Short cut zu den Bildern
Zeit zum Abzuhauen
Obwohl wir schon ziemlich oft ab Frankfurt geflogen sind, haben wir noch nie auch nur einen Fuss in die Finanzmetrople Deutschlands gesetzt. Dies wollen wir bei diesem Trip unbedingt nachholen und reisen deshalb bereits am Vortag unseres Fluges an. Leider ist das Wetter bei der Ankunft aber derart garstig, dass wir uns direkt in die erste Bierbar resp. in eine asiatische Beiz retten. Nur Bier, Curry und Nudelsuppe können unser Herz bei dieser Kälte wieder erwärmen. Zum Glück sind die Wetterprognosen für Namibia um einiges besser!
Auf Nummer sicher…
Kalt ist es noch immer, aber die Sonne zaubert heute ein paar Extragrad aufs Thermometer und begleitet uns netterweise auf unserer Walking-Tour durch Frankfurt. Ausser den Riegelhäuser rund um den Römerplatz entdecken wir jedoch nicht viel Schönes. Auch der Blick auf die Skyline ist eher enttäuschend und so finden wir trotz intensivster Suche den Charme dieser Stadt nicht wirklich. Vielleicht liegt dies auch ein bisschen daran, dass wir beide irgendwie ein etwas nervös sind. Die Istanbul-Reise resp. die abenteuerliche Taxifahrt an den Flughafen von Istanbul hat wohl doch einige Spuren hinterlassen… So verwunderts dann auch nicht, dass wir unglaubliche fünf Stunden (das ist nicht zum Lachen…!) vor Abflug am Flughafen eintreffen. Auch wenn dies total übertrieben ist, sind wir schlussendlich nicht ganz unfroh darüber. Alleine bis wir endlich unser Terminal finden, ist locker eine Stunde vorbei. Wie auch immer: dieses Mal gibts definitiv keine spektakulären Berichte über die Anreise nachzulesen – sorry… Und so sitzen wir dann irgendwann viel später völlig entspannt im Flugzeug und freuen uns auf die bevorstehende Reise. Kleine Randbemerkung zum Schluss: Im Flugzeug hat es nur einen einzigen schwarzen Passagier. Und auch wir fallen irgendwie auf. Der durchschnittliche Tourist ist eher grau meliert und erst noch gut mit hochmoderner Safariausrüstung getarnt.
Freiheit pur!
Nach nicht einmal zehn Stunden Flug landen wir frühmorgens um sechs Uhr in Windhoek. Wir merken schnell, dass wir in Afrika angekommen sind; das Anstehen an der Passkontrolle und am Bancomat braucht vieeeeeeel Geduld. Da wir von der Autovermietung abgeholt werden, sind wir dafür umso schneller im Besitz unseres 4×4 Fahrzeuges. Der Papierkrieg ist erfreulich rasch erledigt und auch die Fahrzeug-Instruktion bringen wir im Nu hinter uns (mir kennes ja scho chli…). Nachdem wir auch noch den halben Supermarkt leer gekauft haben, sind wir definitiv parat, um in das Abenteuer Namibia zu starten. Da wir das heutige Nachtlager so nahe wie möglich am Etosha National Park aufschlagen wollen, müssen wir heute noch ein paar Kilometer zurücklegen. Zu unserer Freude kommen wir zügig voran und finden am Nami rund 60 Kilometer südlich vom Etosha ein erstes kleines Paradies. Der private Camping-Platz hat nur fünf Stellplätze und liegt in einem kleinen geschützten Tal. Das Bad ist Openair und in den Fels gehauen. Die Wasserversorgung wird durch den natürlichen Pool auf den Felsen sicher gestellt. Um das Glück perfekt zu machen (gäu Odi…), darf natürlich das erste grosse Feuer am Abend nicht fehlen. Mitten in der afrikanischen Natur verbringen wir so unsere erste Nacht in absoluter Ruhe und Freiheit ganz alleine auf dem Camping von Oppiklippe – einfach fantastisch!
Bleib stehen, lieber Elefant!
Nach einer erholsamen Nacht, in der wir den Schlafmangel aus der vorherigen Nacht wieder wett machen, gehts es am Morgen auf zum Etosha National Park. Damit wir möglichst viele Tiere beobachten können, werden wir ganze drei Nächte hier verbringen. Wir müssen nicht lange suchen und schon bald geht es los mit Zebras, Gnus, Wüstenfüchsen, Impalas, Kudus, Giraffen, Springböcken und vor allem Elefanten.
Diese sind es dann auch, die uns einen ersten kleinen (Odi) bis mittleren (Karin) Adrenalinschub verpassen. Bei einem Wasserloch kommt eine Herde mit über 30 Stück vorbei und gönnt sich ein Schlammbad mit anschliessender Sanddusche. Als die ersten drei Tiere (Mami mit Baby und älterer Tochter) fertig sind, haben die Viecher nichts besseres zu tun als direkt unser Auto anzusteuern. Bevor wir realisieren was abgeht, ist es dann auch schon zu spät, um wegzufahren. Netterweise bleiben die beiden grösseren Tiere dann doch noch einen Meter von unserem Auto entfernt bock still stehen. Wir sind auch bock still, kurbeln vorsichtshalber schon mal die Fenster hoch und hören sogar auf zu fotografieren. Irgendwann – gefühlte 5 Minuten später – ist der Spuk vorbei und die Elefanten umlaufen uns schliesslich doch noch. Man kann sich kaum vorstellen, wie klein wir uns im Auto neben diesen riesigen Tieren gefühlt haben. Für Nicht-Insider: Elefanten könnten unser Auto locker umstossen! Der Rest des Tages verläuft zum Glück ohne weitere Zwischenfälle. In unserem ersten Nachtlager treffen wir auf Krobi und Milva. Krobi und ich kennen uns vom Unihockey, von der HSW und von der SBB. Grund genug mit den beiden einen gemütlichen Braii-Abend zu verbringen. Bevor es jedoch soweit ist, nutzen wir die kühlere Abendstunde noch für eine kurze Ausfahrt zum nächsten Wasserloch. Der traumhafte afrikanische Sonnenuntergang und die Löwen am Wasserloch sind einfach der Hammer!
Etosha National Park
Emsiges Treiben auf dem Campingplatz lockt uns kurz nach sieben Uhr aus dem Zelt. Da die Viecher in den kühleren Morgen- und auch Abendstunden am aktivsten und somit am einfachsten zu sichten sind, will jeder so früh wie möglich wieder auf die Pirsch. Wir lassen es ein bisschen gemütlicher angehen und genehmigen uns mit den zwei anderen zuerst noch einen Kaffee. Nach dem wir uns von Krobi und Milva verabschiedet haben, ist es jedoch auch für uns an der Zeit den Park wieder unsicher zu machen. Fast acht Stunden fahren wir über alle möglichen Wege zu allen möglichen Wasserlöcher. Die spektakuläre Sichtung bleibt jedoch aus. Nur das übliche, leicht zu sichtende Wild macht sich bemerkbar.
