Sarawak

Short cut zu den Bildern

Kaffeefahrt

Um es gleich vorne weg zu nehmen, heute wird es für mich richtig peinlich. Ich erlaube euch aber offiziell, über mich zu lachen und zu denken, dass wäre mir bestimmt nicht passiert! Doch alles der Reihe nach: Vertieft in unsere Bücher verbringen wir den Morgen in unserem Zimmer und warten bis es Zeit ist, um an den Flughafen zu fahren. Doch ein Telefonanruf von einem äusserst freundlichen Herrn durchkreuzt unsere ursprünglichen Pläne. In perfektem Englisch teilt er mir mit, dass unser Antwortzettel, der am Vortag ausgefüllten Umfrage, den zweiten Preis gewonnen hat: eine Woche Ferien für zwei Personen in einem Fünfsternhotel in Bali! Ich staune nicht schlecht und werfe meine Skepsis im Laufe des Gesprächs immer mehr ab und vereinbare schliesslich mit ihm, dass wir uns in zwanzig Minuten im Hotel treffen, damit wir zusammen den Preis abholen können. Wow, das ist doch wirklich der Hammer, in den Ferien Ferien gewinnen! Auch als er uns im Auto einige Anweisungen gibt, wie wir auf gewisse Fragen der Hotelangestellten zu antworten haben, ahnen wir noch nichts von dem was uns gleich erwartet. Im Hotelbüro werden wir sofort mit allen möglichen Fragen bombardiert und langsam aber sicher dämmert es uns, dass dies ein Zielgruppencheck ist. Als wir dann von einer sympathischen Kanadierin, ein AWD-Verkäufer hätte es nicht besser gekonnt, langsam aber stetig an das Thema Hotelclub-Mitgliedschaft heran geführt werden, wird uns alles klar. Ich bin doch tatsächlich auf einen billigen Trick herein gefallen und habe vor lauter Freude über die gewonnene Woche Ferien Odi und mich auf eine balinesische Kaffeefahrt gebracht. Wer jetzt denkt wir sind schwach geworden, der täuscht sich gewaltig. Wir haben brav zugehört, unseren (gratis) Kaffee getrunken und dann ein souveränes „Nein, das ist nichts für uns“ in den Raum geworfen. Doch leider konnten wir natürlich mit dieser Antwort auch unsere Woche Ferien vergessen. Pech gehabt! Immerhin werden wir nach dem Gespräch gleich an den Flughafen gebracht, so dass wir immerhin in den Genuss eines kostenlosen Transports kommen. Meine Erkenntnis des Tage lautet: Man lernt nie aus, auch nicht am letzten Tag in Indonesien.

Mit Air Asia fliegen wir am Nachmittag nach Kuching. Obwohl wir schon x-Mal in Malaysia waren, nach Sarawak hat es uns bisher noch nie verschlagen und wir sind sehr gespannt, was uns in den nächsten zehn Tagen alles erwartet. In Kuching schlendern wir am Abend über den Weekend-Market und staunen über das grosse Angebot an Gemüse, Früchten, Fisch, Fleisch usw. Wir freuen uns, wieder in Malaysia zu sein.

Kuching

Weder ein Hahn, noch ein Muezzin, noch irgendwelche Krankenschwestern wecken uns heute zu früher Stunde. Wir geniessen die Ruhe und bleiben ein bisschen länger liegen. Etwas überrascht sind wir schon, als gegen neun Uhr heimatliche Klänge von Kirchenglocken uns freundlich aber bestimmt daran erinnern, dass es nun doch langsam an der Zeit ist, aufzustehen. Schliesslich steht heute Sightseeing in Kuching auf dem Programm. Der Hauport von Sarawak liegt an einem Fluss und ist für seine schöne Wasserfront bekannt. Die Stadt besticht nicht durch herausragende Sehenswürdigkeiten, überzeugt jedoch durch ihren sympathischen Gesamtauftritt. Wir fühlen uns sofort wohl und geniessen es, nicht alle zehn Meter angesprochen und angestarrt zu werden. Im Gegensatz zu Indonesien können wir hier den ganzen Tag ohne Begleitung von Studenten, die Englisch lernen wollen, durch die Strassen spazieren. Nur die Hitze macht uns etwas zu schaffen und wir sind froh, dass wir ab und zu in einem Shoppingcenter ein bisschen Abkühlung finden.

