Monthly Archives: December 2010

West Papua (Raja Ampat)

Short cut zu den Bildern

Auf nach Sorong

Um kurz vor fünf Uhr werden wir vom Iman in der Moschee neben dem Hotel geweckt. Zum Glück können wir noch einen Moment liegen bleiben… Am Flughafen holen wir zuerst unser Tauchgepäck. Wir sind froh, die Tasche unbeschadet in Empfang nehmen zu können. Beim Checkin erfahren wir schliesslich, dass unser Flug mindestens drei Stunden Verspätung hat. Zum Glück geht unser Tauchboot erst morgen! Da wir heute den ersten Bericht auf der Homepage aufschalten wollen, geht die Zeit mit Fotos sortieren rasch um. Einem kleinen Buben zeigen wir auch noch unser mitgebrachtes Fotoalbum mit Bildern aus der Schweiz. Er ist ganz hin und weg und kann sich vor allem am Schnee kaum satt sehen. Mit einem Handkuss bedankt er sich zum Abschied bei uns; ca. vierjährig und schon soooo charmant. Die Landung in Sorong ist aus mehreren Gründen spektakulär. Soweit das Auge reicht, ist nur Urwald zu erkennen. Als dann die Landepiste neben dem Flugi auftaucht, sehen wir Kinder, die unserem Jet nach der Landung nachrennen. Der Flughafen ist nicht wirklich eingezäunt und wird also auch als Spielplatz benutzt! Im Hotel machen wir uns sofort auf die Suche nach einem Internetanschluss. Da wir kein indonesisches Handy haben und wir das Passwort via SMS kaufen müssen, ist dies jedoch nicht ganz einfach. Schlussendlich können wir die Receptionistin von unserem Problem überzeugen und sie bestellt mit ihrem Natel für uns den Zugang. Irgendwie gibt es in Indonesien für alles immer eine Lösung!

Das ganze Schiff für uns alleine!

Pünktlich um acht Uhr werden wir vom Divemaster im Hotel abgeholt. Auf der Fahrt an den Hafen erzählt uns John, dass wir die einzigen Gäste seien, welche in den nächsten zehn Tagen die Tauchsafari auf der Putri Papua gebucht haben. Dass dies kein Witz ist, merken wir spätestens als, wir kurze Zeit später ohne andere Touristen mit nur gerade acht Begleitern im Hafen ablegen. Was wollen wir mehr: ein Schiff ganz für uns alleine in einem Tauchgebiet, welches zu den zehn besten Tauchplätzen der Welt gehört. Zum Start stehen heute bereits zwei Tauchgänge auf dem Programm. Der erste ist wie immer ein Check-Dive, welcher uns das Tauchfeeling wieder näher bringen soll. Es dauert nur ein paar Atemzüge und wir fühlen wir uns sofort wieder wohl unter Wasser.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Nudibranch

Der zweite Tauchgang wird dann bereits zu einem kleinen Highlight. Der Tauchplatz ist derart fischreich, dass wir vor lauter Fischen gar nicht mehr wissen, wohin wir schauen sollen: WOW! Wenn dies so weitergeht, hat sich der „Ausflug“ ans andere Ende der Welt definitiv mehr als gelohnt.

Manta!

Kurz nach sieben Uhr gibt es Tagwach. Noch vor dem Frühstück sind wir im Wasser. Nach wenigen Minuten können Odi und ich gleichzeitig einen Manta erkennen, welcher direkt auf uns zu schwimmt.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Manta

