Palau

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Paranoia im Quadrat

Da wir den gestrigen Nachmittag bekanntlich vollständig im Büro der Cebu Pacific Air „verwartet“ haben, müssen wir heute den Rest unserer Aufgabenliste abarbeiten. Zum Glück gibt es auf der gemütlichen Terrasse des Guesthouses gratis Internet und wir können alles, was wir uns vorgenommen haben erledigen. Gegen Ende des Nachmittags machen wir uns auf den Weg an den Flughafen – Palau und damit eine weitere Traumdestination für Taucher erwartet uns. Doch zuerst müssen wir aber ein Taxi finden. Was mitten in der Nacht immer einfach war, scheint am Tag doch etwas mehr Zeit in Anspruch zu nehmen. Die meisten sind voll und die Anderen wollen den Taxameter nicht einschalten. Schliesslich finden wir doch noch einen Fahrer, der zu seinem Pech erst mit den Preisverhandlungen anfängt, als wir schon im Taxi sitzen. Ist mal erst einmal drin, kann man auf den Taxameter bestehen. He, he, he… Wir haben schon einmal kurz über die krassen und flächendeckenden Sicherheitsvorkehrungen hier in Manila berichtet. Nach unserer Einschätzung sind diese leicht übertrieben und grenzen doch eher an Paranoia. Selbstverständlich gibt es auch am Flughafen an jeder Tür mindestens einen Sicherheitsbeamten und so wird man bereits beim Betreten des Gebäudes zum ersten Mal so richtig ausgiebig durchsucht. Wie dies nun endet, wenn man wie wir mit einer amerikanischen Fluggesellschaft fliegt, kann man fast nicht glauben, wenn man es nicht selber erlebt hat – ein Sicherheitsmarathon per excellence. Wir werden nur gerade 3 (!!!) Mal mit sämtlichem Gepäck von Kopf bis Fuss durchleuchtet. Nach dem heutigen Tag sind wir sicher, dass wir völlig legal unterwegs und unsere Papiere sowie unser Gepäck vollkommen in Ordnung sind. Bei dieser Gelegenheit haben wir festgestellt, dass unser Traumberuf am Flughafen von Manila der „Schuhdurchschnüffler“ ist. Die armen Typen müssen tatsächlich jeden Schuh einzeln durchtasten. Mitten in der Nacht landen wir schliesslich in Koror auf Palau. Im Motel können wir unseren müden Augen kaum glauben. Unser Zimmer ist praktisch eine Turnhalle! Verglichen mit der Logie in Manila haben wir hier ca. 8 Mal mehr Platz. Ein erstes Indiz, dass Palau auch ein Hauch amerikanischen Einschlag vorweisen kann.

Jelly Fish Lake

Nach nur drei Stunden Schlaf werden wir im Hotel abgeholt. Doch wer denkt schon an ausschlafen, wenn man weiss, was uns heute alles erwartet. Nachdem wir unsere Ausrüstung geschnappt haben, fahren wir dem Boot eine Stunde durch die absolut fantastischen der Rock Islands dem ersten Tauchspot entgegen. Eine solch geniale Landschaft ist uns praktisch noch nie begegnet! So viele verschiedene Blautöne gibt es eigentlich gar nicht! Ich bin derart hin und weg, dass ich Odi frage, ob wir hier je wieder weg müssen…

Palau, Island

Mit der verheissungsvollen Bemerkung des Tauchlehrers „If you don’t like to see sharks, close your eyes“ springen wir ins Wasser. Wie versprochen, sehen wir auf den beiden Tauchgängen mehr Haie als bei sämtlichen in diesem Jahr absolvierten Tauchgängen gesamthaft. Ein zutraulicher Napoleon begleitet uns praktisch auf dem ganzen Tauchgang. Am Blue Corner, dem bekanntesten Divespot in der Region, warten wir in der leichten Strömung auf Action. Leider ist diese heute nicht besonders aufregend und die Haie nicht in der üblichen Fresslust. Auf der Rückfahrt stoppen wir beim Jelly Fish Lake. Das Brackwasser beheimatet nur gerade 18 Millionen dieser Spezies und ist unglaublich eindrücklich. Jelly Fishes soweit das Auge reicht! Da die Tiere in diesem See keine natürlichen Feinde haben, sind sie auch für die Schnorchler absolut ungefährlich. Was für ein Start in unsere Woche in Palau!
 