Den Sonnenuntergang geniessen wir am Wasserloch des Camps. Leider kommt auch hier ausser ein paar Perlhühner vorerst niemand auf einen Schluck vorbei. Erst als wir nach dem Braii nochmals auf Tiersuche gehen, haben wir mehr Glück und sichten tatsächlich ein Nashorn. Genau so schnell wie es aufgetaucht ist, ist es auch schon wieder verschwunden. Glück gehabt, sind wir genau zu diesem Zeitpunkt auch am Wasserloch. Guet Nacht, liebs Nashorn!
Viele Löwen und Zebras wie Sand am Meer
Die zahlreichen Möchte-Gern-Safari-Ranger haben uns angesteckt. Auch wir sind heute kurz nach sechs Uhr auf den Beinen. Um möglichst rasch wegzukommen, verzichten wir sogar auf den sonst obligaten Kaffee (unser Wasserkocher würde die Abreise mind. 30 Minuten verzögern – das Ding ist einfach zu lahm…). Wir steuern auf direktem Weg ein Wasserloch an, wo es anscheinend in den Morgenstunden immer wieder Löwen zu sichten gibt. Und tatsächlich – ganze sieben Stück liegen faul herum und lassen sich über eine Stunde von uns beobachten.
Erst als sie sich davon machen, machen auch wir uns davon. Viele Kilometer später treffen wir dann tatsächlich nochmals auf weitere sechs Löwen. Diese sind jedoch ziemlich weit von der Strasse entfernt, so dass wir nicht mehr ganz solange ausharren. Unser Highlight sind heute jedoch die Zebras. An einem anderen Wasserloch sind schon ganz viele Tiere am trinken als wir ankommen. Wir trauen unseren Augen kaum, als auf einmal eine riesige Karawane von weiteren Tieren auftaucht. In Einerkolonne kommen sie langsam zum Wasserloch, um ihren Durst zu löschen. Am Schluss sind sicher 500 Zebras um uns herum versammelt. Ein wahnsinniges Erlebnis! Diese zahlreichen Tiererlebnisse schaffen uns. Wir sind derart “ufem Hung”, dass wir am nächsten Wasserloch kurzerhand ein Nickerchen einlegen. Bevor wir in der Abendsonne nochmals durch die Gegend kurven, wird auch im Camp noch ein bisschen relaxt. Dass es auch die letzten Stunden bis Sonnenuntergang in sich haben, zeigt sich auch wieder eindrücklich. Wir sind richtig im Stress, um die zahlreichen Tiere (nochmals Löwen, Rhino, Schakale usw.) noch rechtzeitig abzulichten. Rechtzeitig heisst hier “Das Tor schliesst um 18.56 Uhr”. Wer bis dann nicht zurück im Camp ist, hat Pech gehabt. Man muss zwar in diesem Fall nicht draussen übernachten, aber eine Busse und eine Verwarnung gibt es auf alle Fälle. Und wer jetzt denkt, dass wir munter weiter plöffen, dann machen wir dies sehr gerne. Am Wasserloch vom Camp hat es nochmals Rhinos, Löwen, Elefanten, Giraffen, Schakale usw. Juhee, so macht doch Safari so richtig Spass.
Bye, bye Etosha
Wir sind wieder früh unterwegs. Doch dieses Mal haben wir nicht so viel Glück. Wir müssen ziemlich durch den Park kurven, um endlich etwas Spannendes zu finden. Es scheint fast, als ob die Tiere heute frei haben. Nur die Löwen haben erbarmen mit uns. Mehrere Male finden wir im Schatten unter den Bäumen die Könige der Savanne faul am herum liegen. In diesen vier Tagen haben wir nun derart viel Löwen gesehen, dass wir schon fast an einem Löwen-Überdruss leiden. Zum Abschied zeigen sich am letzten Wasserloch dann auch noch ein paar andere Tiere. Wir sagen “Tschüss” und bedanken uns für die wunderbare und tierreiche Zeit im Etosha. Schön wars… Das Nachtlager schlagen wir ca. 100 Kilometer weiter südlich auf einer Farm auf. Wieder haben wir den ganzen Campingplatz für uns alleine und können tun und lassen was wir wollen. Ich fühle mich fast ein bisschen wie in einem der zahlreichen Schundromanen, die es von Afrika gibt – einfach herrlich!
Uff, Schwein gehabt! / Afrika? Afrika!
Der heutige Tag hat zwei Titel verdient -doch alles der Reihe nach. Nicht weit von uns entfernt, besuchen wir den grösste Meteoriten der Welt. Ein gewaltiges Teil von über 50’000 Kilo, welches irgendwann vor geschätzten 80’000 Jahren vom Himmel gefallen ist. Netterweise ist beim Eingang ein Schild angebracht, welches uns vor allfälligen weiteren Meteoriten warnt. Wir haben Glück, während unseres Besuches fällt nichts vom Himmel :-). Das nächste Happening ist für den ersten Titel von heute verantwortlich. In Groonfontein stocken wir unsere Vorräte auf. Als wir dies auch noch am Bancomat machen wollen, passiert es: wir tappen in eine – im Nachhinein extrem offensichtliche – Falle. Odi wird am Bancomat von zwei Typen belagert. Auf den ersten Blick scheint es, als wollten sie ihm helfen die richtigen Knöpfe zu drücken (wie wir das nicht wüssten…). Auf den zweiten Blick ist klar, dass sie nur zwei Sachen wollen: unseren Pin und unsere Karte. Um das ganze noch ein bisschen trickreicher zu gestalten, fängt ein netter Herr direkt im Sichtfeld des Bancomates ein Gespräch mit mir an. Irgendwann schnalle ich, dass dieser mir nur die Sicht verdecken will. Derweilen ist Odi ein Security-Man vom nächsten Bancomat zu Hilfe geeilt, der wenigstens einen der beiden Typen irgendwie versucht in Schach zu halten. Odi merkt zum Glück auch, dass etwas nicht ganz proper ist und wehrt sich tapfer gegen den drohenden Pin- und Kartenklau. Am Schluss gehen wir als Sieger aus der Situation hervor. Genau gar nichts haben uns die Arschlöcher geklaut… doch ein bisschen aufgeregt sind wir nach der Aktion schon. Der Adrenalin-Schub ist spätestens beim Boababs-Tree vorbei. Der uralte Baum – über 3000 Jahre alt – holt uns wieder zurück auf den Boden der Realität. Wir sind uns einig, dass wir nun nicht gleich einer unangebrachten Paranoia verfallen wollen. Jetzt folgt der Grund für den zweiten Titel. Ca. 100 Kilometer nördlich von Groonfontain verläuft die rote Grenze. Diese Grenze soll die Maul- und Klauenseuche von den Farmen im Süden fernhalten. Die Grenze ist aus unserer Sicht jedoch eher einer krasser Schnitt zwischen arm und reich. Kaum haben wir das Tor durchquert, treffen wir auf einen extrem krassen und unerwarteten Kontrast. Statt auf Farmen treffen wir auf typisch afrikanische Dörfer mit Leuten, die mit dem absoluten Minimum in Lehmhütten leben. Der Unterschied könnte krasser kaum sein. Dies hier ist wirklich Afrika! Ganz besonders wird uns dies bewusst, als wir an einem Souvenir Shop am Strassenrand stoppen. Die Kinder haben nur noch Lumpen an. Mir den Geschenken von Jara und Mia, unsere Nachbars-Mädels, können wir ihnen wenigstens eine kleine Freude machen. Da wir morgen Dani in Rundu treffen werden, suchen wir einen Camp in seiner Nähe. Leider finden wir beim ersten Versuch weder einen Typen, bei dem wir bezahlen können, noch Wasser. Die Anfahrt hat sich trotzdem gelohnt – wir können zum ersten Mal unseren 4×4 einschalten. Beim zweiten Camp haben wir mehr Glück. Das Camp ist eine kleine Oase am Kovango River. Für wenige Franken bekommen wir hier das ziemlich gehobene (und zugegebenermassen schon fast übertriebene – Afrika-Lode-Feeling.