Wir können unser Glück kaum fassen und sind hin und weg vom ersten Manta, der uns beim Tauchen begegnet. Auch sonst ist der Tauchplatz spitze. Überall gibt es etwas zu sehen: viele ganz kleine Tierchen, viele Fischschwärme, Haie, usw. – kurz: einfach so ziemlich alles was das Taucherherz glücklich macht! Vor dem Mittag tauchen wir wieder ab und haben ein bisschen weniger Fischglück. Aber der Dive ist trotzdem toll. Am Nami kämpfen wir dann vor allem mit der Strömung. Diese ist derart stark, dass mir nach 50 Minuten sogar die Luft ausgeht. Vor dem Nachttauchgang besuchen wir das Resort, welches zur gleichen Firma gehört, wie unser Boot. Hier merkt man ganz deutlich, dass Raja Ampat als Tauchdestination immer wie beliebter wird. Es wird wie wild gebaut und gebaut. Auf dem Nachttauchgang haben wir dann nochmals Fischglück. John findet einen „Walking Shark“. Diesen Kollegen gibt es sonst auf der ganzen Welt nirgends zu sehen! Damit wäre der zweite Tag auf dem Boot auch schon vorbei. Ach und ja, haben wir schon erzählt, dass wir ein ganzes Boot für uns gaaaaaanz alleine haben??? (Diese Tatsache ist zu unserem „Running Gag“ geworden und wir lachen uns mehrmals pro Tag halb krumm deswegen… :-))

Unsere Crew

Heute gehört der Tagebucheintrag den Jungs auf unserem Schiff, welche sich den ganzen Tag vorzüglich um unser Wohl kümmern. Wie ich bereits erwähnt habe, gehören total acht Personen zur Crew. Die Aufgaben sind wie folgt unter ihnen aufgeteilt.

  • Divemaster (John)
  • Chefkoch (Koman II)
  • Hilfskoch (Made)
  • „Butler“, der das Essen bringt, den Tisch abräumt und unser Zimmer sauber hält (Elias)
  • Böötlifahrer, der uns im Zodiac immer zu den Divespots und wieder zurück bringt (Subi)
  • Kapitän (Ghandi)
  • Tauchflaschenauffüller (Koman I)
  • Mechankiker, der dafür sorgt, dass unser Schiff immer schön fährt (Sony)

Die Jungs sind alle sehr zurückhaltend, hilfsbereit und ober anständig. Jeder Wunsch wird uns förmlich von den Lippen abgelesen. Man könnte fast sagen, dass der Prinz und die Prinzessin from Switzerland sehr gut versorgt sind :-).
Sonst gibt es vom heutigen Tag noch folgendes zu berichten: drei Tauchgänge, zwei Mal mit extrem viel Strömung, VBF (= viele bunte Fische), viele Haie, eine Adlerroche, ein Schwarm riesiger Bumphead-Papagaienfische und vieles mehr. Am Abend gehen wir schliesslich noch so richtig „dick“ in den Ausgang. Da wir am Pier das Dive Resorts angelegt haben, gibt es das Decko-Bierchen heute auf der Terrasse des Resorts – prost!

Manta’s!!!

Voller Vorfreude hüpfen wir aus der Kajüte. Die ersten beiden Tauchgänge sind am Manta-Point geplant. Hier sollen sich die eleganten Tiere oft und gerne von den Putzerfischen reinigen lassen. Ob sie sich heute wohl blicken lassen? Kaum unter Wasser schwimmt tatsächlich ein erster Manta an uns vorbei. Wir beziehen sofort Position, damit wir den riesigen Fisch beobachten können. Bald darauf folgt sogar auch noch ein zweiter. Als die beiden kurze Zeit später wieder abhauen, widmen wir uns den ganz kleinen Dingern, welche ebenfalls unter Wasser zu Hause sind. Auch das Pygmy Seahorse hat nämlich seinen Reiz. Der Grössenunterschied könnte eindrücklicher kaum sein: auf der einen Seite die Manta’s mit einer Spannweite von ca. 3 Metern und auf der anderen Seite das Pygmy Seahorse, welches gerade mal so gross ist wie mein kleinster Fingernagel.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Pygmy Seahorse

Gegen Ende des Tauchgangs kommen dann die Manta’s wieder zurück. Und sie bringen auch gleich noch zwei Kollegen mit. Zu viert kurven sie majestätisch um uns herum: ober-affen-geil (sorry…)!!! Der zweite Tauchgang wird dann sogar noch besser. Wir tauchen ab und sind sofort von sechs Manta’s umgeben. Eine geschlagene Stunde schauen wir ihnen zu und saugen diesen Augenblick so richtig in uns auf – SUPER! Obwohl auch die beiden darauf folgenden Tauchgänge viel zu bieten haben, sind und bleiben die Manta’s am heutigen Tag einfach unschlagbar!