 
Peleliu Island

Unsere beiden Tauchgänge absolvieren wir heute in der Nähe von Peleliu Island, dem südlichsten Staat von Palau. Beim ersten Tauchgang zähle ich zwölf Weissspitzenriffhaie auf einen Blick! Die berühmte Peleliu Wall ist zwar recht farbenfroh, doch finden wir an ihr nicht das zuerwartende Kleingetier. Am Nachmittag machen wir einen Landausflug auf die Insel. Nach den Spaniern, den Engländern sowie den Deutschen besetzten die Japaner Palau ab 1914. Im zweiten Weltkrieg endete diese Besetzung mit einer blutigen Schlacht zwischen den Japanern und den Amis. Rund 10’000 Japaner und 2’000 Amerikaner verloren dabei in wenigen Tagen ihr Leben. Die ganze Insel gleicht einem einzigen Museum und überall finden sich irgendwelche Überbleibsel aus dieser Zeit. Auf dem Heimweg begleiten uns zu meiner Freude ein paar Delfine. Die Tiere schwimmen eine ganze Weile in der Bugwelle unseres Schiffes und springen immer wieder aus dem Wasser.

Palau gehört übrigens nicht wie von uns irrtümlich angenommen zu Mikronesien. Die Inselgruppe hat sich 1978 gegen den Beitritt zu den Föderalistischen Staaten von Mikronesien entschieden und ist seit zwölf Jahren vollkommen unabhängig sowie selbstständig. Das Land zählt heute nur gerade 20’000 Einwohner, wovon ein Viertel ausländische Gastarbeiter sind.

Haie, Haie und nochmals Haie

Unser erster Tauchgang ist nicht wirklich spektakulär und obwohl sich der Spot Shark City nennt, sichten wir nur ein paar einzelne Haie. Dafür geht auf dem zweiten Tauchgang dann richtig die Post ab. An einer Riffecke zum offenen Ozean machen wir es uns in 20 Meter Tiefe gemütlich und bekommen eine Fressparty vorgeführt. Die Haie – teilweise in einer echt netten Grösse – lassen sich von uns sowie unseren Bubbles nicht stören und liefern eine tolle Show. Leider reicht die Luft unter Wasser bekanntlich nicht ewig und obwohl wir noch lange zuschauen könnten, müssen wir irgendwann an den Aufstieg denken. Nicht weit von der Tauchschule entfernt, tauchen wir dafür gleich nochmals ab, um uns ein Wreck aus dem zweiten Weltkrieg anzuschauen. Das japanische Transportschiff birgt ein paar echte Schätze und wir finden Gasmasken, Munition, Gewehre, Kanonen, Flugzeugmotoren, Helme usw. Wie jeden Abend geniessen wir zum Abschluss des Tages unser Dekobier in der hauseigenen Bar der Tauchschule. Obwohl hier in Palau fast alles seinen stolzen Preis hat (ein kleines Beispiel: eine Stunde Flug mit dem Helikopter kostet nur gerade bescheidene 1200 Dollar…), findet man mit etwas Glück immer wieder ein Schnäppchen. Unser Schnäppchen des Tages ist ein super feines Tuna-Sashimi für weniger als 6 Dollar. Mmmhhh… einfach köstlich! Da wir Dank guter Recherche auch mit unserem Tauchpackage Glück haben, sind wir ansonsten Essens technisch bestens versorgt. Mit dem amerikanischen Breakfast und der Lunchbox am Mittag bekommen wir alles was unser Magen an Verpflegung braucht. Und so beschränkt sich unser z’Nacht im Normalfall auf das Apéro. Mit Sam’s Tours haben wir übrigens eine Tauchschule gefunden, die am Mittag sogar Sushi servieren. Das nennen wir Luxus!