Meeting Dani von Interteam
Bevor wir uns am späteren Nami mit Dani aus der Schweiz treffen, welcher für die Organisation Interteam in Rundu als Informatiker tätig ist, machen wir entlang dem Kavango, welcher auch die Grenze zu Angola ist, eine kleine Ausfahrt. Alle paar Meter treffen wir auf umzäunte Lehmhütten. Die meisten “Häuser” und ihre “Zimmer” sind leer, denn heute ist schliesslich Sonntag und fast alle sind irgendwo an einem Gottesdienst. Erst auf der Rückfahrt treffen wir dann auf zahlreiche Menschen, die in ihren schönsten Kleidern von der Kirche nach Hause spazieren. Auch wenn die Kleider bei uns nicht zum letzten Schrei gehören, ist der farbige Anblick einfach schön. Zurück in Rundu melden wir uns schliesslich bei Dani. Wir haben ihn ganz frech aufgrund seiner tollen Rundbriefe aus seinem Einsatz angeschrieben und ihn gebeten uns ein bisschen über seinen afrikanischen Alltag zu erzählen. Wir fragen ihm auf einer wunderbaren Terrasse mit Blick auf den Kavango (wird dann in Botswana zum Okavango) Löcher in den Bauch und erfahren so allerhand über Namibia, das afrikanische Leben und seine Arbeit hier in Rundu. Wer auch mehr wissen möchte, findet auf www.interteam.ch seine Berichte. Als ob dem nicht schon genug wäre, stellt uns Dani auch noch sein Bett zur Verfügung. Ach tut das gut, wieder einmal auf einer weichen Matratze zu nächtigen (das Teil im Dachzelt ist pickelhart!). Dani, danke vielmals für deine Geduld, deine offenen Antworten und Erzählungen sowie deine Gastfreundschaft! Falls du mal in unserer Nähe ein Bett brauchst, bist du jederzeit herzlich willkommen.
Tsidlo Hills
Wir sind zeitig auf und nach dem Frühstück mit Dani brechen wir auf in Richtung Botswana. Der Grenzübertritt klappt wie am Schnürchen. Wir würden sogar behaupten, dass wir bei der Einreise in Botswana auf die netteste Zöllnerin überhaupt treffen. Die Dame heisst uns derart herzlich in ihrem Land willkommen, dass uns schon fast die Worte fehlen. Auch wir werden bald zu ihren Lieblingen, als wir für Touristen wohl eher atypisch von uns aus das Fleisch und die Milch deklarieren und dann auch abgeben (dass wir eine Ladung Hamburger retten, sei hier nur am Rande erwähnt 🙂 ). Im ersten Kaff nach der Grenze versuchen wir an Geld zu kommen. Da die Bank gut besucht ist, müssen wir viel Geduld aufbringen bis wir endlich an der Reihe sind. Als ich dann schliesslich irgendwann dran bin, kommt prompt ein Chief herein, der dann natürlich seine Geschäfte auch noch vor mir erledigen darf… Unser erstes Ziel in Botswana sind die Tsidlo Hills, welche aufgrund der zahlreichen über 3000 Jahre alten Felszeichnungen zum Unesco Weltkulturerbe gehören. Im Lonely Planet ist die Anfahrt sehr, sehr abenteuerlich beschrieben. Drei sandige 4×4 Tracks sollen zu den Hills führen und wir überlegen lange, welchen wir nun wirklich nehmen wollen. Den ersten verpassen wir dann auch prompt. Beim zweiten können wir kaum glauben was wir sehen: neben einem klar angebrachten Wegweiser treffen wir auf eine halbe Autobahn (immerhin ungeteert), welche uns auf direktem Weg in die Pampa führt. Bei den Hills angekommen, nehmen wir uns gleich einen Führer, welcher uns auf einem zweistündigen Walk einige der zahlreichen Zeichnungen zeigt. Eindrücklich, wenn man bedenkt, wie alt diese sind. Wir nicht unfroh, als wir wieder zurück im Camp sind. Heute war es wirklich ganz ausserordentlich heiss und wir haben beide ein kleines Australien-Red-Center-Backflash. Nicht nur die Hitze ist identisch, sondern auch die Landschaft gleicht sich sehr. Am Abend gibt es wieder Camping-Freiheit pur. Wir sind einmal mehr alleine und geniessen die Ruhe und die Natur am Lagerfeuer. Odi macht heute sogar mit Kuhdung – eh, also Kuhscheisse – Feuer. Wie ihr seht, haben wir schon einige Sitten angenommen :-).