Ein normaler Tag an Bord der M.V. Putri Papua

Damit ihr eine Vorstellung über unsere Aktivitäten an Bord der Putri Papua bekommt, nachfolgend die Beschreibung eines ganz normalen Tagesablaufes:
Aufstehen; Kaffee trinken und Güetzi essen; 1. Tauchgang; frühstücken; lesen (= Karin) resp. Fotos des ersten Tauchganges bearbeiten und danach lesen (= Odi); 2. Tauchgang; Zmittag essen, lesen (= Karin) resp. Fotos des zweiten Tauchganges bearbeiten und danach lesen (= Odi); kurzes Nickerchen; 3. Tauchgang, Zvieri essen; lesen (= Karin) resp. Fotos des dritten Tauchganges bearbeiten und danach lesen (= Odi); 4. Tauchgang (= Nachttauchgang, machen wir nur jeden zweiten Tag); duschen; Znacht essen; lesen (= Karin) resp. Fotos des vierten Tauchganges bearbeiten (= Odi); Tagebuch schreiben (= Karin) resp. Lesen (= Odi); ins Bett hüpfen.
Wer jetzt denkt, dass dies langweilig sei, der täuscht sich gewaltig. Die Tage gehen wie im Nu vorbei und wir können kaum glauben, dass bereits mehr als die Hälfte des Tauchtrips um ist.

Die M.V. Putri Papua

Heute ist wieder ein ganz normaler Tag auf der Putri Papua (s. oben). Da es nichts aussergewöhnliches zu berichten gibt, nachfolgend für alle Interessierten ein paar Infos zu unserem Schiff:
An Board gibt es fünf Kabinen für insgesamt neun Personen. Alle sind mit Klimaanlage und eigenem Bad ausgerüstet. Da wir ja bekanntlich alleine auf dem Schiff sind – ja genau, wir sind ganz alleine!!! – haben wir die grösste Kabine bekommen. Dies bedeutet, dass wir eine 3er Kabine mit einem Doppel- und einem Einzelbett bezogen haben.
Weiter gibt es auch einen Aufenthaltsraum mit zwei Tischen. Den einen haben wir zu unserem Esstisch ernannt und den anderen zu unserem Bürotisch.
Natürlich gibt es auch ein Sonnendeck. Dort stehen uns drei Liegestühle zur Verfügung. Wir kommen also gut aneinander vorbei… :-).
Schliesslich gibt es noch zehn Plätze, wo die Tauchutensilien parat liegen. Auch hier kommen wir einander somit nie in die Quere.
An dieser Stelle sollen auch einige technische Angaben nicht vorenthalten werden:
Länge 26.12 m
Masthöhe 5.48 m
Topspeed 9 Knoten
Pferedestärke 270 PS.
Und ja, falls etwas schiefgehen sollte: es hat zwei Rettungsboote, vier Rettungsboien und 30 Schwimmwesten. Auch das sollte also für uns zwei knapp reichen :-).
Das einzige Problem, welches sich langsam aber sicher abzeichnet, ist, dass unser Ghetto jeden Tag ein bisschen grösser wird. Da wir bekanntlich die einzigen Gäste sind, können wir alles liegen lassen und irgendwie wird es von Tag zu Tag schwieriger unsere sieben Sachen wieder finden. Überall liegt ein bisschen etwas von uns rum…

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Coral

Logbuch

Ein Auszug aus dem Logbuch:

Tauchgang: 195 resp. 205
Tauchplatz: Mbraimuk Reef II
Maximale Tiefe: 24 m
Durchschnittliche Tiefe: 17 m
Tauchzeit: 56 Minuten
Diverses: Sehr starke Strömung, 3 Pygmy Seahorses (Hippocampus bargibanti) an einer Koralle, ein White Dip Shark mit einem gelben Fisch im Mund, Wobbegong Hai, Muräne, Blackbanded Seasnake, Turtel, Lionfish, viele verschiedene Nacktschnecken, Skorpionfisch, viele Quallen (die nicht brennen!), Nemo’s en masse, VBF (= viele bunte Fische – kleine und grosse) und vieles mehr



Auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen

John macht sich seit ein paar Dives einen Spass daraus uns praktisch nichts mehr aktiv zu zeigen. Stattdessen findet er, dass wir das Zeugs langsam aber sicher selber finden müssten. Die meisten Viecher finden wir effektiv auch. Doch beim Pygmy Seahorse scheitern wir immer noch kläglich. Minutenlang starren wir wie doof auf die Koralle und versuchen das ultimativ kleine Ding zu entdecken. Für uns ist es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir müssen immer wieder kapitulieren und uns schliesslich das Tier von ihm zeigen lassen. Heute begegnet uns unter Wasser auch eine neue Spezies: Taucher! Bis dato waren wir an jedem Tauchplatz alleine. Umso komischer, dass nun auch noch andere um uns herum „schwaderen“. Herr Odermatt hatte heute unter Wasser noch eine weitere neuartige Begegnung. Er ist derart vertieft ein gutes Foto von einer Nacktschnecke zu schiessen, dass er doch tatsächlich in einen Skorpionfisch greift.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Nudibranch

Zum Glück ist das Teil nur ein bisschen giftig…

Zurück nach Sorong

Die Tauchsafari auf der Putri Papua geht langsam aber sicher dem Ende entgegen. Zum Abschluss machen wir nochmals zwei Dives. 29 Tauchgänge und unzählige tolle (Unterwasser-)Erlebnisse später treffen wir wieder in Sorong ein. Obwohl wir alles gepackt haben, teilt uns John mit, dass wir noch eine Nacht an Board bleiben dürfen. Wir haben eigentlich nicht damit gerechnet, doch da die Safari offiziell erst morgen endet und wir hier „gratis“ ein Bett sowie zu futtern und trinken haben, bleiben gerne noch eine Nacht in unserer Kajüte. Übrigens war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen heute erfolgreich. Ich habe endlich das erste Pygmy Seahorse selber gefunden!

Ozeanmania à la Odermatt

Heute gehen wir definitiv von Board. Der Abschied von der Crew ist kurz aber herzlich. Die Jungs haben sich in den letzten zehn Tag wirklich ausgezeichnet um uns gekümmert. Im Hotel geniessen wir erstmals das grosse und geräumige Zimmer und zerlegen unser Gepäck in sämtliche Einzelteile. Es muss wieder einmal etwas Ordnung geschafft werden! Da es in Sorong genau gar nichts zum Besichtigen gibt, setzen wir uns einfach in einen Minibus und fahren ans andere Ende des Kaffs. Dort gibt es ein Bier mit Meersicht, bevor wir mit dem öV wieder retour ins Hotel fahren. Schliesslich treffen wir auch noch die Endauswahl der Bilder, welche ins Internet kommen sollen.

Indonesia, West Papua, Raja Ampat, Transparent Shrimp

Da wir uns kaum entscheiden können, stellen wir die Gallery unter das Motto „Ozeanmania à la Odermatt“. Viel Spass beim vergleichen der Migros-Bildli. Das eine oder andere ist sicher an beiden Orten zu finden.

Short cut zu den Bildern

South Sulawesi

Short cut zu den Bildern

Let’s hit the road again

Wieder einmal steht uns eine längere Auszeit bevor. Fast zwei Monate werden wir in Indonesien, Bangladesh und Indien unterwegs sein. Wir freuen uns sehr!

Mit unglaublich viel Gepäck – wir haben zum ersten Mal das eigene Tauchgepäck dabei – reisen wir bereits am Vorabend nach Genf. Da der Winter in den letzten Tag voll zugeschlagen hat, wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen. In den Turnschuhen stampfen wir tapfer durch den Schneematsch zum Hotel. Die Distanz zum Hotel ist weiter als gedacht und wir bekommen nochmals so richtig etwas von der eisigen Kälte ab. Zum Glück haben wir uns für den Abend mit genug Futter und Flüssigem eingedeckt, so dass wir das warme Zimmer nicht mehr verlassen müssen.

