Short cut zu den Bildern
Let’s hit the road again
Wieder einmal steht uns eine längere Auszeit bevor. Fast zwei Monate werden wir in Indonesien, Bangladesh und Indien unterwegs sein. Wir freuen uns sehr!
Mit unglaublich viel Gepäck – wir haben zum ersten Mal das eigene Tauchgepäck dabei – reisen wir bereits am Vorabend nach Genf. Da der Winter in den letzten Tag voll zugeschlagen hat, wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen. In den Turnschuhen stampfen wir tapfer durch den Schneematsch zum Hotel. Die Distanz zum Hotel ist weiter als gedacht und wir bekommen nochmals so richtig etwas von der eisigen Kälte ab. Zum Glück haben wir uns für den Abend mit genug Futter und Flüssigem eingedeckt, so dass wir das warme Zimmer nicht mehr verlassen müssen.
Anfänger!
Ganz nach dem Motto “Morgenstund hat Gold im Mund” starten wir so richtig gemütlich in den Tag. Erst am Flughafen merken wir, dass wir vielleicht etwas zu gemütlich unterwegs sind. Als wir die Checkin-Halle betreten, steht nämlich bei unserem Flug bereits “Go to Gate”. Bravo – wir sind noch nicht einmal unser Gepäck los. Dank des unerwarteten Adrenalin-Kicks sind wir nun definitiv wach und suchen im Laufschritt den richtigen Schalter. Noch haben wir keine Ahnung, warum wir viel zu spät sind (der wahre Grund findet sich erst am Abend in Kuala Lumpur) und haben fest das Gefühl, dass Qatar Airways den Flug ohne eine Info an uns um eine Stunde vorverschoben hat. Hätten wir die Boarding-Cards, welche wir bereits zu Hause ausgedruckt haben besser angeschaut, wäre uns dies nicht passiert. Zum Glück nimmt der nette Herr am Checkin das Gepäck noch an und meint zum Schluss ganz süffisant: “Das Boarding hat begonnen. Es wäre gut, wenn Sie nun zum Gate gehen würden”. Okay, das machen wir glatt. Nach einem kurzen Stopover in Doha landen wir um 9 Uhr Ortszeit in Kuala Lumpur. Mit dem Bus fahren wir in die Stadt und geben uns grosse Mühe, dass wir den ersten Blick auf die Petronas Towers nicht verschlafen. Da die Zimmer im Tune Hotel erst ab 14 Uhr bezogen werden können, müssen wir noch über eine Stunde auf das Zimmer warten. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um uns bei einem Bier an die Hitze zu gewöhnen. Nach einem kurzen und erholsame Nickerchen ruft das Znacht. Die Insider unter euch wissen, dass dies ein Stingray sein muss. Mmmhhh, das Fischi ist einmal mehr einfach super! Zurück im Hotel planen wir noch kurz den morgigen Tag. Dabei kommt uns der ausgedruckte Flugplan in die Hände. Und siehe da: die Abflugzeit ab Genf war immer um diese Zeit geplant. Ich habe schlecht und Odermatt gar nicht geschaut… läck sind wir Anfänger :-).