Traumhafter Community Camping
Nach fünf Stunden Fahrt treffen wir in Maun, dem Tor zum Okavanga Delta ein. Bevor wir die nächsten Tage planen, schauen wir zuerst am Flughafen vorbei, um zu checken, ob wir heute allenfalls noch zu einem Rundflug über das Delta starten können. Da es jedoch zu windig und damit auch zu dunstig (der viele Sand nebelt so ziemlich alles ein) ist, beschliessen wir zuerst in den Moremi National Park zu fahren und den Flug auf später zu verschieben. Obwohl wir wissen, dass im Park alle Camps ausgebucht sind, fahren wir auf gut Glück in Richtung Gate und finden tatsächlich auf einem traumhaften Camping kurz vor dem Tor ein Plätzchen für die Nacht. Der Camping gehört der nahegelegenen Gemeinde und ist so ziemlich der schönste, den wir bis dato auf dieser Reise angetroffen haben. Zugegebenermassen hat das ganze zwar auch seinen Preis (40 Dollar pro Nacht), aber da wir damit die Gemeinde direkt unterstützen und sowohl die Lage als auch der Platz an und für sich einfach der Hammer sind, zahlen wir den Preis gerne. Schöner könnte es wirklich kaum sein!
Moremi National Park
Leider wird die Nacht nicht mehr ganz so traumhaft wie der Abend. Irgendwann fängt es an zu blitzen und donnern. Am Anfang können wir die Wetterkapriolen problemlos ignorieren. Irgendwann wird es dann jedoch einfach zu viel. Drei Gewitterfronten ziehen über uns hinweg und rauben uns jeglichen Schlaf. Die Blitze sind derart zahlreich und hell, dass die Nacht immer wieder zum Tag wird. Die ohrenbetäubenden Donner, die auf die Blitze folgen, sind nicht minder unangenehm. Mehrere Male können wir keine einzige Sekunde zwischen Blitz und Donner anzählen und wir machen uns beide unsere Gedanken, ob wir im Dachzelt überhaupt noch sicher sind. Während Odi sich mehr Sorgen über umfallende Bäume macht – in der Zwischenzeit kommt auch noch ein orkanartiger Wind angebraust – gilt meine Angst eher einem allfälligen Blitzeinschlag. Erst als die halbe Nacht vorbei ist, fängt es endlich an zu regnen. Damit sind zum Glück auch Donner, Blitz und Wind vorbei und wir finden doch noch etwas Schlaf (wie heftig das Gewitter effektiv war, zeigt mein Traum: ich träume tatsächlich, dass wir evakuiert werden…). Trotz der praktisch schlaflosen Nacht sind wir am Morgen wieder zeitig auf den Beinen. Schliesslich wollen wir den Moremi N.P., welcher auch zum Okavango Delta gehört, besuchen. Über den Park und den Ausflug an und für sich sind Odi und ich geteilter Meinung. Während Odi über sieben Stunden mit unserem 4×4 den coolsten Track ever fahren kann (durch Wasser, durch Sumpf, über halbe Brücken, über ganze Brücken, durch Sand, usw.) und dies auch sichtlich geniesset, hätte ich mit maximal einer Stunde Track und 10x mehr Tieren gut leben können… Auf dem Rückweg nach Maun kommen wir einmal mehr in eine Veterinärkontrolle. Da uns der nette Herr beim Verlassen der Stadtgrenze bereits vorgewarnt hat, wissen wir was auf uns wartet: Fleisch, Milch, Früchte und Obst abgeben. Irgendwie ist in Botswana eine Fruchtfliegenplage ausgebrochen, die es notwendig macht, dass an diesen Checkpoints stets alle diese Produkte abgegeben werden müssen. Aus dem Kühlschrank kommt alles direkt ins Feuer – ausser die Milch, die darf zum Glück noch ein Kind des Dorfes trinken. Zurück in Maun haben wir nur noch drei Ziele: einen Flug für morgen reservieren, einen Camping finden und ein kühles Bier trinken. Auch wenn uns der Tag unterschiedlich gut gefallen hat, anstrengend war es für beide!
Flug über das Okavano Delta
Unser Tag beginnt mit einem einstündigen Flug über das Okavango Delta. Wir bekommen eine Maschine für uns ganz alleine (ein Pilot ist natürlich auch dabei…) und sind noch vor dem Frühstück in der Luft. Das Delta sieht aus wie ein grosses Korallenriff von oben und ist zu unserem Erstaunen gar nicht überall nass und sumpfig, sondern oft auch trocken und struppig. Da wir nur 140 Meter über dem Boden fliegen, können wir sogar ab und zu Elefanten, Giraffen, Zebras, Büffel, Impalas, Gnus, Hippos (ich) und Löwen (Odi) ausmachen. Wie meist in so kleinen Maschinen wird mir irgendwann leicht schlecht, so dass ich nicht ganz unfroh bin, als wir nach einer Stunde wieder am Boden sind. Schön wars trotzdem… :-). Den Rest des Tages verbringen wir mit praktischen Dingen: Auto putzen (nach Odis Track von gestern sieht das Baby aus wie Sau), einkaufen, Waschen (von Hand…), lesen, Bier trinken, Karten schreiben, Route planen, morgigen Tag organisieren, Tagebuch schreiben, in den Pool springen (ich), fotografieren (Odi), kochen, relaxen…
Im Mokoro durchs Delta
Zum ersten Mal auf dieser Reise können wir am Morgen Zelt und Auto stehen lassen, denn wir machen heute direkt ab dem Camping einen Ausflug in das Okavango Delta. Bevor wir in die berühmten Mokoro (kleine Nussschalen, wie ein Kanu) umsteigen, werden wir mit dem Schnellboot eine Stunde in ein Dorf etwas ausserhalb gefahren. Ab hier werden wir danach zu zweit von einem lokalen Guide (wir bekommen ein starkes Mädel) durch das Delta geschippert. Die Fahrt ist gemütlich langsam und gibt einem die Möglichkeit das Delta so richtig auf sich einwirken zu lassen. Oft fahren wir mit dem Mokoro sogar mitten durchs dicke Schilf und Gras. Um den Ausflug wirklich perfekt zu machen, fehlen leider wieder die Tiere. Nur ein einziges Krokodil finden wir. Von den Hippos, die es hier in rohen Mengen geben soll, ist kein einziges in Sicht. Ob ich diesem allerdings im Kanu überhaupt hätte begegnen sollen, lassen wir nun mal offen… Nach drei Stunden in der Nussschale legen wir schliesslich auf einer Insel an. Nach einem kurzen Imbiss können wir die Gegend nun auch noch zu Fuss erkundigen. In Einerkolonne stampfen wir dem Guide hinterher und sind immer auf der Hut, was für ein Tier uns wohl hinter dem nächsten Busch erwartet. Dieses Gefühl ist immer wieder spannend, könnte man hier im Extremall doch auf Elefanten, Löwen, Büffel und allerhand sonstiges Getier treffen. Die richtig gefährlichen Tiere bleiben zum Glück fern. Ausser Gnus, Pumbas und Antilopen entdecken wir in der Mittagshitze nichts. Da uns auf der Rückfahrt im Mokoro das Trinkwasser ausgeht, ermutigt uns unsere Guide, das Wasser des Okavango zu trinken. Das Wasser ist wirklich unglaublich sauber und wir überlegen nicht lange und genehmigen uns gerne ein paar Schlücke. Gut schmeckts, nur der Abgang ist etwas erdig. Nach sieben Stunden auf dem Wasser haben wir genug Sonne getankt (Sonnenbrand lässt grüssen…) und freuen uns auf den gemütlichen Abend – den letzten in Botswana – mit Bier und Grillade. Den Rest des mitgebrachten Okavango-Wassers machen wir auf dem Feuer nach jordanischer Art heiss. Wir wollen schauen, ob die Tips der Wüstenführer wirklich zu gebrauchen. Dazu stellen wir die volle PET-Flasche offen ins Feuer. Und siehe, das Wasser fängt irgendwann an zu kochen und die Flasche ist zwar verformt, aber nicht leck. Wenn ihr also einmal keinen Kochtopf aber eine PET-Flasche dabei habt, voilà – that’s the way!
