Central Vietnam

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Nachtbus

Nach einem Tag faul auf der Haut liegen und nichts tun, besteigen wir gegen Abend den Nachtbus nach Hoi An. Eigentlich haben wir uns vorgenommen aus Sicherheits- und Bequemlichkeitsgründen nie in der Nacht mit einem Bus zu reisen. Na ja, da es aber aus dieser Stadt keine andere Verbindungen gibt, bleibt uns wohl oder übel nichts anderes übrig. Wenigstens brauchen wir uns bei dieser Busgesellschaft keine Sorgen um die Sicherheit zu machen. Der Bus gehört einem Carunternehmen, dass sich auf den Transport von Touristen spezialisiert hat und neben dem Fahrer auch immer einen Aufpasser mitschickt. Bleibt nur die Bequemlichkeit, die wir definitiv nicht finden. Zwar können wir praktisch liegen und uns fast ganz ausstrecken, doch die Breite lässt eine Menge Kontakt mit Odi auf der einen und meinem chilenischen Nachbarn auf der anderen Seite zu. Und so schlafen wir zu fünft wie Hühner auf dem Stängeli in der hintersten Reihe. Als wir endlich einnicken, fahren wir wohl prompt über die längste Baustelle Vietnams. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie fest und vor allem wie lange wir so richtig durchgeschüttelt werden. Dies ist wohl auch der Grund, warum wir trotz praktisch leeren Strassen für die 511 Kilometer zwölf Stunden brauchen. Ziemlich müde und geschafft kommen wir am nächsten Morgen in Hoi An an. Wir haben Glück und finden ein Hotel, das uns trotz der frühen Morgenstunde bereits ein Zimmer überlässt. Trotz der kurzen Nacht sind wir sogar noch fit genug, das Zimmer um 10 Dollar (immerhin ca. 40%) pro Nacht herunter zu feilschen. In Asien kann man praktisch alles mit ein bisschen diskutieren für ein paar Dollar weniger haben…

Hoi An

Nach zwei Stunden Schlaf und einer Dusche sind wir ready für das nächste Unesco Weltkulturerbe: die Altstadt von Hoi An. Obwohl das Städtchen zur Zeit eine einzige grosse Baustelle ist, spüren wir sofort den unvergleichlichen Charme, den dieser Ort ausstrahlt. Der einzige Malus: trotz erschwerten baulichen Bedingungen und engen Gassen gehören auch hier die Roller – selbstverständlich inklusive pausenlosem Gehupe – zum Strassenbild. Wie alle Touristen erstehen auch wir ein so genanntes Altstadt-Ticket, mit dem man fünf ausgewählte Lokalitäten näher besichtigen kann. Die Bauten sind zum Teil seit über zehn Generationen im Besitz der gleichen Familie und werden mit viel Stolz den zahlreichen Touristen gezeigt. In Hoi An wird uns einmal mehr eindrücklich vorgeführt, wie begabt die Vietnamesen sind. Neben allerhand super schönen von Hand gefertigten Souvenirs ist der Ort vor allem für seine massgeschneiderten Kleider bekannt. Hier gibt es wirklich nichts, was die fleissigen Vietnamesen nicht innerhalb von kürzester Zeit in guter Qualität nach schneidern könnten. Da die Temperaturen heute selbst für uns zu hoch sind, fliehen wir nach vier Stunden durch die Gassen schlendern wieder in das klimatisierte Hotelzimmer. Wir nutzen die „heisse“ Zeit und lernen ganz vorbildlich für unseren Rescue Diver Kurs, den wir in wenigen Tagen auf den Philippinen beginnen werden. Erst nachdem die grösste Hitze vorbei ist, verschlägt es uns nochmals für ein paar lokale Spezialitäten in die wunderschöne Altstadt.