Auf nach Indonesien
Damit uns nicht noch einmal das gleiche wie am Vortag passiert, sind wir frühzeitig unterwegs an den Flughafen. Wir staunen nicht schlecht, LCCT – das Low Cost Carrier Terminal von Air Asia – hat sich von der grauen Maus zu einem richtig gut ausgebauten Flughafen entwickelt. Nach drei Stunden Flug treffen wir in Makassar ein und bekommen sofort das Visa on Arrival. Da wir das Tauchgepäck in den nächsten sechs Tagen nicht mit uns herum schleppen wollen, suchen wir einen Ort, wo wir die schwere Tasche bis zum nächsten Flug aufbewahren können. Im Lost and Found Office kann niemand Englisch und so holen die Jungs kurzerhand einen Schnuri, der gut Englisch spricht. Er zeigt uns die Gepäckaufbewahrungsstelle und schon wir sind die Tauchausrüstung gegen ein paar Fränkli los. Der Schnuri entpuppt sich natürlich als Touristenführer und will uns anschliessend auch noch gleich die voll organisierte Tour andrehen. Und was für ein Zufall, morgen soll auch gleich eine der berühmten Beerdigungen in Tana Toraja, dem Berggebiet von Sulawesi, stattfinden. Da wir das ganze langsam und vor allem alleine angehen wollen, schlagen wir alle Angebote aus und machen uns stattdessen mit dem Taxi (immerhin dieses durfte er schliesslich für uns organisieren) auf in das Zentrum von Makassar. In einem alten Kolonialgebäude finden wir ein Bett für die erste Nacht. Zum Znacht finden wir eine grosse unklimatisierte Halle, welche voll mit Einheimischen ist. Der Fisch, welcher anschliessend auf den Grill kommt, wird direkt beim Eingang aus den Kühlboxen ausgesucht. Wir werfen zwei, drei gekonnte Blicke auf den frischen Fang und kurze Zeit später ist das Znacht bestimmt. Da fast alle Einheimischen von Hand essen, versuchen auch wir den Fisch von Hang zu erlegen. Dies gelingt uns ganz gut. Einzig der Reis will irgendwie nicht so richtig direkt in den Mund. Der Herr Odermatt wird hier übrigens wie uns aus früheren Indonesienreisen bekannt schon wieder an jeder Strassenecke nett angelächelt und gegrüsst. Einzig ein kleiner Jung ist nicht ganz so nett und zeigt ihm mit einem big smile auf dem Gesicht den Stickefinger und ruft dazu ganz laut “Fuck you”. Ob er weiss, was er genau gesagt hat, bleibt sein Geheimnis.
Foto, Foto in Pare-Pare
Der Tag beginnt gut. Gleich der erste Taxichauffeur will ohne Aufforderung den Taxameter einschalten – praktisch eine Premiere in Asien. Beim Busterminal angekommen, werden wir sofort zum richtigen Bus geführt. Dumm nur, dass dieser noch vollkommen leer ist. Von früheren Reisen wissen wir, dass dieser erst losfährt, wenn auch der letzte Platz besetzt ist. Heute ist aber irgendwie alles anders und so fahren wir rund eine halbe Stunde später halb leer los. Unsere Mitfahrer haben viel Freude an uns und Dank Mimik und Gestik können wir sogar ein bisschen miteinander kommunizieren. In Pare-Pare angekommen, nimmt sich uns ein Mitpassagier an. Er bringt uns mit einem Pete-Pete (kleiner Minibus) direkt in ein super Hotel und will erst noch keinen Cent dafür. Praktisch wieder eine Premiere in Asien, denn sonst kostet hier alles immer irgendwie etwas. Im Kaff selber ist nichts los und so sind wir bald die Hauptattraktion. An jeder Strassenecke werden wir freundlich begrüsst und angelächelt. Ein paar Mal sind alle sogar derart erfreut ab unserem Anblick, dass wir längere Fotosessions einlegen müssen. Überall werden die Handys gezückt und Fotos in jeder erdenklichen Kombination von uns und den Anwesenden geschossen. Auch wir haben dabei viel Spass und machen natürlich auch einige Fotos. Zum Znacht gibts Nasi Goreng an der Meerespromenade. Das feine Essen kostet gerade mal einen Franken pro Person. Für die Einheimischen ein fairer Preis, für uns ein Klacks.
Relax!
Für einmal hat der Planet nicht recht! Obwohl es in der Travellerbibel heisst, dass hier immer wieder Busse in Richtung Norden fahren, kommt heute irgendwie keiner. Wir beschliessen unser Glück beim offiziellen Busterminal zu versuchen. Obwohl dieses riesig ist, lässt sich jedoch auch hier weit und breit kein Bus finden. Stattdessen werden wir von einem fürsorglichen älteren Herrn informiert, dass der nächste Bus in rund drei Stunden fährt. Er kommentiert das ganze mit einem coolen “Relax”. Das machen wir dann auch und die drei Stunden gehen Dank der mitgebrachten Lektüre im Nu vorbei. Mit Bettina aus dem Gwatt (!) nehmen wir schliesslich die fünf Stunden nach Rantepao unter die Räder. An unserem Ziel angekommen, werden wir von den Busjungs direkt zum gewünschten Hotel chauffiert. Das nennen wir einen Service!