Hier noch unsere Top-Okavango-Delta-Erlebnisliste:
Nr. 1 Über das Delta (Flugzeug)
Nr. 2 Durch das Delta (Auto)
Nr. 3 Über das Delat (Mokoro)
Nr. 4 Durch das Delta (zu Fuss)
Back to Namibia
Nach sechs Tagen Botswana fahren wir heute wieder zurück nach Namibia. In Botswana hat es uns sehr gut gefallen. Irgendwie war alles hier ein bisschen relaxter als in Nambia. Ich bin fast sicher, dass wir hier nicht zum letzten Mal waren. Schliesslich haben wir nur einen kleinen Teil des Landes gesehen. Die Fahrt ist relativ unspektakulär und lang. Unterwegs halten wir immer wieder an um zu tanken, etwas zu kaufen oder um ein Foto zu machen. Irgendwo in the middle of nowhere gibts wieder einmal eine Veterinärkontrolle und wir dürfen zum ersten Mal am heutigen Tag extrem ahnungsloser Tourist spielen. Seit den Tracks im Moreni Game Reserve fehlt uns nämlich das vordere Nummernschild. Inoffiziell haben wirs längst bemerkt, offiziell jedoch nicht. Der Herr lässt uns dann auch mit einigen mahnenden und eher unfreundlichen Worten davon ziehen. An der Grenze das gleiche Spiel nochmals. Alles wir den Papierkrieg schon erledigt haben und losfahren wollen, werden wir wieder gestoppt. Auch in diesem Fall ist unser Talent zum Schauspielern erfolgreich. Dieser Herr will uns zwar zuerst (als Witz) eine Busse aufbrummen, lässt uns dann aber mit dem Hinweis, dass wir uns auf einer Polizeistation melden sollen, ziehen. Aus Zeitmangel resp. aufgrund der wahnsinnig schnellen afrikanischen Bürokratie werden wir das natürlich nicht tun. Nach zehn Stunden auf der Autobahn erreichen wir schliesslich Windhoek und sind froh, dass wir nun den grössten Teil der Reise an die Küste Namibias hinter uns gebracht haben.
Swakopmund
Die Fahrt an die Küste dauert nicht lange. Bereits am Mittag treffen wir in Swakopmund am Atlantik ein. Swakopmund erwartet uns mit kühleren Temperaturen. Zum ersten Mal müssen wir sogar ein Jäggli anziehen. Der Wind, welcher hier an der Küste stets ein bisschen weht, hat es irgendwie in sich. Hier im Süden von Namibia fühlen wir uns eher wie in Australien. Alles ist wahnsinnig zivilisiert sowie organisiert und hat eigentlich so gar nichts mit Afrika zu tun. Auch unser Camping ist wahnsinnig luxuriös. Wir bekommen sogar ein eigenes Badezimmer direkt am Stellplatz. Am Nachmittag schlendern wir durch Swakopmund. Das Kaff wirkt (heute ist Sonntag) wie ausgestorben. Die Strassen sind leer und es ist so gar nichts los. Ein bisschen irritiert sind wir ab all den deutschen Wörtern, die uns von überall her ins Auge fallen. Der Reiseführer hat nicht ganz unrecht, wenn dort steht, dass es hier fast deutscher ist als in Deutschland. Zum Aperölen und Znachten müssen wir schliesslich ziemlich nahe ans wärmende Feuer rücken. Zum Glück haben wir genug Holz dabei, so dass es doch noch ganz “kuschelig” warm wird :-).
Übrigens zum 1ten: auch heute haben wir wieder einen Polizist erfolgreich wegen unseres Nummernschildes angeschwindelt. Um nicht mehr ganz so fest schauspielern zu müssen, haben wir dann heute sogar die Autovermietung informiert, dass sie doch ein neues Schild organisieren sollen. So können wir allfällige weitere Kontrollen doch schon ein bisschen entschärfen… :-).
Übrigens zum 2ten – ein kleiner Tipp für künftige Namibia- resp. Botswana-Reisende. Trifft man auf Menschen ist immer zuerst ein “Hello” gefolgt von einem “How are you?” zu empfehlen. Diese Frage gefolgt von ev. noch ein bisschen mehr Smalltalk öffnet meist schon alle Tore und der Kontakt – mit wem auch immer – wird super einfach und herzlich.
Raue (und kalte) Küste
Der Tag beginnt neblig und eher feucht. Das raue Klima an der Küste erinnert uns an einen nebligen Novembertag in der Schweiz. In der Nacht tropfte es mir sogar mitten aufs Gesicht, so feucht (und ungelüftet) wars im Zelt. Nicht ganz einfach zu verkraften, wenn man bedenkt, dass wir in Afrika sind. Warm verpackt machen wir am Morgen einen Ausflug zu einer riesigen Robben-Kolonie. An die 100’000 Stück liegen hier faul versammelt umher und machen allerhand komische Geräusche und stinken munter vor sich hin. Wie rau die Küste ist, zeigen auch die zahlreichen Schiffswrecks, die hier immer wieder anzutreffen sind. Die Wellen sind hoch, der Wind stark und zum Baden lädt hier überhaupt gar nichts ein (Wassertemperatur ca. 14 Grad). Am Nachmittag verzichten wir auf den eigentlich geplanten Rundflug über die Namibwüste. Das Wetter ist einfach zu wenig schön, um 700 Franken ohne mit der Wimper zu zucken zu investieren. Stattdessen machen wir uns auf die Suche nach Flamingos. Gemäss Reiseführer soll es diese im Süden von Swakopmund – genauer in Walvis Bay – en masse geben. Obwohl wir alles geben und sogar eine mehrere Kilometer lange ins Meer führende, extrem sandige 4×4-Piste befahren, finden wir nichts was sich fotografieren lässt. Einzig irgendwo am Horizont lassen sich mit etwas Phantasie einige Vögel ausmachen.