Iiiiigit – lange Nägel

Heute ist ein bisschen mehr los in Kuching und auch die kleinen Shops in den engen Strassen haben geöffnet. Damit wir bald wieder ein Päckli auf den langen Weg in die Schweiz schicken können, kaufen wir noch ein paar nette Souvenirs. Gegen Abend bringt uns der Inhaber des Guesthouses an den Flughafen. Das alte chinesische Mändli ist wirklich ober süss. Er hat uns derart ins Herz geschlossen, dass er mich doch tatsächlich zum Abschied abknutscht. Odi ist froh, dass er mit einem Handschlag davon kommt… Mit Air Asia fliegen wir weiter nach Miri. Drei Nächte werden wir hier in einem Backpacker-Hostel verbringen, bevor es weiter in den berühmten Mulu National Park geht.

Nachfolgend wieder einmal eine kleine Episode aus dem asiatischen Alltag:
Die Asiaten lieben lange Finger- und Zehnnägel! Wohl verstanden, ich spreche hier nicht ausschliesslich vom weiblichen Geschlecht, sondern auch vom männlichen. Praktisch alle Männer lassen sich mindestens den Nagel an einem kleinen Finger lang wachsen. Dieser wird danach hauptsächlich für zwei Verwendungsmöglichkeiten eingesetzt: 1. zum „Nase grüble“ und 2. zum „Ohre grüble“. In letzter Zeit können wir vermehrt beobachten, dass es nun auch als chic gilt, wenn die restlichen Nägel möglichst lang sind. Dies ist dann für die Umwelt der eindeutige Hinweis, dass man einen Beruf hat, indem man sich nicht die Finger schmutzig machen muss. Bei den Zehnnägel verhält es sich in etwa gleich – gute und saubere Jobs erlauben offene Schuhe. Tja, unsere Meinung zu diesem Thema ist ziemlich eindeutig und lautet in einem Wort: „Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiigit“!

Miri

Einen ganzen Tag haben wir uns aufgehoben, um Miri anzuschauen. Bewaffnet mit dem üblichen Sightseeing-Zeugs, sprich Stadtplan und Fotoapparat, machen wir uns auf den Weg, um die Stadt zu Fuss zu erobern. Nach nur vier Stunden sind wir ohne erwähnenswerte Entdeckungen wieder zurück beim Guesthouse. Zum Glück haben wir genug Lesestoff dabei und so verbringen wir den Rest des Tages mit einem Buch auf dem Sofa. Odi hat inzwischen alle seine „Lord of the rings“-Bücher durch und einen mehr als valablen Ersatz gefunden. Die „World of Warcraft“-Bücher haben ihn dermassen aus den Socken gehauen, dass wir inzwischen nur gerade neun dieser Schinken im Rucksack mitschleppen. Zusammen mit meinen zwei Büchern und den vier Reiseführern ergibt dies etwa sechs Kilo Papier…