Anfänger!

Ganz nach dem Motto “Morgenstund hat Gold im Mund” starten wir so richtig gemütlich in den Tag. Erst am Flughafen merken wir, dass wir vielleicht etwas zu gemütlich unterwegs sind. Als wir die Checkin-Halle betreten, steht nämlich bei unserem Flug bereits “Go to Gate”. Bravo – wir sind noch nicht einmal unser Gepäck los. Dank des unerwarteten Adrenalin-Kicks sind wir nun definitiv wach und suchen im Laufschritt den richtigen Schalter. Noch haben wir keine Ahnung, warum wir viel zu spät sind (der wahre Grund findet sich erst am Abend in Kuala Lumpur) und haben fest das Gefühl, dass Qatar Airways den Flug ohne eine Info an uns um eine Stunde vorverschoben hat. Hätten wir die Boarding-Cards, welche wir bereits zu Hause ausgedruckt haben besser angeschaut, wäre uns dies nicht passiert. Zum Glück nimmt der nette Herr am Checkin das Gepäck noch an und meint zum Schluss ganz süffisant: “Das Boarding hat begonnen. Es wäre gut, wenn Sie nun zum Gate gehen würden”. Okay, das machen wir glatt. Nach einem kurzen Stopover in Doha landen wir um 9 Uhr Ortszeit in Kuala Lumpur. Mit dem Bus fahren wir in die Stadt und geben uns grosse Mühe, dass wir den ersten Blick auf die Petronas Towers nicht verschlafen. Da die Zimmer im Tune Hotel erst ab 14 Uhr bezogen werden können, müssen wir noch über eine Stunde auf das Zimmer warten. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um uns bei einem Bier an die Hitze zu gewöhnen. Nach einem kurzen und erholsame Nickerchen ruft das Znacht. Die Insider unter euch wissen, dass dies ein Stingray sein muss. Mmmhhh, das Fischi ist einmal mehr einfach super! Zurück im Hotel planen wir noch kurz den morgigen Tag. Dabei kommt uns der ausgedruckte Flugplan in die Hände. Und siehe da: die Abflugzeit ab Genf war immer um diese Zeit geplant. Ich habe schlecht und Odermatt gar nicht geschaut… läck sind wir Anfänger :-).

Auf nach Indonesien

Damit uns nicht noch einmal das gleiche wie am Vortag passiert, sind wir frühzeitig unterwegs an den Flughafen. Wir staunen nicht schlecht, LCCT – das Low Cost Carrier Terminal von Air Asia – hat sich von der grauen Maus zu einem richtig gut ausgebauten Flughafen entwickelt. Nach drei Stunden Flug treffen wir in Makassar ein und bekommen sofort das Visa on Arrival. Da wir das Tauchgepäck in den nächsten sechs Tagen nicht mit uns herum schleppen wollen, suchen wir einen Ort, wo wir die schwere Tasche bis zum nächsten Flug aufbewahren können. Im Lost and Found Office kann niemand Englisch und so holen die Jungs kurzerhand einen Schnuri, der gut Englisch spricht. Er zeigt uns die Gepäckaufbewahrungsstelle und schon wir sind die Tauchausrüstung gegen ein paar Fränkli los. Der Schnuri entpuppt sich natürlich als Touristenführer und will uns anschliessend auch noch gleich die voll organisierte Tour andrehen. Und was für ein Zufall, morgen soll auch gleich eine der berühmten Beerdigungen in Tana Toraja, dem Berggebiet von Sulawesi, stattfinden. Da wir das ganze langsam und vor allem alleine angehen wollen, schlagen wir alle Angebote aus und machen uns stattdessen mit dem Taxi (immerhin dieses durfte er schliesslich für uns organisieren) auf in das Zentrum von Makassar. In einem alten Kolonialgebäude finden wir ein Bett für die erste Nacht. Zum Znacht finden wir eine grosse unklimatisierte Halle, welche voll mit Einheimischen ist. Der Fisch, welcher anschliessend auf den Grill kommt, wird direkt beim Eingang aus den Kühlboxen ausgesucht. Wir werfen zwei, drei gekonnte Blicke auf den frischen Fang und kurze Zeit später ist das Znacht bestimmt. Da fast alle Einheimischen von Hand essen, versuchen auch wir den Fisch von Hang zu erlegen. Dies gelingt uns ganz gut. Einzig der Reis will irgendwie nicht so richtig direkt in den Mund. Der Herr Odermatt wird hier übrigens wie uns aus früheren Indonesienreisen bekannt schon wieder an jeder Strassenecke nett angelächelt und gegrüsst. Einzig ein kleiner Jung ist nicht ganz so nett und zeigt ihm mit einem big smile auf dem Gesicht den Stickefinger und ruft dazu ganz laut “Fuck you”. Ob er weiss, was er genau gesagt hat, bleibt sein Geheimnis.