Interessant ist, wie sich die Landschaft auf einen Schlag verändert. Kaum sind wir aus Swakopmund raus, zieren grosse Sanddünen die Szenerie und das Wetter wird schlagartig besser und auch wärmer – nur der Wind bleibt. Da wir morgen ab Swakopmund einen Halbtagesausflug in die Wüste machen, nächtigen wir heute trotzdem nochmals im “kalten” Swakopmund. Um uns warm zu halten, feuern wir entsprechend wieder richtig ein. Hoffentlich wirds dann die letzten Tage im Hinterland wieder ein bisschen wärmer…
Paniert!
Wieder einmal haben wir etwas Glück. Wir haben als einzige die Wüstentour bei Chris gebucht und kommen so am Morgen in den Genuss einer Privattour in das Hinterland von Swakopmund. Unser Guide ist ein interessierter und engagierter Kerl, welcher uns allerhand Pflanzen und Gestrüpp in der Wüste zeigt. Wir wissen nun genau, welche Pflanzen giftig sind und welche im Notfall als Wasserquelle dienen könnten. Auf der Tour darf auch die berühmte Welwitschia nicht fehlen. Die Pflanzen treten immer im Doppelpack auf – ein Männlein und ein Weiblein – und können bis zu 2000 Jahre alt werden. Wir sind beeindruckt von der Flora, die hier in der kargen Wüste überlebt. Die Landschaft selber erinnert uns sehr an das Death Valley bei Las Vegas. Der Rundblick ist atemberaubend und wunderschön. Zum Schluss der Tour stoppen wir noch bei einer Düne. Der Run von der Düne hinunter macht uns derart viel Spass, dass wir dies am Nami gleich nochmals tun wollen. Zurück in Swakopmund müssen wir aber zuerst einen Reifen reparieren lassen. Hinten links verlieren wir irgendwie etwas gar viel Luft. Eine halbe Stunde später und 2 Franken ärmer ist der Schaden behoben (es war kein Loch, der Reifen war einfach nicht mehr gut in der Felge integriert) und wir können nochmals zu Dünen fahren. Inzwischen ist der Wind so stark, dass wir beim Auf- und Abstieg so richtig paniert werden. Überall haben wir anschliessend irgendwie Sand und wir freuen uns schon auf die nächsten panierten Tage in der Wüste von Sesriem. Da wir keine Lust auf noch mehr Wind und kaltes Wetter haben, machen wir kurzerhand einen Abstecher ins Hinterland. Wir haben heute auf der Tour in the middle of nowhere einen Camping entdeckt, welcher so ganz unserem Gusto entsprach – und so nächtigen wir wieder einmal alleine auf einem nigel nagel neuen Camping mitten in der Natur von Namibia.
Bienenalarm!
Vor uns liegen heute eigentlich nur wenige Kilometer Fahrt. Wir wollen im nahen Namib-Naukluft National Park nächtigen. Dort haben uns Maya und Barns ein idyllisches Plätzchen empfohlen, welches ihnen aus ihrer letzten Namibia-Reise in bester Erinnerung ist. Leider entpuppt sich das Mirabib-Camp als richtiges Bienenparadies. Wir checken jeden der fünf Plätze rund um den grossen Felsen aus und trinken an zwei Orten sogar ein Bierchen. Doch leider werden wir überall im Nu von zahlreichen Bienen belagert. Die Viecher sind derart penetrant, dass sie sogar zwischen Flip Flop und Fuss landen. Obwohl wir alles geben, um doch noch einen geeigneten Platz zum Übernachten zu finden, geben wir irgendwann auf. Wir wissen zwar nicht genau, ob die Bienen tatsächlich stechen, aber mit mir als Bienenallergikerin ist es irgendwie einfach zu heikel und auch zu unangenehm. Nach einer kurzen Lagebesprechung entscheiden wir deshalb weiter zu fahren. Wir haben irgendwo in unserem Camping-Guide das Wort “Erdmännchen” gefunden und sind uns beide im Nu einig, dass wir bis dorthin weiterfahren wollen. Sowenig Glück wie wir in Mirabib hatten, so viel Glück haben wir nun auf der Solitaire Guestfarm. Von den drei Stellplätzen ist noch einer frei und wir zögern nicht lange und schnappen uns das schöne Fleckchen neben der Farm. Hier fühlen wir uns endlich auch wieder wie in Afrika. Steppe, die typischen Bäume und das Licht sind genau nach unserem Gusto. Als Supplement gibt es noch einen zahmen Oryx und einen zahmen Springbock dazu. Nur die Erdmännchen lassen sich nicht blicken… :-(.
Cheetahs
Ein weiterer toller Nebeneffekt unserer Farm ist das Engagement der Besitzer für Cheetahs. Auf 500 ha werden zurzeit drei Cheetahs gehalten, die irgendwo Probleme machten (meist Stand dabei Kuhfleisch auf dem Speiseplan) oder ohne Mutter in der Freiheit keine Überlebenschancen gehabt hätten. Halb frei und selbstständig und dabei immer gut von zwei Biologen beobachtet und wenn notwendig versorgt, werden die Tiere hier auf die Wiederauswilderung vorbereitet. Da wir noch nie einen Cheetah gesehen haben, zögern wir nicht lange und begleiten die Biologin auf ihrem morgendlichen Kontrollgang durch das Gehege. Wir staunen nicht schlecht, als wir kaum hinter dem Zaun angekommen, das Auto verlassen dürfen und uns mit Peilsender zu Fuss auf die Suche nach den Tieren machen.
Auf die beiden Ladies müssen wir denn auch nicht lange warten. Nach nur wenigen Metern können wir die Tiere in der Steppe ausmachen. Doch es wird noch besser. Die beiden kommen direkt auf uns zu und wir dürfen einfach ruhig stehen bleiben und die zwei beim Trinken aus nur gerade drei Metern Distanz beobachten. Sehr geil… Die dritte Katze müssen wir etwas länger suchen. Nachdem per Piepston der ungefähre Aufenthaltsort bestimmt ist, machen wir uns wieder zu Fuss auf die Suche nach dem Tier. Wir müssen auf einer kleinen Fläche über 30 Minuten suchen, bis wir das Tier schliesslich super gut getarnt in einem Busch entdecken. Kleines Detail am Rande: diesen Busch haben wir schon ein paar Mal ganz Nahe umrundet… :-). Nach diesem Cheetah-Erlebnis lassen wir die Farm hinter uns und fahren nach Sesriem/Soussuvlei. Die roten Dünen gehören neben dem Etosha N.P. zu den absoluten Highlights von Namibia. Damit wir ungefähr wissen, wo wir morgen was finden, machen wir vor dem Sonnenuntergang noch rasch einen Ausflug zu den Dünen. Schliesslich fahren wir morgen um 5 Uhr in absoluter Dunkelheit los und da macht es Sinn, wenn man schon ungefähr einen Plan hat. Die Landschaft haut uns ziemlich schnell aus den Socken. Es ist wirklich eindrücklich, was die Natur hier einmal mehr erschaffen hat. Obwohl das Licht ganz optimal ist (zu viele Wolken), verknipsen wir schon eine ganze Menge Speicherplatz.