Auf dem Spaziergang durchs Dorf quatscht uns ein Guide an. Er meint, dass morgen eine der berühmten Beerdigungen in der Umgebung stattfindet und er Zeit habe (natürlich hat er Zeit, quatschend Guides haben immer Zeit…), uns dorthin zu begleiten. Nach dem Znacht nehmen wir sein Angebot an und verabreden uns mit Immanuell, der übrigens ganz passabel Deutsch spricht, für morgen um acht Uhr.
Nichts für schwache Nerven
Der heutige Tag wird makaber, aber unvergesslich. Zart Besitteten wird das Weiterlesen nur bedingt empfohlen!
In einem Minibus für uns alleine verlassen wir Rantepao in Richtung Norden. Unser Ziel ist der Norden von Tana Toraja. Das Gebiet ist unter anderem für seine speziellen Beerdigungen bekannt. Stirbt ein Mensch wird er im Wohnzimmer aufgebahrt, bis die Familie genug Geld zusammen hat, um ein grosses Fest mit Opfergaben zu feiern. Dies kann bis zu mehr als einem Jahr dauern. Für das Leben nach dem Tod werden den Verstorbenen bei der Beerdigungen so viele Tiere wie der Rang der Familie es verlangt, mit auf den Weg gegeben. Das Fest selber dauert ebenfalls je nach Familie bis zu sechs Tage. Immanuell bringt uns zuerst in ein Dorf, wo die Feierlichkeiten gerade erst begonnen haben. Die Menschen strömen in Scharen herbei und jeder bringt irgendeine Spende, zum Beispiel ein lebendiges Schwein oder auch einfach nur Esswaren und Getränke, mit. Als wir eintreffen, liegt bereits ein toter Wasserbüffel auf dem Platz und wir werden gebeten bei der Trauerfamilie in einem sogenannten Ricebarn (Spicher, in dem das geerntete Reis aufbewahrt wird) Platz zu nehmen. Diese Ricebarns sind rund um den Platz gebaut und wo es für die Festivitäten keine solche gibt, wird im Vorfeld kurzerhand eine Art Tribüne aus Bambus aufgestellt. Vor unseren Augen wird der Wasserbüffel schliesslich in Einzelteile zerlegt. Das Fleisch wird anschliessend unter den Dorfchefs gleichmässig aufgeteilt. Unsere Befürchtungen, dass die Beerdigung wie bei uns zu Hause eine sehr traurige Angelegenheit ist, bewahrheiten sich zum Glück nicht. Da die Verstorbenen meist schon seit längerer Zeit verschieden sind, ist die Zusammenkunft eher mit einem Dorffest zu vergleichen. Immer wieder werden nun auch die Schweine auf den Platz gebracht. Doch da heute der erste Tag des Festes ist, finden während unserer Anwesenheit keine weiteren Opfergaben mehr statt. Nach rund einer Stunde, in der wir übrigens mit allen möglichen Köstlichkeiten verpflegt werden, verlassen wir das Fest wieder und fahren ein Dorf weiter. Und nun kommt das makabere… Hier ist die Beerdigung bald zu Ende und der grosse Höhepunkt naht sogleich. Kaum sind wir angekommen, werden zwölf Wasserbüffel auf den Platz geführt. Wie auf Kommando legen die Jungs schliesslich los und die Büffel werden unter lautem Gejohle der Zuschauer geopfert. Durch einen Schnitt in die Kehle verenden die Tiere nach und nach. Ganze zehn Minuten dauert es, bis alle zwölf Wasserbüffel tot auf dem Platz liegen. An dieser Stelle muss wohl nicht speziell erwähnt werden, dass bei der ganzen Sache ziemlich viel Blut fliesst resp. spritzt. Unter dem Aspekt, dass es sich hierbei um eine alte Tradition handelt, überstehen wir das ganze unbeschadet, wenn auch ziemlich nachdenklich. Als fader Beigeschmack bleibt das Gefühl, dass es hierbei weniger um die Beerdigung als vielmehr um das Gemetzel an und für sich geht. Wir haben versucht nur die harmloseren Bilder in der Gallery aufzuschalten und hoffen, dass uns dies einigermassen gelungen ist. Den Interessierten unter euch zeigen wir sonst die anderen Bilder gerne bei Gelegenheit persönlich. Im nächsten Dorf geht es zum Glück wieder etwas gesitteter zu und her: wir treffen auf eine Hochzeit. Spontan werden wir auch gleich zum Zmittag eingeladen. Bis das Brautpaar eintrifft und wir das Festmahl verspeisen können, müssen wir uns aber noch einen Moment gedulden.