Foto, Foto in Pare-Pare

Der Tag beginnt gut. Gleich der erste Taxichauffeur will ohne Aufforderung den Taxameter einschalten – praktisch eine Premiere in Asien. Beim Busterminal angekommen, werden wir sofort zum richtigen Bus geführt. Dumm nur, dass dieser noch vollkommen leer ist. Von früheren Reisen wissen wir, dass dieser erst losfährt, wenn auch der letzte Platz besetzt ist. Heute ist aber irgendwie alles anders und so fahren wir rund eine halbe Stunde später halb leer los. Unsere Mitfahrer haben viel Freude an uns und Dank Mimik und Gestik können wir sogar ein bisschen miteinander kommunizieren. In Pare-Pare angekommen, nimmt sich uns ein Mitpassagier an. Er bringt uns mit einem Pete-Pete (kleiner Minibus) direkt in ein super Hotel und will erst noch keinen Cent dafür. Praktisch wieder eine Premiere in Asien, denn sonst kostet hier alles immer irgendwie etwas. Im Kaff selber ist nichts los und so sind wir bald die Hauptattraktion. An jeder Strassenecke werden wir freundlich begrüsst und angelächelt. Ein paar Mal sind alle sogar derart erfreut ab unserem Anblick, dass wir längere Fotosessions einlegen müssen. Überall werden die Handys gezückt und Fotos in jeder erdenklichen Kombination von uns und den Anwesenden geschossen. Auch wir haben dabei viel Spass und machen natürlich auch einige Fotos. Zum Znacht gibts Nasi Goreng an der Meerespromenade. Das feine Essen kostet gerade mal einen Franken pro Person. Für die Einheimischen ein fairer Preis, für uns ein Klacks.

Relax!

Für einmal hat der Planet nicht recht! Obwohl es in der Travellerbibel heisst, dass hier immer wieder Busse in Richtung Norden fahren, kommt heute irgendwie keiner. Wir beschliessen unser Glück beim offiziellen Busterminal zu versuchen. Obwohl dieses riesig ist, lässt sich jedoch auch hier weit und breit kein Bus finden. Stattdessen werden wir von einem fürsorglichen älteren Herrn informiert, dass der nächste Bus in rund drei Stunden fährt. Er kommentiert das ganze mit einem coolen “Relax”. Das machen wir dann auch und die drei Stunden gehen Dank der mitgebrachten Lektüre im Nu vorbei. Mit Bettina aus dem Gwatt (!) nehmen wir schliesslich die fünf Stunden nach Rantepao unter die Räder. An unserem Ziel angekommen, werden wir von den Busjungs direkt zum gewünschten Hotel chauffiert. Das nennen wir einen Service!

Indonesia, Sulawesi, Rantepao, Rice Paddies

Auf dem Spaziergang durchs Dorf quatscht uns ein Guide an. Er meint, dass morgen eine der berühmten Beerdigungen in der Umgebung stattfindet und er Zeit habe (natürlich hat er Zeit, quatschend Guides haben immer Zeit…), uns dorthin zu begleiten. Nach dem Znacht nehmen wir sein Angebot an und verabreden uns mit Immanuell, der übrigens ganz passabel Deutsch spricht, für morgen um acht Uhr.