Der einzige Nachtteil an diesem super speziellen Ort ist die Distanz National Park / Camping. Bevor man bei den Dünen ankommt, müssen stets über 60 Kilometer gefahren werden. Besonders cool sind aber die letzten fünf Kilometer. Diese sind nur für 4×4 Autos befahrbar und Odi verpasst mir sogleich ein Crahskurs im Sandfahren. Unter lautem Getöse (liebe Grüsse an die Schaltung) schaffe ich es tatsächlich bis nach hinten – das fägt!
Zum heutigen Tag gibt es noch einen kleinen Exkurs über die “nervigsten” Nambia-Camping-Reisenden:
1. Platz –> Maui-Camper in der Herde: ca. 20 Fahrzeuge à zwei Personen, die “gemeinsam” im Konvoi Namibia durchqueren und dabei das vollständige “ich bin alleine unterwegs”-Gefühl haben. Sie stellen ihren Camper überall ab. Selbstverständlich stand auch auf unsere Platz beim Eintreffen schon so ein Herdentier. Die ganz cleveren nächtigen gar direkt vor dem WC!
2. Platz –> Overlander: “Overlander” gilt in Namibia als Schimpfwort, welches uns bis anhin gänzlich unbekannt war. Overlander sind Namibia-Touristen, welche auch in Herden jedoch nur mit einem Fahrzeug bewaffnet, unterwegs sind. Man stelle sich einen grossen 4×4 Car vor, wo die abenteuerlustigen Touris drin sitzen. Gepennt wird im Zelt am Boden und gegessen wird an grossen Gemeinschaftstischen. Wer sich noch immer nichts unter den Overlandern vorstellen kann, dem empfehle ich das äusserst amüsante Buch “Hummeldummel”.
3. Platz –> Dachzelter im Konvoi: diese sind mit den Maui-Camper vergleichbar. Allerdings schlafen sie im Zelt auf dem Dach und haben keinen Führer mit dabei. Und wehe man unterbricht den Konvoi auf der Strasse. Rigoroses Überholen folgt sofort.
4. Platz –> Dachzelter ohne Konvoi. Das wären dann wir. Auch wir sind manchmal ein bisschen doof. Aber lassen wir das…
5. Platz –> Backpacker: zum Backpacken in Namibia braucht es vor allem viel Zeit und Geduld. ÖV ist nämlich hier eher Mangelware. Entsprechend landen die wenigen Backpacker auf dem besten Platz und sind somit ein bisschen die Helden.
Natürlich gibt es noch weitere Touris. Vor allem die B&B-, Farm- und Lodge-Besucher. Diese sind uns aber wenig bis gar nicht begegnet, da wir ja eigentlich immer auf einem Camping die Nacht verbracht haben.
In den Dünen von Soussusvlei
Bei ziemlich eisigen Temperaturen packen wir um 4.45 Uhr (crazy!) im Dunkeln das Dachzelt zusammen. Wir sind fix unterwegs und stehen sogar noch vor dem Öffnen des Tores am Gate parat. Selbstverständlich sind wir aber nicht die ersten… Kaum fällt der Startschuss fängt das Rennen an (heute musste gar ein Springbock sein Leben lassen bei all den übermotivierten Touristen…). Alle wollen möglichst schnell zur Düne 45 oder weiter, um den Sonnenaufgang miterleben zu dürfen. Entsprechend wir die maximale Geschwindigkeit praktisch dauernd überschritten. Wir lassen die Düne 45 links liegen und fahren rechts daran vorbei. Wir hoffen, dass wir ganz hinten im Tal mit weniger Touris den Tag begrüssen dürfen. Fast wäre dieses Vorhaben in die Hosen gegangen. Denn auf den letzten paar Kilometer fahren wir uns tatsächlich im Sand fest. Doch mit allen möglichen Tricks, die in diesen Situationen gefragt sind, kommen wir zum Glück nach ein paar Minuten wieder vom Fleck (Stuwi & Kare: wir habens nun im Griff – und erst noch ohne Luftablassen…). Unsere Düne ist die “Big Daddy”-Düne. Wir sind zwar nicht ganz alleine, aber die grosse Masse bleibt wir erwartet aus. Der Sonnenaufgang und das Zusammenspiel der Farben sind einmalig und unvergesslich.
Die kühleren Morgenstunden nutzen wir anschliessend zum Erklimmen einer (ich) resp. zweier (Odi) weiterer Dünen. Dazu stehen auch noch zwei Wanderungen zu den beiden Vleis (ausgetrocknete Salzpfanne mit toten Bäumen, die irgendwo mitten in den Dünen auftaucht) auf dem Programm. Irgendwann wird es uns dann aber doch zu heiss und wir freuen uns auf einen gemütlichen Nami im Camp. Leider ist der Wind jedoch derart stark, dass das gemütlich nicht so intensiv ausfällt wie erwünscht. Aber im Windschatten des Autos lassen sich die Böen irgendwie dann doch aushalten und die Erdmännchen rund um unseren Platz entschädigen auch noch für eine ganze Menge Wind. Nach dem langen Tage resp. der frühen Tagwache sind wir bald im Bett. Eigentlich eine Schande, wenn man den Mond und das Sternenmeer sieht. Aber mit fast zufallenden Augen gehts fast nicht anders.
Namibische Alkoholsperre
Die erste Tat des Tages ist heute wohl die wichtigste: wir müssen vor der Biersperrstunde an Bier kommen (in Namibia kann man ab Samstag 13 Uhr bis Sonntagabend kein Alkohol mehr kaufen!). Das Vorhaben gelingt mit Bravour und der Kühlschrank ist bald wieder voll mit Windhoek Lager und Savanna. Über kleine Landstrassen tuckerln wir schliesslich gemütlich in Richtung Windhoek. Die Landschaft ist abwechslungsreich und schön. Ab dem frühen Nami stellen wir ein letztes unser Dachzelt auf, Odi verfackelt den Rest des Holzes und die letzten Vorräte werden verspiesen. Ab Morgen ist fertig mit dem Camperleben. Die letzte Nacht in Namibia wollen wir uns wieder einmal in einem Bett ausruhen. Praktisch eine Resozialisierungsmassnahme für das westliche Leben zu Hause…
Zum Schluss noch etwas lustiges (wir finden es auf jeden Fall lustig…): In Namibia herrscht Velohelmfplicht. Das wäre an und für sich nichts besonders. Bedenkt man aber, dass weitaus mehr Leute stehend auf einem offenen Pick-up von A nach B gefahren werden – dies scheint uns um einiges gefährlicher als mit dem Velo unterwegs zu sein -, können wir uns ein Grinsen kaum verkneiffen. Afrika!