Manadarinfische und andere Sorgen

Die grössten Sorgen eines Tauchers sind die Ohren. Ohne Druckausgleich kann man schlicht jegliches abtauchen vergessen. Leider hat sich bei mir in den letzten Tagen ein Schnuppen eingeschlichen, der meinen Druckausgleich doch etwas mehr als erwünscht behindert. Mit Nasenspray und anderen Hausmittelchen schaffe aber auch ich beide Tauchgänge zu absolvieren. Am Blue Corner tauchen wir wieder einmal in mitten von Haien. Hier gilt wirklich das Motto „Riff auf der rechten und Haie auf der linken Seite“. Cool! Auch vier Napoleons begleiten uns die ganze Zeit und einer ist so zutraulich, dass er richtig gehend unsere Streicheleinheiten sucht. Im German Channel suchen wir anschliessend die Mantas, für die Palau ebenfalls bekannt ist. Da jedoch im Moment nicht Manta-Saison ist lässt sich leider keiner von diesen eindrücklichen Tieren blicken. Zurück im Hafen kann es Odi nicht lassen und taucht für einen Jetty-Dive gleich nochmals ab. Zu seiner grossen Freude findet er ganz viele der besonders farbenfrohen Mandarinfische. Ich muss leider passen, da sich mein Schnuppen immer mehr in Richtung Grippe verabschiedet. Wenigstens das Tuna-Sashimi kann mir aber niemand nehmen und viel Schlaf hilft hoffentlich auch, um für den morgigen Tag wieder fit zu sein. Schliesslich verzichtet niemand freiwillig auf einen Tauchgang in Palau…

Der Trick mit der Petflasche

Nach elf Stunden Schlaf sowie einem Wunderpülverchen bin auch ich wieder genug fit zum Tauchen. Wie jeden Tag fährt der Bootscapitain einen anderen Weg durch die wunderbare Landschaft der Rock Islands den Tauchplätzen entgegen. Der erste Tauchgang ist einmal mehr der Hammer. Da sich die Haie nicht sofort zeigen, lockt unser Tauchguide diese mit etwas Lärm von einer leeren Petflasche an. Der Trick funktioniert tatsächlich und nach einigen Minuten sind wir umzingelt von nur gerade 13 Haien. Auch ein 3 Meter grosser Silvertip Shark gibt uns die Ehre. Auf der Fahrt zu unserem letzten Tauchgang im offenen Meer taucht tatsächlich auch noch ein Manta vor unserem Boot auf. Wirklich schade, dass wir diese Spezies nicht auch unter Wasser beobachten konnten. Zurück in der Tauchbasis haben Odi und ich nur noch die Mandarinfische im Kopf. Wieder werden wir am Jetty der Tauchschule fündig und können eine ganze Horde dieser tollen Kreaturen beobachten. Mit diesem seltenen Anblick neigt sich unser letzter Tauchtag langsam aber sicher dem Ende entgegen. Da hilft nur noch ein Dekobier… Auf eine Hammerströmung haben wir übrigens während all den Tauchgängen vergebens gewartet. Zwar haben wir ein paar Mal die Reef Hooks – eine Art Hacken mit Schnur, mit denen man sich am Reef anhängen kann und somit nicht mit der Strömung kämpfen muss – mitgenommen, zum Einsatz kamen diese aber nie.

Fruits Bat Pie

In unserem Tauchpackage ist am letzten Tag eine Kajack-Tour eingeschlossen. Und so erkunden wir die Landschaft der Rock Islands heute vorwiegend mit unserer eigenen Muskelkraft. Die Milky Way Bucht ist bekannt für den gesunden Schlamm, der besonders gut für die Haut sein soll. Klar, dass auch wir uns den Kopf mit diesem Wundermittel einstreichen und auf den Gewinn von ein paar Jährchen hoffen. Unser Anblick erinnert wohl eher an Ausserirdische, denn einige Japaner fotografieren uns wie wild. Den Nachmittag verbringen wir vor allem mit schnorcheln. Noch einmal dürfen wir im Jelly Fish Lake unsere Runden drehen und uns von den 18 Millionen Jelly’s verabschieden. Zum Abendessen verabreden wir uns mit Jerry, einem Ami mit taiwanesischer Abstammung, mit dem wir auch schon die ganze Woche abgetaucht sind. In einem japanischen Restaurant probieren wir einige tolle Spezialitäten. Als Appetizer gibt es ein Super Sashimi mit Tuna, Snapper und Giant Clam. Weiter geht es mit Mangroven Krabbe und DER einheimischen Spezialität: Fruits Bat Pie – eine ganze Fledermaus in einer Suppe gebacken im Ofen. Zum Glück seziert die Kellnerin das Tier für uns in essbare und nicht essbare Teile. Obwohl der Anblick doch eher gewöhnungsbedürftig ist, schmeckt das Fleisch super zart und erstaunlich gut. Einmal mehr ein sehr lohnender kulinarischer Exkurs!