Brunei

Ein neues Land in einem Tag – dies ist das erklärte Ziel von heute! Von Miri dauert die Fahrt in die Brunei nur gerade eine knappe Stunde. Diese Nähe wollen wir nutzen und machen einen geführten Tagestrip in das Reich des Sultans. Das Land verdankt seinen Reichtum dem schwarzen Gold. Das Öl wird hier nicht nur gefördert, sondern auch gleich raffiniert. Dies merkt man vor allem beim Tanken – ein Liter Benzin kostet nur gerade unglaubliche 30 Rappen! Da die Ölquellen in rund 30 Jahren versiegen werden, versucht die Regierung mit Tropenholz ein zweites Stammbein aufzubauen. Heute ist bereits rund 70% des Landes mit Dschungel überwachsen. Wir fragen uns, ob es nicht nachhaltiger wäre den Dschungel touristisch zu nutzen… Unser erstes Ziel ist die Omar Ali Saifuddien Mosque, ein wahrer Prunkbau einer Moschee. Mit Gold, Marmor und anderem edlem Schnick Schnack wurde hier definitiv nicht gespart. In Brunei gehören praktisch alle Einwohner dem Islam an. Die Religion wird sehr strikt gelebt. So gibt es zum Beispiel im ganzen Land keine Alkohol zu kaufen – zum Glück sind wir nur einen Tag hier… :-). Im Royal Regalia Muesum hat die Sultanfamilie eine besonders interessante Ausstellung parat. Alle Geschenke von ausländischen Staatsgästen sind hier präsentiert. Und glaubt uns, liebe Leserinnen und Leser, das sind viele (nutzlose) Geschenke. Auch hier wird einem der Prunk so richtig vorgeführt. Da es an Sehenswürdigkeiten etwas mangelt, ist auch unser nächster Stopp ein Museum. Dieses Mal aber das Nationalmuseum. Auch wieder eher mässig interessant. Nach dem Fotohalt beim Water Village und beim Königspalast haben wir definitiv alles sehenswerte „angegückt“. Um unserem Motto „Aus jedem Land ein Souvenir“ treu zu bleiben, fahren wir noch zu einem Shoppingcenter bevor es wieder zurück nach Miri geht. Ein neues Land in einem Tag – wir haben es geschafft! Und mehr muss man wirklich nicht einrechnen für einen Besuch im Land der Sultane…

Mulu National Park

Die nächsten drei Tage werden wir im Mulu National Park mitten im Regenwald von Sarawak verbringen. Die Region wurde von der Unesco aufgrund ihres einzigartigen Höhlensystems sowie dem artenreichen Regenwald unter Schutz gestellt. Mulu ist nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen. Wir haben uns für die schnelle Variante entschieden und landen nach nur 30 Minuten mitten im Dschungel. Nach dem wir unser einfaches, aber überdimensional grosses Zimmer bezogen haben, geht es los mit der ersten Entdeckungstour. In der eher kleinen Langs Cave gibt es spektakuläre Stalagmiten und Stalagtiten zu bewundern. Aufgrund ihrer Grösse ist die benachbarte Deer Cave’s um einiges eindrucksvoller. Es ist zugleich die grösste Höhlenpassage der Welt. In dieser Höhle wohnen 2 – 3 Millionen Fledermäuse. Wir können einige abgestürzte Babys von ganz nahe anschauen und fotografieren. Leider haben die Kleinen ohne Mutter keine Überlebenschance und werden über kurz oder lang das zeitliche segnen. Das freut die Käfer, die bereits alle schön versammelt auf das Aas warten. Odi hat wie immer zum Fotografieren die Nase zuvorderst und wird ebenfalls Opfer einer kleinen Käferattacke. Drei Stück schaffen den langen Weg mit Odi aus der Höhle an die frische Luft – einer macht es sich auf dem T-Shirt bequem, einen zieht es in die Unterhose und einen entdecken wir erst am nächsten morgen neben dem Bett… Jeden Abend bei Sonnenuntergang verlassen alle Fledermäuse in grossen Gruppen die Langs Cave und machen sich auf die Suche nach Nahrung. 15 Tonnen Insekten werden so auch heute Nacht wieder zu Fledermausfutter. Ein wirklich eindrückliches Schauspiel, das wir hier vorgeführt bekommen.

Übrigens sind wir angenehm überrascht, dass es hier im National Park kein Abfallproblem gibt. Wir haben nur ein einziges Fötzeli am Boden gesehen und dieses hat der Ranger sogar eingesammelt. Etwas völlig neues für uns, wenn wir an die Bilder in Indonesien denken.