Windhoek
Bevor wir heute losfahren können, müssen wir erstmals unser Auto “entpuffnen”. Alles muss irgendwie wieder an seinen ursprünglichen Ort verfrachtet resp. in die Tramper gestopft werden. Wir sind erstaunlich schnell fertig mit der Puffnerei und können so bald die letzten paar Kilometer nach Windhoek unter die Räder. nehmen Nachdem wir uns in einem Guesthouse ein Bett gesichert haben, wollen wir noch ein bisschen in die Stadt. Obwohl heute Sonntag ist, haben die grossen Malls alle geöffnet und da heute alle frei haben, sind auch entsprechend viele Leute am Einkaufen. Diese Tatsache so wie die furchtbare Entdeckung, dass alle Verkäufer mit einem Samichlausen-Hut herumlaufen, lässt gar nicht erst Shopping-Laune aufkommen, weshalb wir in der Innenstadt fliehen. Im Vergleich zur Mall herrscht hier absolut tote Hose. Immerhin finden wir einen kleinen Touri-Market, wo wir dann noch so einiges an Souvenirs erstehen. Ansonsten ist Windhoek schnell besichtigt. Einige alte deutsche Häuser gibt es, aber das wärs dann auch schon gewesen. Anstatt uns weiter auf die Suche nach irgendwelchen Highlights zu machen, ziehen wir entsprechend relaxen im Guesthouse vor. Zum Znacht suchen wir dann doch noch eine Attraktion der Hauptstadt auf. Das Joe’s Beerhouse gilt gemäss diversen Quellen als MUST see. Und siehe da, wir werden nicht enttäuscht. Die Atmosphäre ist lebhaft und unterhaltsam, das Essen (Gnu, Springbock, Oryx, Krokodil, Zebra, Strauss… halt von allem ein bisschen) sehr lecker und das Bier kühl. Ein gelunger letzter Abend unserer Reise.
Am zweitletzten Tag möchte ich noch einige allgemeine und persönliche Gedanken zu Namibia (und auch Botswana) zu Papiere bringen, die ich bis anhin im Tagebuch noch nicht ausreichend oder gar nicht erwähnt habe: Namibia ist ein sehr sicheres Reiseland (auch Botswana). Berücksichtigt man die gleichen Regeln wie bei uns, wird einem mit grösster Wahrscheinlichkeit überhaupt nichts passieren. Die Menschen sind überaus freundlich und hilfsbereit und sehr offen (dito Botswana). Den Unterschied zwischen schwarz und weiss ist in Namibia weitaus weniger krass als zum Beispiel in Südafrika (in Botswana haben wir gar keinen Unterschied entdecken können – wir waren aber ja auch nur in Maun!). Natürlich gibt es Unterschiede und natürlich gibt es auch Townships. Aber diese sind nicht flächendeckend in jedem Kaff zu finden. Und wenn es sie gibt, muss man als Tourist schon ziemlich gut schauen, um diese Wohnviertel überhaupt zu entdecken. Zudem sind die Quartiere recht grosszügig angelegt und der Abstand zum Nachbar ist relativ human. Diese Beschreibung gilt nur für Südnamibia. Im Norden leben alle – wie im Bericht oben nachzulesen – noch sehr ursprünglich und traditionell. Obwohl der Tourismus und auch andere Industriezweige Geld bringen, sind rund 50% der Namibier (crazy!) arbeitslos (Botswana weniger als 10%). Ein weiteres Problem ist auch die relativ hohe HIV-Rate (dito in Botswana). Zudem müssen mehr als 50% der Namibier von weniger als 2 Dollar pro Tag leben (da Botswana zu einem der reichsten Länder Afrika’s gehört, ist die Armut dort weitaus weniger ausgeprägt resp. das Geld weitaus gleichmässiger verteilt). Als Tourist – vor allem im Süden – merkt man nicht viel von diesen und anderen Problemen. Das Land ist derart gut organisiert, sauber und ordentlich, dass man manchmal schon fast vergisst, dass man in Afrika ist. Wir hatten oft ein Australien-Backflash. Einzige Unterschiede: statt Känguruhs hats Löwen.; statt 24 h fliegt man nur 10 h; statt 10 h Zeitverschiebung hat man max. 1 h und statt Englisch spricht man auch Deutsch. Wer also mal ein bisschen Afrika schnuppern möchte, ist hier mehr als am richtigen Ort! … Bei Fragen, bitte fragen. Bei Anmerkungen, bitte anmerken…
Last day
Da wir Windhoek ja gestern schon fertig besichtigt haben und der Flug erst um 9 Uhr Abends abhebt, sind wir beim Frühstück vor allem damit beschäftigt, eine sinnvolle Beschäftigung für den heutigen Tag zu finden. Nachdem wir alle Game Farms in der näheren Umgebung rasch im Internet angeschaut haben, fällt unsere Wahl schliesslich auf das Vaan Diljoen Game Reserve. In diesem Park sollte es nicht ganz so touristisch und “Zoo-mässig” zu und her gehen und wir können erst noch alleine herumfahren resp. herumlaufen. Dafür fehlen aber auch die wirklich “gefährlichen” Tiere. Vom Auto aus ist dann auch nicht viel zu sehen. Erst als wir zu Fuss einen Walk zu einem Wasserloch machen, entdecken wir auch Tiere. Zwei Mal müssen wir sogar einen Umweg machen, da wir nicht sicher sind, wie die Tiere auf uns reagieren. Schliesslich wollen wir uns nicht vor einer Herde Gnu’s resp. Affen in Sicherheit bringen… so schnell sind wir dann doch nicht. Auf der Rückfahrt fordern wir uns auf eine andere Art noch ein bisschen heraus: wir versuchen die Autovermietung in Windhoek ohne Karte zu finden. Und siehe da, die Stadt ist derart übersichtlich, dass wir bis auf den letzten Abzweiger den Weg (wenn auch eher indirekt) finden. Ja, und das wars dann auch schon wieder mit unserer Reise durch Namibia und Botswana. Schön war’s – vor allem die grossartige Natur, die Ruhe, die Freiheit und die freundlichen Menschen sind einfach wunderbar. Afrika, wir werden sicher wieder kommen! Ps: wers noch nicht gemerkt hat, wir haben den Flug nicht verpasst :-).