strecken aus Diskretion nur die Zehen in die warme Brühe. In der Badi können wir auch noch eine Art Sekte beobachten, die mit ihre Mitglieder in Trance von allem Bösen befreien will. Heute haben wir wirklich eine tolle Brise der hiesigen Kultur abbekommen. Wir sind froh, dass wir einen Guide dabei hatten, der uns alles erklären konnten und für uns den Übersetzer spielte. Wahrlich ein spannender Tag.
In der Sardinenbüchse
Heute steht wieder eine längere Busfahrt vor uns. Wir verlassen Bajawa und fahren rund 170 Kilometer nach Moni. Ist man in Indonesien mit dem Bus unterwegs, muss man gut planen. Man bekommt während der Fahrt keine Gelegenheit auszutreten und so halten wir uns stets knapp mit Getränken und Essen. Heute erwischen wir zudem einen Bus, der auch als Discobus durchgehen würde. In Indonesien gibt es definitiv kein Gesetz für eine Dezibelbeschränkung oder ähnliches. Während der ganzen Fahrt dröhnt die Musik in einer höllen Lautstärke durch den Bus. Zudem gibt es in keinem Bus ein Rauchverbot und die meisten Männer paffen während der ganzen Fahrt ohne Unterbruch. Doch niemand scheint sich an all dem zu stören und alle sitzen eingequetscht zwischen den vielen Fahrgästen und Gepäckstücken auf ihrem Platz und warten geduldig bis sie am Ziel ankommen. So auch wir… :-). Für fast zwei Stunden endet unsere Fahrt ironischer weise in Ende. Wir haben zwei platte Reifen, die nach alter Schule geflickt werden müssen. Nach sieben Stunden in der Sardinenbüchse kommen wir schliesslich in Moni an. Wir finden rasch ein Hotel und spazieren noch ein bisschen durch das Dorf sowie zu einem Wasserfall.
Wir sind sehr erstaunt über die grosse Ähnlichkeit, der Leute auf Flores mit den Schwarzen aus Afrika. Die Gesichtszüge, die Hautfarbe, die Musik und die Lieder sind durchaus vergleichbar. Was mich ganz besonders freut: ich bin nicht mehr die einzige, die mit „Chruseli“ durch die Gegend läuft. Sicher die Hälfte der Leute haben ganz viele Locken auf dem Kopf. Wie untypisch für Asien!
Busfahren für Fortgeschrittene
Um vier Uhr klopft uns unser Minibus-Fahrer aus dem Tiefschlaf. Wir wollen zu den Kraterseen von Kelimutu fahren und dort den Sonnenaufgang geniessen. Früh am Morgen soll man die besten Chancen auf gutes Wetter bei den drei Seen haben. Die Krater sind für ihre unterschiedlichen Farbe bekannt, die sie obwohl nur wenige Meter auseinander liegend, auszeichnen. Das Wetter macht bis auf den eisigen Wind gut mit und wir können den schwarze, dunkelgrünen und türkisblauen See ohne Wolken bestaunen. Zurück im Dorf mache ich noch einen Rundgang auf dem Wochenmarkt bevor wir den nächsten Bus nach Maumere nehmen. Durch den Reiseführer sind wir bereits vorgewarnt, dass es im Bus eng werden könnte. Da der Bus in Moni nur einen Zwischenhalt auf seinem Weg an die Küste einlegt, sind meist alle Plätze schon besetzt. Tatsächlich ist der erste Bus mehr als voll. Doch wo findet man immer Platz? Genau, auf dem Dach. Nach kurzem Zögern steigen wir unseren Trampern hinterher und fahren die fast 100 Kilometer nach Maumere auf dem Busdach. Das ist ein Abschluss unserer Reise mit dem Bus durch Flores! Die Einheimischen am Strassenrand können ihren Augen oft kaum trauen, dass tatsächlich zwei Touris auf einem fahrenden Bus an ihnen vorbei fahren. Je länger die Fahrt dauert, desto besser wissen wir bei welchen Zweigen und Ästen wir wie weit ausweichen müssen und wir wir unsere Hinterteile am besten platzieren. Die wichtigsten Wörter auf Bahasa für eine Fahrt auf dem Dach sind: „Awas“ = „Achtung“ sowie „Du duk“ (oder ähnlich) = „Duck dich“. Die Fahrt ist auf jeden Fall äusserst kurzweilig und wir sind überrascht wie schnell wir in Maumere eintreffen. Nachdem wir ein Bett gefunden haben, schlendern wir noch ein bisschen durch das Städtchen, bestätigen unsere Flüge und loggen uns wieder einmal im World Wide Web ein. Zum Glück ist bald Abend und damit Zeit zum Schlafen. Der lange Tag hat uns geschafft und wir sind hundemüde.
