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Eine Ratte auf Besuch
Wie schon im letzten Eintrag erwähnt, ist unser Hotel in Baguio trotz des wohlklingenden Namens „Diamond Inn“ nicht gerade ein Diamant. Nach den Kakerlaken, die in der Zwischenzeit Dank Odi alle (nur die gesichteten natürlich, also die Spitze des Eisbergs) das zeitliche gesegnet haben, besucht uns heute Nacht auch noch ein anderes nettes Tierchen. Auf einmal raschelt es aus einer Zimmerecke verdächtigt und als Odi mit der Taschenlampe eine fette Ratte sichtet, traut er seinen Augen kaum. Das freche Vieh hat sich tatsächlich genüsslich über unsere Erdnüsse hergemacht! Im Nu verschwindet das Tier wieder im Möbeli unter dem Lavabo noch bevor auch ich einen Blick darauf werfen kann. Um ehrlich zu sein, reicht mir jedoch der Gedanke an eine Ratte in meinem Zimmer mehr als genug… Mit meinem Tramper verbarrikadieren wir die Türe des Möbels erfolgreich für den Rest der Nacht. Dass der Hunger unseres unerwünschten Besuchers zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz gestillt war, zeigen die Nagespuren am Holz und an meinem Tramper am nächsten Morgen. Kaum sind wir wach, verlassen wir das Loch praktisch fluchtartig. Leider ist das Wetter auch heute genau so grau in grau wie am Vortag. Wir fühlen uns wirklich wie an einem kalten Novembertag bei uns zu Hause. Da diese Witterung nicht gerade zum Sightseeing anregt, verziehen wir uns für den ganzen Tag in die Super Mega Mall. Hier finden wir alles was wir brauchen, um uns den ganzen Tag um die Ohren zu schlagen – Internet, Shopping, Kino, Futtern… und sehr wichtig: keine Ratten!
Der philippinische Musikgeschmack
Unser Haustier können wir in dieser Nacht erfolgreich vor dem Eindringen in unser Zimmer fernhalten. Der Nagel, den der Zimmerboy provisorisch in das Möbeli geschlagen hat, hält was er verspricht. Nichts desto trotz sind wir nicht unglücklich als wir frühmorgens das Zimmer räumen und zum Busterminal aufbrechen können. Wir sind überrascht, dass wir diese Stadt auch noch ohne überfüllte Strasse zu Gesicht bekommen. Als Universitätsstadt platzt Baguio schier aus allen Nähten und wir haben uns in den letzten zwei Tagen dauernd wie am Sonntagsverkauf bei uns im Dezember gefühlt. Die Busfahrt klappt einmal mehr ohne Probleme. Das einzige nervende ist das Karaokevideo, das den ganzen Bus bei Laune halten soll. Noch nie haben wir ein Volk getroffen, dass so gerne singt und tanzt. Im Fernsehen ist die Musik in jeder Show das Hauptthema. Wir amüsieren uns immer wieder von neuem, wie viele Leute sich dort vor der ganzen Nation zum Affen machen und ihr musikalisches (Nicht-)Können zum Besten geben. Die Lieblingsmusik der Filippinos ist übrigens schnulzig, kuschelrockig und bei uns seit mindestens zehn Jahren out. Aber wir haben gute Nachrichten für Dieter Bohlen: „Dieter, hier hört man noch Modern Talking! Falls du also wieder einmal ein paar Streicheleinheiten brauchst, schnapp dir den Thomas und flieg nach Manila. Die Filippinos werden euch lieben.“ Ohne grosse Verspätung treffen wir schliesslich in Vigan ein. Das kleine Städtchen gehört Dank seiner kolonialen Altstadt zum Unesco Welterbe.