Bye bye Palau

Da unser Flug zurück in die Philippinen erst gegen Abend abfliegt, müssen wir uns den Tag sonst irgendwie sinnvoll um die Ohren schlagen. Wir beschliessen zusammen mit Jerry ein Auto zu mieten und die Insel im Norden von Koror zu erkunden. Erst als wir in das Auto einsteigen und losfahren wollen, merken wir, dass die Palauer das Lenkrad auf der rechten Autoseite montiert haben und auch auf der rechten Strassenseite fahren. Als ob wir von den ständigen Wechsel zwischen Links- und Rechtsverkehr nicht schon genug verwirrt wären, nun also auch noch dies… Richtig lustig wird rechts fahren und rechts sitzen erst beim Überholen. Man sieht gar nix! Dank der neuen Ringstrasse um die Hauptinsel kommen wir zwar rasch vorwärts, finden aber mangels Wegweiser die meisten Sehenswürdigkeiten nicht. Und so stoppen wir nur bei einigen uralten Monolithen, die irgendwie etwas mit den Steinen auf der Osterinsel zu tun haben und beim Capitol, dem neuen Regierungssitz von Palau. Praktisch mitten im Urwald hat sich der Präsident hier ein Abbild des Weissen Hauses gebaut. Das nächste Projekt ist nun die Umsiedlung von möglichst vielen Leuten aus Koror in die Nähe des Regierungsgebäudes. Bis dato gibt es im Umkreis von rund zehn Kilometer ausser diesem Prunkbau überhaupt nichts. Wir sind uns nicht sicher, ob sich diese Pläne in absehbarer Zukunft wirklich verwirklichen lassen werden. Das ganze scheint doch eher ein bisschen suspekt. Mit diesem Landausflug geht unser Aufenthalt in Palau definitiv dem Ende entgegen. Es war einfach wunderbar! Wissen die Götter, wann wir das nächste Mal in der einzigartigen Südsee landen werden… Dass wir wieder in Manila sind, merken wir spätestens im Taxi. Der Fahrer versucht für das Gepäck eine willkürlich erfundene Gebühr zu verlangen. Pech gehabt, mein lieber Taxifahrer – auch in diesem Land kennen wir das Taxibusiness nun langsam aber sicher.

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2 thoughts on “Palau

  1. Tom

    hallo zämä,

    dank einem day off (schliesslich muss man si-ch ja auch mal wieder erholen) und einem camping-platz mit gratis wifi, konnte ich mich endlich mal wieder bezüglich eurer reise auf den neusten (jedenfalls soweit vorhanden) stand bringen.

    so wie’s aussieht, hätte es auch andere interessante inselchen im südpazifik für unseren späteren zwischenstopp gegeben. nun müssen wir uns halt mit fiji zufrieden geben. 😉

    jup, die stampede war wirklich was. karin, dies musst du odi später auch mal noch zeigen. er hätte sicher auch seine freude daran. 😉

    nun wünsche ich euch weiterhin noch viel spass und erfolg mit den taxis.

    ä gruess
    tom

  2. Karin Fankhauser Post author

    Hallo dir zwöi!

    Das kenne ich irgendwie – kaum hat das männliche Geschlecht einen freien Tag und ein Wifi sind sie überglücklich 🙂

    Palau war in der Tat mega schön. Aber wir sind auch gespannt auf eure Erzählungen aus den Fiji. Eigentlich wollten wir da auch hin, aber mangels Geografiekenntnisse sind wir ja bekanntlich in Vanuatu gelandet.

    Nach den vier Monaten Camping-Ferien in Australien ist Odi nun bereit und gewillt mit mir auch Kanada so zu erforschen. Mal schauen, ob wirs auf das Datum der Stampede schaffen…

    Häbets witerhin guet u liebi Grüess

    Karin & Odi

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