My Son

Im Zentrum von Vietnam sind die von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannten Stätten praktisch in gehäufter Form zu finden. Neben Hoi An gibt es in der unmittelbaren Umgebung noch zwei weitere kulturelle Höhepunkte zu besichtigen. My Son, das intellektuelle und religiöse Zentrum der hiesigen Champa-Kultur, steht heute auf dem Programm. Da wir den Massentourismus am Morgen meiden wollen, mieten wir uns am Nachmittag einen eigenen Fahrer. Unsere Strategie geht voll auf und wir haben praktisch die ganze Anlage bei tollen Lichtverhältnissen für uns alleine. Auf der Rückfahrt geniessen wir einmal mehr die Sicht auf die satten und grünen Reisfelder. Im Unterschied zum Norden werden die Vorfahren im Süden und im Zentrum oft inmitten den Reisfelder begraben. Dank diesen Gräbern weiss schliesslich jeder, wem das entsprechende Land gehört. Besitzt die Familie des Verstorbenen nicht genug Geld, wird der Leichnam statt eingemauert einfach unter einem grossen Sandhaufen begraben. Beim z’Nacht in einer Strassenküche bringt uns ein alter Mann zum Schmunzeln. Im Pyjama sitzt er auf einem Plastikstuhl und geniesst seinen Schlummertrunk. Auch dies ist hier überhaupt nichts aussergewöhnliches und am Abend versammelt sich oft das halbe Dorf zur „Pyjama-Party“ in den Strassen.

You buy something, you

Da es noch eine ganze Menge andere Häuser, Tempel, Versammlungshallen und Museen zum Anschauen gibt, kaufen wir uns am Morgen nochmals ein Altstadt-Ticket. Zu unserer Überraschung gibt es die Altstadt auch in der Ausgabe ohne Roller. Von Zeit zu Zeit wird tatsächlich ein Rollerverbot erlassen, so dass heute nur noch Zweiräder ohne stinkenden Motor um uns herum kurven. Eine wahre Wohltat! Der meist gehörte Satz in Hoi An ist übrigens: „You buy something, you“. Wir finden es immer wieder lustig, wie wir in der Befehlsform zum Kaufen animiert werden sollen. Nach dem z’Mittag müssen wir uns sputen, dass wir es rechtzeitig ins Hotel schaffen. Zur Abwechslung ist es mein Magen, der vor ein paar Tagen etwas abbekommen hat, das ihm gar nicht bekommt. Und so verbringen wir den Nachmittag wohl oder übel im Zimmer in der Nähe der Toilette. Doch zum Glück gibt es Immodium und Bioflorin (Hilfe, unser Vorrat neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen…) und wir können am Abend nochmals auf die Pirsch. Heute drücken wir zum ersten Mal ein paar Cents für ein Foto ab.

Old Man in Hoi An, Vietnam

Wir müssen den alten Mann einfach fotografieren, da die Stimmung und das Licht so perfekt sind!

Bereits zweimal bin ich in den letzten zwei Wochen Opfer von Umarmungsattacken geworden. Ohne Vorwarnung suchen wildfremde Mädels im Teeniealter den Kontakt zu mir und lassen mich fast nicht mehr los. Zum Glück können die Girls unterscheiden, dass sie dies zu ihrem persönlichen Schutz nur bei weiblichen Touristen machen.

Privates Pissoir

Mit dem Bus verlassen wir am Morgen Hoi An. Man muss sich wirklich keine Sorgen machen, wenn man hier die Abfahrt verpasst. Nach einigen Minuten Fahrt halten wir am Strassenrand an und warten auf den letzten Fahrgast, der mit dem Roller zum Bus gebracht wird. Das nennen wir Service… Obwohl das Busunternehmen kommuniziert, dass unterwegs bei den interessanten Sehenswürdigkeiten immer ein Halt eingelegt wird, sind wir bis dato ohne solche Unterbrüche von A nach B gefahren. Doch heute stoppen wir tatsächlich bei den Marbles Mountains und kommen so ohne grossen Aufwand in den Genuss diese natürlichen Höhlen besichtigen zu können. In Danang steigen mangels Highlights die wenigsten Reisenden aus. Da wir die letzte Teilstrecke unserer Vietnamreise im Zug befahren wollen – in diesem Kaff gibt es einen Bahnhof – gehören wir zu dieser Minderheit (wir sind die einzigen). Im Hotelzimmer kann es Odi kaum glauben, dass im Badezimmer ein Pissoir eingebaut ist. Das haben wir nun wirklich in keinem Hotel weltweit je angetroffen. Voller Freude über sein ganz privates Pissoir probiert er dieses selbstverständlich sofort aus. Nur dumm, dass alles was man oben hinein lässt unten gleich wieder zum Siffon heraus tropft. Das war’s dann, mit der exklusiven „Pisseria“! Auf dem Stadtrundgang landen in einem Tempel der Cao Dai-Religion. Weltweit gehören nur rund 2’000’000 Millionen Menschen dieser Glaubensrichtung an, die ihren Ursprung im Vietnam hat. Ein Anhänger erklärt uns alles Wissenswerte und wir werden den Verdacht nicht ganz los, dass es sich hierbei um eine sektenähnliche Gruppierung handelt. Unsere persönliche Erleuchtung finden wir heute bei der billigsten Nudelsuppe der gesamten Reise: 60 Rappen!