Ein Bad im Dschungel

In einem Langboot lassen wir uns am Morgen zu zwei weiteren Höhlen fahren. Unterwegs halten wir bei einem Handicraft-Market in einem Dorf. Wir können kaum glauben, als wir mitten im Dschungel von Sarawak ein Geschmiere von einer Spraydose mit dem Text „Warum nicht?“ entdecken. Ob der missionierende deutschsprachige Pfarrer dies wohl gemacht hat? In der Cave of the Winds hat die Natur in Tausenden von Jahren unglaubliche Gesteinsformationen erschaffen. Nicht umsonst heisst ein Teil der Höhle „King’s Chamber“. Durch die zweite Höhle, die Clearwater Cave, fliesst auf über 100 Kilometer ein unterirdischer Fluss. Das Wasser, das aus der Höhle fliesst ist kristall klar und eine willkommene Abkühlung in der Hitze des Regenwaldes. Wir lassen uns nicht lange bitten und geniessen das Bad mitten im Dschungel sehr. Zu Fuss machen wir uns den Rückweg zum Resort. Unterwegs müssen wir eine Höhle ohne Licht passieren und wir werden daran erinnert, dass unsere Stirnlampen seit einer halben Ewigkeit nicht mehr richtig funktionieren. Tja, zum Glück gibt der Blitz am Fotoapparat einiges an Licht her. Einmal mehr haben wir tierisches Glück und begegnen einer jungen Schlange, die es sich auf dem Weg gemütlich gemacht hat. Ich bin froh, dass ich sie erst entdecke, als ich bereits an ihr vorbei bin. Tierfotograf Odermatt hingegen wirft sich Auge in Auge vor das Tier und versucht ein nettes Bild zu machen. Pünktlich zum grossen Regen sind wir wieder zurück im Hotel. So bekommen wir auch am zweiten Tag keinen Tropfen Regen ab. Wenn das nicht Timing ist!

Schlamm wohin das Auge reicht

Zum ersten Mal in diesem halben Jahr haben wir an einem Ort fast zu viel Zeit. Ohne gross „zu stressen“ haben wir in den beiden ersten Tagen alles angeschaut, was wir uns vorgenommen haben. Als Zusatzprogramm stehen für heute zwei Möglichkeiten zur Auswahl: eine Bootsfahrt zu den Iban oder eine Wanderung zu einem Wasserfall. Bei der Wanderung gibt es noch zu ergänzen, dass der Weg als sehr schlammig gilt. In Anbetracht dieser Tatsache ist wohl allen klar, wer von uns zwei für was die Partei ergreift. Mit dem Versprechen, dass ich keine Schuhe putzen muss und wir stattdessen in K.L. beide neue Latschen kaufen werden, machen wir uns schliesslich auf zum Wasserfall. Wir Frauen sind schon einfache Gemüter – ein paar neue Schuhe in Aussicht und schon sind wir überredet! Der Weg ist wirklich ein einziges Sumpfloch, aber so bald beide Füsse einmal richtig mit Schlamm bedeckt sind, macht es sogar mir Spass. Nur der Wasserfall hätte doch etwas imposanter sein können… Von den tierischen Begegnungen heute gibt es zwei Dinge zu vermerken: 1. hier hat es tatsächlich zwei cm grosse Ameisen und 2. wir begegnen nochmals einer Schlange (gleiche Sorte, dieses Mal aber ausgewachsen). Da die Doppelzimmer ausgebucht sind, müssen wir heute Nacht wohl oder übel in einem Massenlager übernachten. Odi hofft insgeheim auf 19 Schwedinnen, die auf Studienfahrt in Sarawak sind… Stattdessen schlafen wir neben 18 (nicht sehr dekorativen) Asiaten und einem (auch nicht dekorativen) Tourist. Entgegen unseren Befürchtungen wissen sich aber alle zu benehmen und wir schlafen ganz gut.

Canopy Skywalk

Bevor wir den National Park definitiv verlassen, machen wir am Morgen eine Tour in die Baumkronen des Dschungels. Beim luftigen Spaziergang über den längsten Canopy Skywalk der Welt nehmen wir Abschied vom Regenwald. Danach steht uns wieder einmal ein Reisetag bevor. Via Miri geht es zurück nach Kuala Lumpur, leider mit acht Stunden Zwischenhalt in Miri. Warten, warten, warten… ist angesagt.

Hier sind noch die Bilder

2 thoughts on “Sarawak

  1. Koutschääk

    Gab ja eine ganze Menge an Käferchen in Mulu, hoffe doch Herr Odermatt konnte einige der Delikatessen ausprobieren. 😉

  2. Karin Fankhauser Post author

    Viele Käfer, sehr viele Käfer. Und ich geduldig am warten bis Odi den perfekten Shot in der Kamera hatte. Unseren Gluscht nach den feinen Snacks haben wir für Stuwi u Kare aufbewahrt. Der Oktober und damit unser Ausflug in die Kao San Road kommt näher… 🙂

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