Das Land der Frühaufsteher
Indonesien ist das Land der Frühaufsteher. Nirgendwo sonst sind die Menschen schon so früh auf den Beinen und gehen ihren täglichen Aufgaben nach. So wird man immer von irgendetwas früh geweckt. Heute übernehmen diesen Part die Krankenschwestern aus Ostflores, die in unserem Hotel an einer Tagung teilnehmen und ab sechs Uhr munter vor unserem Zimmer anfangen herum zu schnattern. Beim Frühstück werden wir von ihnen regelrecht in Beschlag genommen. Wie alle Indonesier wollen auch sie möglichst viel über uns wissen. Nur dumm, dass von den lustigen Damen niemand mehr als drei Wörter Englisch kann. Mit vereinten Kräften bekommen jedoch auch sie auf die Lieblingsfragen aller Indonesier eine Antwort. Die Gespräch laufen immer nach dem gleichen Muster ab:
What’s your name? My name is Karin. Where are you from? I’m from Switzerland. How old are you? I’m 30 years old. What is your job? I work for Swiss Train. Do you like Indonesia? Yes, I like Indonesia. How long you stay in Indonesia? I stay for four weeks. Are you married? Yes. (Keine Panik, Freude oder was auch immer… in Indonesien sind wir immer verheiratet. Das macht das Reisen hier um einiges einfacher… :-). For how long are you married? Since three years. (Da staunt ihr hä, schon seit drei Jahren. Wir können ja so gut schummeln…) Do you have children? No. (Auf diese Antwort folgt immer ein grosses Ohhhhh. In Indonesien ist niemand verheiratet und hat keine Kinder. Beides gehört hier unzertrennlich zusammen) Where are you going? Jalan, jalan. (Was soviel heisst wie ein bisschen spazieren und damit ist das Gespräch meist beendet)
Nachdem Odi und ich fotografisch auf allen Handys verewigt sind, treffen die Instruktoren ein und die Tagung kann beginnen. Unser Programm heisst heute „Nichts tun und auf der faulen Haut liegen“. Nur um etwas zu essen, verlassen wir kurz das Hotel. Während Odi sich am Abend in sein Buch vertieft, setze ich mich zu den Einheimischen in die Lobby. Zuerst schaue ich mit einem alten Mann den ganzen Langenscheidt-Bilderduden an und er zeigt mir, was er alles kennt und was nicht. Ich bin erstaunt, dass er Indonesien auf der Weltkarte auf Anhieb findet. Er hingegen ist erstaunt, als ich ihm zeige, wo die Schweiz liegt. Auch eine der Krankenschwestern zeigt sich sehr interessiert und will möglichst viele neue englische Wörter lernen. So schaue ich auch mit ihr den Duden durch und versuche ihr möglichst viele Begriffe auf Englisch beizubringen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie kommunikativ und interessiert die Leute hier sind. Im Gespräch mit einem der Hotelangestellten erfahre ich schliesslich noch einiges über die Anstellungsbedingungen in diesem Hotel. Die Crew besteht aus vier Personen und ist während 24 Stunden pro Tag für den Betrieb verantwortlich. Der Lohn eines Angestellten beträgt pro Monat rund 30 Franken mit Kost und Logie. Nach vier Monaten Arbeit bekommt jeder, sofern es der Betrieb erlaubt, eine Woche Ferien. Zum Vergleich: unsere zwei Übernachtungen hier kosten soviel, wie jeder Angestellte pro Monat verdient und für die Busfahrt in seine Heimatstadt und zurück muss er auch einen ganzen Monatslohn hinblättern. Manchmal sollte man nicht zu viel nachdenken… Morgen ist unsere Reise durch Flores vorbei und wir fliegen zurück in die „Zivilisation“ nach Bali.