Vergitterte Zugsfenster

Damit wir bei unserem zweiten Aufenthalt im Vietnam nicht ausschliesslich mit dem Bus unterwegs sind, haben wir uns für die letzte Teilstrecke den Zug als Transportmittel ausgesucht. Dabei soll der Küstenabschnitt zwischen Danang und Hué landschaftlich besonders reizvoll sein. Beim Warten am Bahnhof lernen wir die Einstellung der Vietnamesen zu richtig fetten Touristen kennen. Die überflüssigen Kilos stossen auf Unverständnis und ernten viel Kopfschütteln. Die WC-Frau macht sich sogar laut über die Fettpolster einer Touristin lustig. Pünktlich trifft unser Zug in Danang ein. Doch bevor wir einsteigen können, muss zuerst unser Wagen angehängt werden. Dies passiert hier ohne abbremsen und ohne jegliche Distanzangaben. Voller Wucht fährt der Lokführer in den stehenden Zug. Immerhin kennen sie die Bremsprobe… Als wir endlich einsteigen können, beginnt das übliche asiatische Chaos. Von allen Seiten drängen sich die Passagiere durch den Gang und quetschen sich auf der Suche nach dem richtigen Platz aneinander vorbei. Wir bleiben mitten drin stehen und warten lachend bis etwas Ruhe eingekehrt ist. Leider können wir die Aussicht auf die Küste nicht wie gewünscht geniessen. Um die Fahrgäste vor Wurfgegenständen zu schützen, sind die Fenster vergittert. Wir sind froh, dass wir einen reservierten Platz haben und die Klimaanlage für die willkommene Abkühlung sorgt. Beim Aussteigen wird jede Türe von einem Angestellten geöffnet. Die Wagen sind viel zu alt, als dass dies die Passagiere selber tun könnten. In Hué angekommen, kämpfen wir uns an den zahlreichen Hotelschleppern vorbei und machen uns zu Fuss auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Wenn wir gewusst hätten, wie weit wir in dieser Hitze marschieren müssen, hätten wir uns wohl dieses eine Mal von einem Schlepper überzeugen lassen. Für den Rest des Abend bin vor allem ich ziemlich erledigt.

Hué

Hué ist das dritte Unesco Weltkulturerbe in der Region und steht heute auf unserem Programm. Leider ist die Zitadelle eine echte Enttäuschung. Überall und nirgends wird planlos ein bisschen restauriert und wir fragen uns, wann die Damen und Herren der Unesco wohl zum letzten Mal in der Stadt waren. Im einzigen modernen Einkaufszentrum, das erst vor einer Woche eröffnet wurde, beobachten wir die Vietnamesen beim fahren auf der geheimnisvollen Rolltreppe. Für viele scheint dies die erste Fahrt zu sein und wir können uns das Grinsen nur knapp verkneifen. Am Abend haben wir uns mit einem crazy Aussie verabredet. Wie verrückt er wirklich ist, zeigt Mat uns sofort, hat er doch ein z’Nacht auf dem Land organisiert. Obwohl Schlangenfleisch für uns bekanntlich nichts neues ist, freuen wir uns über die Überraschung. Erst beim zweiten Restaurant finden wir ein Tier. Da das Teil recht schwer ist, ist auch der Preis an der oberen Grenze. Trotzdem lassen wir uns auf das Abenteuer ein und erleben so nochmals, wie das Prachtexemplar vor unseren Augen geschlachtet und seziert wird. Das Herz überlassen wir dieses Mal Mat. Leider wird die Schlange mit samt den Knochen zubereitet und ist deshalb nicht ganz so lecker wie beim letzten Mal. Trotzdem war es wieder ein einmaliges und unvergleichliches Erlebnis.