Während die geladenen Gäste in den Ricebarns auf ihre Ankunft warten, werden die beiden in der Kirche vermählt. Als das Brautpaar schliesslich mit dem geschmückten Auto eintrifft, folgen einige Festreden, bevor schliesslich das Essen beginnt. Interessant ist, dass die Brautleute selber nichts zu Essen bekommen. Stattdessen laufen sie an den Ricebarns vorbei, um die Gäste willkommen zu heissen. Bevor sich alle nach dem Zmittag auch schon wieder aus dem Staub machen, wird den Brautleuten zum Abschluss des Festes noch mehr oder weniger herzlich gratuliert. Der Rest des Ausfluges wird ruhig und wir können uns auf die schöne Landschaft konzentrieren. Darüber sind wir nicht ganz unglücklich, ist doch die Tagesportion an fremder Kultur für heute definitiv erschöpft.
Tana Toraja
Heute wollen wir die Gegend um Rantepao selbständig erkunden. Dazu mieten wir ein Motorbike und fahren in den Süden. Im Unterschied zu den Steingräbern im Norden, wo als letzte Ruhestätte ein Loch in die riesigen Steine geschlagen wird, finden die Verstorbenen im Süden im Sarg entweder in Höhlen oder an Felswänden ihre letzte Ruhestätte. Je tiefer in der Höhle resp. je höher am Felsen der Sarg gelagert wird, desto reicher ist die Familie. Berühmt sind hier auch die Tau-Tau’s. Die Steinfiguren symbolisieren die Toten und werden an den Felswänden auf einer Art Balkon aufgestellt. Nun haben wir aber definitiv genug vom Totenkult gesehen und geniessen nochmals so richtig die tolle Landschaft. Auf dem Töffli tuckerln wir auf holprigen Nebenstrassen durch die Gegend und halten oft an, um Fotos zu machen.
Auch hier werden wir immer wieder winkend begrüsst und wir sind einmal mehr überwältigt ab der Freundlichkeit der Menschen. An dieser Stelle soll auch die unglaubliche Ehrlichkeit der Sulawesi’s erwähnt werden. Mehrere Male haben wir zum Beispiel zu viel Geld hingegestreckt und jedes mal haben wir postwendend alles sofort zurück erhalten – dies auch, obwohl wir niemals merken würden, wenn sie uns wegen der paar Rappen übers Ohr hauen. Odi’s Fahrkünste sind übrigens nicht mehr weit von denen der Indonesier entfernt. Ganz nach Art der Einheimischen fährt er auch schon mitten über Baustellen und bringt uns vor dem grossen Regen sicher wieder zurück ins Guesthouse.
Fröhliche Sulawesis
Unsere Zeit in Rantepao geht heute zu Ende. Da wir morgen ab Makassar weiter in Richtung West Papua fliegen, verlassen wir die eindrückliche Gegend wieder. Der Bus fährt mit rund 30 Minuten Verspätung ab. Bis schlussendlich alle eingesammelt sind, haben wir bereits satte zwei Stunden Verspätung. Gelassen nehmen wir dies sowie die nächsten acht Stunden Fahrt hin. Als wir in Makassar einfahren, springen wir spontan an einer Strassenecke aus dem Bus. Vis-à-vis haben wir ein Hotel entdeckt und da das Zentrum fast 30 Kilometer vom Flughafen entfernt ist, macht es Sinn, wenn wir etwas ausserhalb ein Zimmer beziehen. In einem einfachen Restaurant ein paar Meter weiter, finden wir auch noch etwas zu essen. Doch bevor wir die Suppe und den Reis aus dem Bananenblatt verspeisen können, ist wieder einmal eine Fotosession angesagt. Die Studenten sind hin und weg und jeder will ein Foto mit uns. Obwohl sich der Lehrer praktisch im Sekundentakt für seine Schäfchen entschuldigt, kann er es am Schluss auch nicht lassen und wirft sich ebenfalls in Pose. Ein lustiges Völkchen, die Sulawesis!
Schöner Artikel. Da bekommt man doch glatt wieder die Reiselust. Leider nimmt man sich zuwenig & zu selten die Zeit, um fremde Kulturen kennen & verstehen zu lernen.