Nichts für schwache Nerven

Der heutige Tag wird makaber, aber unvergesslich. Zart Besitteten wird das Weiterlesen nur bedingt empfohlen!
In einem Minibus für uns alleine verlassen wir Rantepao in Richtung Norden. Unser Ziel ist der Norden von Tana Toraja. Das Gebiet ist unter anderem für seine speziellen Beerdigungen bekannt. Stirbt ein Mensch wird er im Wohnzimmer aufgebahrt, bis die Familie genug Geld zusammen hat, um ein grosses Fest mit Opfergaben zu feiern. Dies kann bis zu mehr als einem Jahr dauern. Für das Leben nach dem Tod werden den Verstorbenen bei der Beerdigungen so viele Tiere wie der Rang der Familie es verlangt, mit auf den Weg gegeben. Das Fest selber dauert ebenfalls je nach Familie bis zu sechs Tage. Immanuell bringt uns zuerst in ein Dorf, wo die Feierlichkeiten gerade erst begonnen haben. Die Menschen strömen in Scharen herbei und jeder bringt irgendeine Spende, zum Beispiel ein lebendiges Schwein oder auch einfach nur Esswaren und Getränke, mit. Als wir eintreffen, liegt bereits ein toter Wasserbüffel auf dem Platz und wir werden gebeten bei der Trauerfamilie in einem sogenannten Ricebarn (Spicher, in dem das geerntete Reis aufbewahrt wird) Platz zu nehmen. Diese Ricebarns sind rund um den Platz gebaut und wo es für die Festivitäten keine solche gibt, wird im Vorfeld kurzerhand eine Art Tribüne aus Bambus aufgestellt. Vor unseren Augen wird der Wasserbüffel schliesslich in Einzelteile zerlegt. Das Fleisch wird anschliessend unter den Dorfchefs gleichmässig aufgeteilt. Unsere Befürchtungen, dass die Beerdigung wie bei uns zu Hause eine sehr traurige Angelegenheit ist, bewahrheiten sich zum Glück nicht. Da die Verstorbenen meist schon seit längerer Zeit verschieden sind, ist die Zusammenkunft eher mit einem Dorffest zu vergleichen. Immer wieder werden nun auch die Schweine auf den Platz gebracht. Doch da heute der erste Tag des Festes ist, finden während unserer Anwesenheit keine weiteren Opfergaben mehr statt. Nach rund einer Stunde, in der wir übrigens mit allen möglichen Köstlichkeiten verpflegt werden, verlassen wir das Fest wieder und fahren ein Dorf weiter. Und nun kommt das makabere… Hier ist die Beerdigung bald zu Ende und der grosse Höhepunkt naht sogleich. Kaum sind wir angekommen, werden zwölf Wasserbüffel auf den Platz geführt. Wie auf Kommando legen die Jungs schliesslich los und die Büffel werden unter lautem Gejohle der Zuschauer geopfert. Durch einen Schnitt in die Kehle verenden die Tiere nach und nach. Ganze zehn Minuten dauert es, bis alle zwölf Wasserbüffel tot auf dem Platz liegen. An dieser Stelle muss wohl nicht speziell erwähnt werden, dass bei der ganzen Sache ziemlich viel Blut fliesst resp. spritzt. Unter dem Aspekt, dass es sich hierbei um eine alte Tradition handelt, überstehen wir das ganze unbeschadet, wenn auch ziemlich nachdenklich. Als fader Beigeschmack bleibt das Gefühl, dass es hierbei weniger um die Beerdigung als vielmehr um das Gemetzel an und für sich geht. Wir haben versucht nur die harmloseren Bilder in der Gallery aufzuschalten und hoffen, dass uns dies einigermassen gelungen ist. Den Interessierten unter euch zeigen wir sonst die anderen Bilder gerne bei Gelegenheit persönlich. Im nächsten Dorf geht es zum Glück wieder etwas gesitteter zu und her: wir treffen auf eine Hochzeit. Spontan werden wir auch gleich zum Zmittag eingeladen. Bis das Brautpaar eintrifft und wir das Festmahl verspeisen können, müssen wir uns aber noch einen Moment gedulden.