Als wir auf unsere Schlangenguides warten, treffen wir übrigens tatsächlich Glenn und Hay, unsere beiden Guides von der Töfftour durch den Norden Vietnams. Was für ein Zufall! Da die beiden auch noch morgen in der Stadt sind, verabreden wir uns für den morgigen Abend mit ihnen.

DMZ

Nach einer zu kurzen Nacht finden wir uns früh am Morgen in einem Bus wieder. Heute geht es in die DMZ, die ehemals entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südvietnam. Ironischer weise haben hier im Vietnamkrieg die heftigsten Kämpfe statt gefunden. Wir besuchen viele dieser historischen Orte – unter anderem den legendären Ho Chi Minh-Pfad, ein unterirdisches Dorf sowie einige Schlachtfelder. Die Gegend ist teilweise heute noch vermint und als Souvenir werden Erkennungsmarken der verstorbenen Soldaten verkauft. Unsere halbe Reisegruppe besteht aus Amis und wir stellen fest, dass dieser Krieg auch über dreissig Jahre nach Kriegsende immer noch ein grosses Thema ist. Eindrücklich sind vor allem die Zeilen der Veteranen in den Gästebüchern, die Jahre später wieder an diesen Ort zurück gekehrt sind. Leider können wir nur die in englisch verfassten Gedanken lesen. Nach einem langen Tag im Bus warten wir zurück in Hué vergebens auf Glen und Mat. Irgendwie scheinen sich heute alle verspätet zu haben… Schlussendlich essen wir zusammen mit Mat beim Inder um die Ecke und müssen das Bier mit Glenn sausen lassen. Als er sich endlich meldet, sind wir schon im Bett und erholen uns vom doch recht langen Tag.

Nicht mit uns!

An unserem letzten Tag im Vietnam, mieten wir einen Roller und fahren aufs Land. In der Umgebung gibt es einige prunkvolle Königsgräber zu bewundern. Ohne Karte und grosse Umwege finden wir die Stätten auf Anhieb. Wir sind froh, dass diese Orte doch um einiges schöner sind als die Zitadelle in der Stadt. Als wir beim zweiten Grab die Eintrittstickets kaufen, versuchen zwei Frauen uns so richtig übers Ohr zu hauen. In ein nettes Gespräch verwickelt, verlangen sie zum Bezahlen kleinere Noten und lassen die grossen Noten in der Schublade verschwinden. Pech gehabt Mädels, wir sind zwar blöd, aber ganz auf jeden Scheiss fallen wir nach sieben Monaten reisen nun auch nicht mehr herein… Wir stellen die beiden zur Rede und beharren darauf, dass sie uns das Geld wieder zurück geben. Zurück im Hotel werden wir für den neuen Hotelprospekt als Fotomodell missbraucht. Na ja, wir sind uns nicht ganz sicher, ob sie mit uns verschwitzten und staubigen Touristen das Geschäft ankurbeln können. Zum letzten z’Nacht gibt es Fondue Chinoise mit Fisch und Beef à la Vietnam. Pretty good – nur die feinen „Sösseli“ fehlen.

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes noch eine kleine Sprachanalyse zu den komischen vietnameschen Lauten:
Die vietnamesische Sprache ist ein richtiger Zungenbrecher. Die Laute sind so konzipiert, dass man auch im grössten Lärm und über mehrere Köpfe immer lauthals und trotzdem verständlich miteinander kommunizieren kann. Manchmal fühlt man sich als Tourist unweigerlich wie in einem Stall voller gackernder Hühner. Die Leute können sich auch ohne Probleme mit vollem Mund unterhalten und verstehen sie sich klar und deutlich. Was daran wahr ist wissen wir nicht wirklich. 😉

Hier sind die Bilder

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