Da wir in den nächsten Tagen noch mehr als genug Zeit haben Vigan zu erkunden und es immer noch regnerisch ist, beschränken wir unseren Stadtrundgang heute auf die Suche nach etwas essbarem. Zu Odis Freude gibt es auch hier einen MC Donalds…
Der Himmel weint
Eine solch lange und intensive Schlechtwetterfront hat uns in den letzten acht Monaten noch nie verfolgt. Seit nun mehr als vier Tagen haben wir keinen einzigen Sonnenstrahl mehr zu Gesicht bekommen. Die ganze Nacht giesst es wie aus Kübeln. Als wir am Morgen den TV einschalten, sehen wir auf dem Wetterradar von CNN wenigstens den Grund für die intensive Nassperiode. Taifun „Fung-Wong“, der sich im Moment über Taiwan austobt, hat seine Arme bis zu uns ausgestreckt. In Anbetracht dessen, dass wir in vier Tagen nach Taiwan fliegen, sind wir nicht ganz unglücklich, dass der Taifun sich schon jetzt dort austobt und wir hier „nur“ etwas Regen abbekommen. Dies erhöht unsere Chancen auf eine „Taifun-freie-Zeit“ in Taipei doch erheblich. Somit ist aber auch klar, wie das Wetter am heutigen Tag aussehen wird: Regen! Mit Schirm und Regenjacke bewaffnet, machen wir uns auf in die Altstadt von Vigan. Doch immer wieder müssen wir irgendwo Schutz vor dem heftigen Regen suchen. Später am Tag gibt es einheimischen Strassenfood unter einer Zeltplane. Bis dato haben wir uns bekanntlich nicht gerade darum gerangelt, möglichst oft und viel davon zu essen. À la Indonesien wird auch hier alles am Morgen vorgekocht und danach in den Töpfen stehen gelassen. Erstaunlicherweise schmeckt uns der lauwarme Food heute jedoch sehr gut. Als wir genug nass sind, verziehen wir uns in das Hotelzimmer vor die Glotze. Erst am Abend wagen wir uns nochmals auf die Strassen und können – oh Wunder – ohne Regenschirm in das nächste Restaurant trotten. Es scheint fast, als ob das gröbste nun überstanden sei. Lassen wir uns überraschen…
Es gibt sie noch, die Sonne!
Als wir heute morgen das Hotel verlassen, scheint tatsächlich die Sonne. Wir können es kaum glauben und sputen in die Altstadt, um den seltenen Anblick sofort fotografisch festzuhalten. Nun haben wir doch noch ein anständiges Bild von Vigan für unsere Homepage! In den Philippinen gibt es vier Kirchen aus der Barockzeit, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Alle vier können und wollen wir uns nicht ansehen bzw. antun, aber ein zweites Exemplar nach dem Gotteshaus in Manila haben wir uns für heute vorgenommen. Da wir in ganz Vigan keine Rollervermietung finden, fahren wir zwei Stunden mit dem Bus und die letzten paar Kilometer mit einem Trycyle in den Norden. Wir können langsam aber sicher mit gutem Gewissen behaupten, dass wir in der Zwischenzeit halbe philippinische ÖV-Profis sind und jedes angepeilte Ziel – also auch die Kirche – ohne grosse Probleme finden. Die Kirche ist relativ rasch angeschaut. Die Fassade ist zwar ganz nett, aber im Innern überzeugen uns eigentlich nur die Fledermäuse, die im Kirchenschiff über der Kanzel hausen. Auf der Rückfahrt bringt uns der Trycyclefahrer noch zum Mausoleum von Marcos, dem berühmt berüchtigten philippinischen Ex-Präsidenten. Nach den beiden erfolglosen Versuchen bei Onkel Ho in Hanoi vorbei zu schauen, landen wir nun also doch noch in einem Mausoleum. Am späteren Nachmittag sind wir wieder zurück in Vigan. Da heute Odi mit der Essenswahl dran ist, landen wir wieder einmal im Mäc… wer hätte das gedacht. Doch wer nun meint im MC Donalds bekomme man hier nur Hamburger und Friten, der täuscht sich gewaltig. In ganz Asien gibt es selbstverständlich auch Reis mit Hühnchen und speziell in den Philippinen ebenfalls Spaghetti. Und so verspeise ich heute im Mäc ganz akzeptable Pasta mit Tomatensauce. Zum Dessert kauft sich Odi eine Tonne Jelli-Früchte. Die schwabbeligen Dinger aus Gelatine sind hier bei den Kindern der absolute Hit und haben nun auch Odi vollständig in den Bann gezogen. Die erste Packung ist jedenfalls nach ungefähr einer Stunde leer!
