Monthly Archives: July 2009

Tschechien

In den Tourimassen von Prag
Früh am Morgen fahren wir los in Richtung Tschechien. Unser Tagesziel heisst Prag. Obwohl uns viele als echte Spinner bezeichnen, freuen wir uns auf die lange Autofahrt. Seit Australien lassen wir uns von schlappen 800 Kilometern nicht mehr erschüttern. Wir kommen zügig voran und sind bald in München. Hier erwartet uns auch gleich der einzige Knackpunkt der Reise. Da wir nämlich die Abzweigung auf den Autobahnring verpassen, müssen wir quer durch die ganze Stadt fahren. Vor allem mein Beifahrer hat jedoch seine helle Freude an diesem kleinen Umweg und fotografiert direkt durch die Autoscheibe munter einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Münchens. Damit sind wir nun stolze Besitzer von unscharfen Bildern des Hauptsitzes von BMW, O2 sowie dem Franzsikaner Bier, des Olympia-Geländes und von der FCB-Arena (welche übrigens einige architektonischen Ähnlichkeiten zum Schwimmstadion in Peking aufweist). Nach acht Stunden Fahrt erreichen wir schliesslich die tschechische Hauptstadt. Das angesteuerte Hotel finden wir im gewohnt starken Teamwork auf Anhieb. Der einzige negative Aspekt: no vacancy! Doch die nette Dame an der Reception telefoniert gleich einer Kollegin im Zentrum und findet tatsächlich ein freies Bett. Wir haben Glück, erben von einem „Nicht-Hotel-Bestätiger“ wohl so ziemlich das letzte Bett in der Stadt und können erst noch das Auto gleich hier im Hinterhof stehen lassen. Mit Sack und Pack marschieren wir die paar hundert Meter ins Zentrum, wo wir schliesslich ein sauberes und helles Zimmer mit einer riesigen Dachterrasse (Top-of-Spiez lässt grüssen) beziehen. Voller Tatendrang machen wir uns auf zum Sightseeing. Zu unserem Entsetzen finden wir uns jedoch nach wenigen Minuten in einer unübersichtlichen und immens grossen Schar von Touristen wieder. Wir müssen bald feststellen, dass es doch einen grossen Unterschied macht, ob man ein Tourist unter vielen Touristen oder ein Tourist unter genau gleich vielen Einheimischen ist. Wir bevorzugen auf jeden Fall definitiv Variante 2 – Asien lässt grüssen! Und so können wir die zahlreichen wunderschönen Bauten der Stadt irgendwie gar nicht richtig geniessen.

Czeck Republic, Praha, Houses

Wir machen zwar wacker gute Mine zum bösen Spiel und schauen uns alles an, doch so richtig Freude kommt erst beim „Beer to go-Stand“ auf. Da wir den Einheimischen in nichts nachstehen wollen – die Tschechen trinken soviel Bier pro Kopf wie keine andere Nation auf der Welt -, kaufen wir selbstverständlich gleich einen Becher. Ziemlich erledigt, ziehen wir uns schliesslich während der Dämmerung auf „unsere“ Dachterrasse zurück. Nach einem letzten Pilsen auf der Dachterrasse, schlafen wir nach einem langen Tag tief und fest ein.

Knochen-Kirche
Da wir nicht nochmals Lust auf eine Massenansammlung von Touristen haben, verlassen wir Prag nach einem Kafi eher fluchtartig. Unser nächstes Ziel heisst Kuta Horà. Hier steht eine Kirche, in der die Überreste von über 40’000 Leuten schön kunstvoll aufgestapelt sind. Diese Knochen sollen an die Vergänglichkeit von uns Menschen erinnern und stammen aus dem 14. Jahrhundert, als die Pest hier ganz besonders stark wütete. Wir sind ziemlich beeindruckt von dieser speziellen „Kunst“ und verweilen eine ganze Weile an diesem Ort. Nach dem wir auch die riesige Rokoko-Kathedrale sowie den Rest des Dorfes besichtigt haben, fahren wir weiter zum nächsten Unesco Welterbe. In Star Zdar nad Sazavou steht eine Kirche, die wegen ihrer sechseckigen Bauweise bekannt ist. Da die Führung gerade vorbei ist und wir nicht wirklich beeindruckt vom Bau sind, sitzen wir bald wieder im Auto und fahren in das kleine Dorf nach Telc. Obwohl hier gerade das jährliche Musikfestival stattfindet, finden wir ohne Probleme ein Zimmer. Der schöne Dorfplatz erinnert uns irgendwie an den Europapark und wir geniessen die friedliche Stimmung. In einer Kneipe bilden wir uns schliesslich zum Abschluss des Tages noch kulinarisch weiter und bestellen ein typisch tschechisches Essen: Fleisch in allerlei Variationen, Knödel aus Brot und Kartoffeln sowie Sauerkraut. Fazit: deftig aber gut.

Ein bisschen wie in Bern
Auch heute ist unser erstes Ziel ein kleines Dorf. Und auch hier haben wir Glück – der Fotograf meint eher Pech – und werden Zeugen eines grossen Märits mit allerlei Handarbeiten und anderen Spezialitäten aus der Region. Die vielen Einheimischen, die mit uns zwischen den Ständen herum schlendern, lassen uns die Wichtigkeit dieses Festes nur erahnen. Da jeder Märit mal durchquert und die Fotomotive weiter durch die Stände versperrt sind, fahren wir weiter in die touristisch zweit wichtigste Stadt des Landes, Cesky Krumlov.

Czeck Republic, Cesky Krumlov, Castle

Wir fühlen uns sofort wie in Bern, den auch hier fliesst ein Fluss durch das malerische Städtchen und auch hier ist Flussschwimmern und „Bötle“ der Volkssport Nummer 1. Einzig mit der kleinen Schwester der Uttigerwelle haben sie hier doch etwas gar viel Mühe. Zur Freude der zahlreichen Zuschauer kentert praktisch jedes Boot. Doch nicht nur der Fluss ist hier erwähnenswert. Auch der Rest der Stadt überzeugt uns mit einer herausgeputzten Altstadt und einer tollen Burg. Da wir noch viel Zeit haben, beschliessen wir noch einen Teil des Heimweges unter die Räder zu nehmen und irgendwo in Süd-Bayern unser Zelt aufzuschlagen. Obwohl das Teil neu ist, bringen wir unser Iglu auf dem Campingplatz am Wagingersee auf Anhieb zum Stehen. Grillmeister Odermatt serviert mir zum Abschluss des Tages noch ein saftiges Plätzli zwischen zwei Toast-Scheiben, bevor wir uns es uns schliesslich im Schlafsack gemütlich machen.

Mit einigen Umwegen durch Bayern
Die Nacht am Boden ist uns gut bekommen und wir erwachen erst um neun Uhr. Als geübte Camper haben wir kurze Zeit später alles wieder im Auto verstaut und fahren durch halb Bayern zum letzten Unesco Welterbe dieser Reise. Wir unterschätzen den Weg zur Wieskirche ziemlich und brauchen für die Strecke durch halb Bayern – auch Dank zwei klitze kleinen Umwegen – fast das doppelte der eingerechneten Zeit. Doch die Geduld lohnt sich, den die Kirche ist in der Tat ziemlich speziell. Auf direktem Weg fahren wir schliesslich wieder nach Hause. Mal schauen, wo es uns als nächstes hinzieht.