Kuta
Obwohl das Check In für unseren Flug nach Bali offiziell um sechs Uhr beginnt, ist um noch kein Angestellter am Flughafen anzutreffen. So heisst es warten bis alle zur Arbeit erscheinen und es losgehen kann. Als es dann endlich losgeht, bricht ein mittleres Chaos aus. Wie alle Asiaten haben auch die Indonesier keine „Ansteh-Kultur“. Selbst wenn man in einer Schlange steht, heisst das noch lange nicht, dass einer nach dem Anderen an die Reihe kommt. Selbst wenn es so etwas wie eine Schlange gibt, muss man immer mit vollem Ellbogen-Einsatz für seinen Platz kämpfen. Meist befindet man sich aber in einem unkoordinierten Haufen, in dem schlicht der Stärkere gewinnt. Wir sind einfach zu wenig frech! Zum Glück haben wir noch einige Monate Zeit, um uns diese spezielle Art noch anzugewöhnen. Bereitet euch schon mal vor, wenn wir wieder in der Schweiz sind, werden wir uns beim Anstehen kaum mehr zu benehmen wissen… :-). Als wir als letzte ins Flugzeug einsteigen, ist unser Platz natürlich schon besetzt. Und dies obwohl alle mit der Bording Card einen festen Sitzplatz zugeteilt bekommen haben. Was soll’s, auch wir finden noch irgendwo einen freien Platz… Mir als Ex-Flughuhn stehen sowieso fast alle Haare zu Berg. Niemand der Crew scheint sich am Gepäck, das irgendwo zwischen den Sitzreihen steht, zu stören. Auch der Pilot scheint nicht von der besonders vorsichtigen Sorte zu sein. Ansonsten wären wir wohl kaum mit einem platten Vorderreifen gestartet. Sowohl in Maumere als auch bei der Zwischenlandung in Sumba beobachten wir mehrere Personen, die mit Machete und Gewehr ausgerüstet praktisch auf dem Rollfeld stehen und ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Typisch Indonesien halt… Trotz allem kommen wir ohne Probleme in Bali an. Mit dem Taxi lassen wir uns nach Kuta, dem Touristenparadies in Bali, fahren. Als wir an der Vergnügungsmeile vorbei fahren, bekommen wir fast einen Kulturschock. Verglichen mit dem sehr einfachen und eher rückständigen Lebensweise in Flores hat es hier einfach alles, was Otto-Normaltourist sich nur wünschen kann. Doch bald wissen auch wir den Luxus wieder zu schätzen und finden zu unserer Freude wieder einmal eine Internetleitung, die einen Upload auf unsere Homepage erlaubt. Am Abend können wir den westlichen Verlockungen nicht widerstehen und kehren im MC Donalds ein. Nach soviel Reis schmecken der fette Hamburger und die Friten einfach zu gut.
Bye bye Indonesia
Am Tag gehört der Strand und das Meer den Surfern. Die Wellen sind hier nicht all zu schlecht, ganz zu schweigen von den Surferboys, die hier in ihren sexy Shorts und dem Surfbrett unter dem Arm durch die Strassen laufen… :-). Mit der Ebbe wird der Strand von Tausenden Nicht-Surfern, sowohl Einheimische als auch Touristen, belagert, die in grossen und kleinen Gruppen zusammen stehen oder ihren Hobbies nachgehen. Nur zum Baden lädt der Beach nicht wirklich ein. Deshalb verbringen wir den heutigen Tag nicht am Strand, sondern mit Kaffee trinken, Shopping, feinem Essen und im Internet. Wir nutzen praktisch die Gunst der Stunde und lassen uns voll und ganz vom westlichen Leben hier in Kuta berieseln.
Mit dem heutigen Tag ist unsere einmonatige Reise durch Indonesien vorbei. Es hat uns gut gefallen, aber wir sind uns auch einig, dass wir nicht ganz alles vermissen werden. Vor allem von den indonesischen Badezimmer und dem Essen sind wir nach wie vor nicht so sehr angetan. Über das Mandi, die landestypische Dusche, und das Steh-WC haben wir ja schon einiges geschrieben. Dazu kommt, dass überall beim Brünneli gespart wird. Praktisch kein Hotelzimmer hier hat ein Brünneli. So muss wohl oder übel alles über dem WC erledigt werden. Zudem ist aus Platzgründen die Dusche oder eben das Mandi immer nur ungefähr 20 cm neben dem WC platziert. Man kann so nie, ohne nasse Füsse zu bekommen, sein Geschäft erledigen. Und dann der indonesische Food, der nicht wirklich mit dem bei uns berühmten asiatischen Food vergleichbar ist. Reis gibt es a gogo und Fleisch ist wirklich Mangelware. Hier werden die Mäuler definitiv mit Reis zum z’Morge, Reis zum z’Mittag und Reis zum z’Nacht gestopft. Die Alternative zum Reis sind Nudeln. Oft wird nur in den Strassenküchen frisch gekocht und somit das Essen heiss serviert. In den meisten Restaurants jedoch wird das Essen, um es haltbar zu machen, vorgekocht und deshalb meist nur lauwarm an den Tisch gebracht. Das vorgekochte Essen wird danach, wie bei uns die Kleider, im Schaufenster ausgestellt. Die Reise durch Indonesien war nicht nur aus diesen Gründen sehr lehrreich. Hier haben wir wieder einmal gemerkt, wie gut wir es bei uns zu Hause doch haben und wie verwöhnt wir eigentlich sind.
Hier sind die Bilder