Very handsome, unser Odi
Da uns gestern der Ausflug so gut gefallen hat, steigen wir heute gleich nochmals in den Bus und schauen uns auch noch die Kirche eine Stunde südlich von Vigan an. Na ja, nur für die Kirche muss man nicht unbedingt dorthin gehen. Aber da wir wohl seit längerer Zeit die einzigen Touristen in diesem Dorf sind, machen wir mit unserem Besuch wenigstens den Einwohnern eine grosse Freude. Von überall wird uns ein fröhliches „Hello“ zugerufen und gewunken. Odi kommt Dank seinem wallenden blonden Haar übrigens immer wie besser bei den asiatischen Girls an. Alle finden ihn furchtbar „handsome“ (für die Übersetzung kann man sich vertrauensvoll an https://dict.leo.org/ wenden). Langsam aber sicher muss ich ihn wohl definitiv zu einem Coiffeur schicken… Auf der Rückfahrt müssen wir drei Mal den Bus wechseln. Einmal ist er kaputt und einmal hat wohl der Busfahrer keine Lust mehr weiter zu fahren. Obwohl man stets im ersten Bus den vollen Betrag für die gesamte Strecke zu bezahlen hat, klappen diese Umsteigeübungen immer ohne Probleme. Dabei bezahlt der Busbegleiter vom ersten Bus dem Busbegleiter vom zweiten Bus den Preis für die verbleibende Strecke. Irgendwie scheint die Rechnung jedenfalls für beide immer aufzugehen.
Überschwemmungen in Manila
Früher haben wir uns immer gefragt wie man eine Carfahrt von der Schweiz nach Spanien überlebt und wieso sich dies jemand freiwillig antut. Doch Distanzen und lange Strecken können auch uns in der Zwischenzeit nichts mehr anhaben und so fahren wir heute die zehn Stunden von Vigan nach Manila in einem Rutsch durch. Richtig mühsam wird es erst in Manila als wir im Taxi sitzen, das uns vom Busterminal zum Guesthouse bringen soll. Den ganzen Tag hat es in Manila heftig geregnet und die Hälfte der Strassen sind knietief überflutet. Dies bringt den Verkehr in der Grossstadt praktisch zum Erliegen und wir brauchen für eine Strecke von fünf Kilometern geschlagene zwei Stunden. Da niemand durch das Wasser waten will, sind alle Jeepney’s sowie die Metro überfüllt (die Schlange vor der Metro war mehrere 100 Meter lang) und wir können von Glück reden, dass wir überhaupt ein Taxi finden. Selbstverständlich ist der Taxameter bei diesem Chaos inexistent und wir bezahlen drei Mal mehr als gewöhnlich (wir sprechen hier von CHF 8.00 statt CHF 3.00…). Wenigstens ist der Taxifahrer ein echtes Unikum und wir dopen ihn mit Güetzi, damit er sich für uns kontinuierlich vorwärts drängelt. Die einzigen, die an den Überschwemmungen wirklich Freude haben, sind die Kinder. Wir sehen sie auf der Strasse schwimmen und wir als Westler dürfen gar nicht daran denken, was das wohl für eine Suppe ist, in der sie sich da freudig vergnügen.
Bye bye Sir & Mam
Mit dem heutigen Tag geht der zweite Aufenthalt von Sir und Mam in den Philippinen langsam aber sicher dem Ende entgegen. Sir und Mam nutzen die Zeit, um die Pendenzen von Sir und Mam abzuarbeiten und bleiben mehrheitlich im Guesthouse. Morgen werden Sir und Mam nach Taiwan fliegen, um Taipei und Umgebung zu erkunden. Mal schauen, wie Sir und Mam dort mehrheitlich genannt werden… Sir und Mam sind die Lieblingsworte der Filippinos im Kontakt mit Ausländern. Praktisch kein Satz wird hier ausgesprochen ohne nicht auch noch ein Sir oder Mam anzuhängen. Soviel Höflichkeit war Sir und Mam manchmal schon fast ein bisschen zu viel… Doch Sir und Mam sind und bleiben hier nun mal Sir und Mam!
Sir und Mam wünschen allen zu Hause einen sonnigen 1. August mit viel Grillladen und sonstigen feinen Zutaten! Prost!
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Hello Sir & Mami
Also hier ist heute am 1.8.08 leider kein schönes Wetter, das heisst die Sonne hat und nach dem gestrigen heissen Tag verlassen, will aber Morgen Samstag wieder zurückkehren.
Macht nichts, somit konnte ich euren neusten Eintrag lesen. Tja es ist halt nicht immer nur toll gellet? Aber euch scheint der Spass ja trotzdem nicht zu vergehen, das ist gut!
Bis bald wieder und machets guet. Abrazo Miri
Hallo Miri
Uns geht der Spass definitiv nicht aus. Heute sind wir in Taiwan eingereist. Unser erster Eindruck ist super! Alles scheint sauber, gut organisiert und relaxt. Wir sind gespannt auf die nächste Woche!
Häbs o guet u bis gli
Karin