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Während die geladenen Gäste in den Ricebarns auf ihre Ankunft warten, werden die beiden in der Kirche vermählt. Als das Brautpaar schliesslich mit dem geschmückten Auto eintrifft, folgen einige Festreden, bevor schliesslich das Essen beginnt. Interessant ist, dass die Brautleute selber nichts zu Essen bekommen. Stattdessen laufen sie an den Ricebarns vorbei, um die Gäste willkommen zu heissen. Bevor sich alle nach dem Zmittag auch schon wieder aus dem Staub machen, wird den Brautleuten zum Abschluss des Festes noch mehr oder weniger herzlich gratuliert. Der Rest des Ausfluges wird ruhig und wir können uns auf die schöne Landschaft konzentrieren. Darüber sind wir nicht ganz unglücklich, ist doch die Tagesportion an fremder Kultur für heute definitiv erschöpft.

Tana Toraja

Heute wollen wir die Gegend um Rantepao selbständig erkunden. Dazu mieten wir ein Motorbike und fahren in den Süden. Im Unterschied zu den Steingräbern im Norden, wo als letzte Ruhestätte ein Loch in die riesigen Steine geschlagen wird, finden die Verstorbenen im Süden im Sarg entweder in Höhlen oder an Felswänden ihre letzte Ruhestätte. Je tiefer in der Höhle resp. je höher am Felsen der Sarg gelagert wird, desto reicher ist die Familie. Berühmt sind hier auch die Tau-Tau’s. Die Steinfiguren symbolisieren die Toten und werden an den Felswänden auf einer Art Balkon aufgestellt. Nun haben wir aber definitiv genug vom Totenkult gesehen und geniessen nochmals so richtig die tolle Landschaft. Auf dem Töffli tuckerln wir auf holprigen Nebenstrassen durch die Gegend und halten oft an, um Fotos zu machen.

Indonesia, Sulawesi, Rantepao, Farmer

Auch hier werden wir immer wieder winkend begrüsst und wir sind einmal mehr überwältigt ab der Freundlichkeit der Menschen. An dieser Stelle soll auch die unglaubliche Ehrlichkeit der Sulawesi’s erwähnt werden. Mehrere Male haben wir zum Beispiel zu viel Geld hingegestreckt und jedes mal haben wir postwendend alles sofort zurück erhalten – dies auch, obwohl wir niemals merken würden, wenn sie uns wegen der paar Rappen übers Ohr hauen. Odi’s Fahrkünste sind übrigens nicht mehr weit von denen der Indonesier entfernt. Ganz nach Art der Einheimischen fährt er auch schon mitten über Baustellen und bringt uns vor dem grossen Regen sicher wieder zurück ins Guesthouse.

Fröhliche Sulawesis

Unsere Zeit in Rantepao geht heute zu Ende. Da wir morgen ab Makassar weiter in Richtung West Papua fliegen, verlassen wir die eindrückliche Gegend wieder. Der Bus fährt mit rund 30 Minuten Verspätung ab. Bis schlussendlich alle eingesammelt sind, haben wir bereits satte zwei Stunden Verspätung. Gelassen nehmen wir dies sowie die nächsten acht Stunden Fahrt hin. Als wir in Makassar einfahren, springen wir spontan an einer Strassenecke aus dem Bus. Vis-à-vis haben wir ein Hotel entdeckt und da das Zentrum fast 30 Kilometer vom Flughafen entfernt ist, macht es Sinn, wenn wir etwas ausserhalb ein Zimmer beziehen. In einem einfachen Restaurant ein paar Meter weiter, finden wir auch noch etwas zu essen. Doch bevor wir die Suppe und den Reis aus dem Bananenblatt verspeisen können, ist wieder einmal eine Fotosession angesagt. Die Studenten sind hin und weg und jeder will ein Foto mit uns. Obwohl sich der Lehrer praktisch im Sekundentakt für seine Schäfchen entschuldigt, kann er es am Schluss auch nicht lassen und wirft sich ebenfalls in Pose. Ein lustiges Völkchen, die Sulawesis!

Short cut zu den Bildern