Short cut zu den Bildern
Roadtrip nach Polen
Ganz atypisch haben wir im Sommer zwei Wochen Ferien. Und nochmals ganz atypisch bleiben wir für einmal in Europa. Als Ziel haben wir Polen definiert und hinbringen wird uns der VW Camperbus, welcher seit dem letzten Jahr im Besitz der Familie Fankhauser ist. Warum Polen? Die meisten haben bei dieser Destination sofort die Hände verworfen und uns mitgeteilt, dass wir wohl ohne Hab und Gut wieder nach Hause kehren werden. Genau dieses Klischee wollen wir wiederlegen. Dazu kommt, dass alle in den Norden, Westen oder Süden fahren. Klar, dass wir folgedessen den Osten wählen.
Der Camper verführt zu null Vorbereitung. Bei nichts muss abgewägt werden, ob es wirklich notwendig und überhaupt Platz im Tramper vorhanden ist. Entsprechend packen wir und das Chaos ist riesig. Irgendwann hat dann aber alles seinen Platz gefunden und wir können losfahren. Bis nach Freiburg im Breisgau kommen wir rasch vorwärts. Anschliessend gehts nicht mehr ganz so fix. Die vielen Baustellen und Brummies machen das zügige Weiterkommen unmöglich. In Maulbronn machen wir unseren ersten Sightseeing-Stopp. Das Kloster gehört zum Unesco Welterbe. Unser Fazit: ein Kloster wie viele Klöster mit Säulen, Innenhof, Kirche, usw. aber eigentlich noch ganz nett. Da wir unser heutiges Ziel mit Bestimmtheit nicht erreichen, planen wir kurzerhand um. Odi führt mich auf die Romantik-Route und wir campen in Rothenburg ob der Tauber. Das Städtchen ist wirklich hübsch und wären wir Amerikaner würden wir es wohl super awsome finden. Das Camperleben ist leider nicht so idyllisch wie in Afrika. Auch die Romantik sucht man vergebens. Der Nachbar ist nur zwei Meter entfernt und kein wildes Tier. Natürlich ist auch Feuer machen tabu, weshalb wir uns mit einem Fertiggrill vergnügen.
Plus zwei
Der Regen lädt nicht zum Zmörgele ein. Wir packen unsere sieben Sachen und fahren subito los. Schliesslich ist es noch ein weiter Weg bis nach Polen. Wir tauschen die Romantik-Strasse gegen den Highway und brettern in Richtung Osten. Nach ungefähr einer Stunde kündigt ein brauner Wegweiser ein Unesco Weltkulturerbe an: die Würzburger Residenz. Spontan setzen wir den Blinker und machen einen kurzen Stopp beim riesigen Wohnhaus, in welchem jedes Zimmer einen Preis für besonders kitschiges Wohnen bekommen sollte. Den Amis fallen einmal mehr fast die Augen aus dem Kopf. Auch in Bamberg gibts einen Unesco-Stopp. Wir parken den VW-Bus illegalerweise direkt vor dem Dom (wir sind nur den Wegweisern gefolgt, welche zugebenerweise mit einem Parkverbot versehen waren…) und schauen uns mit einer Unmenge von anderen Touris die Altstadt an. Ab jetzt gibt es keinen spontanen Stopp mehr. Sonst besteht die Gefahr, dass wir gar nie in Polen eintreffen… Kurz nach fünf Uhr überqueren wir endlich die Grenze und finden irgendwann sogar einen Campingplatz. Leider begrüsst uns Polen mit Regen, weshalb wir den Abend nach einer kurzen Grilleinlage mehrheitlich im Auto verbringen.
Friedenskirchen
Auch in Polen gibt es natürlich Unmengen von Unesco Welterbe zu besichtigen; sonst wären wir ja nicht hier! Unser erstes Ziel sind denn heute auch die beiden Friedenskirchen in Jawor und Swidnica. Wir sind beeindruckt. Noch nie haben wir etwas vergleichbares gesehen. Von aussen sind die Gotteshäuser äusserst schlicht gehalten und sehen aus wie ein einfaches Fachwerkhaus. Die Gründe für die Schlichtheit sind folgende: als die Evangelischen nach dem 30-jährigen Krieg (1608 -1648) in Schlesien die Kirchen bauen durften gab es einige Auflagen. Sie sollten vor den Stadtmauern stehen, durften nur aus Holz, Lehm, Sand und Stroh errichtet werden, durften keine Glockentürme haben und mussten innerhalb eines Jahres fertiggestellt sein. Umso grandioser ist die Innenausstattung. Da konnte man sich dann so richtig Zeit nehmen. Alles ist voll mit Malereien. Zudem findet man bis zu viergeschossige Emporen und Logen. Dazu kommen eine riesige Orgel und ein barocker Hochalter. Da das Wetter hier im Süden immer noch nicht besser ist, fahren wir auf direktem Weg in Richtung Norden. Unterwegs wird es sonnig und heiss. Der Regen lässt sich erst wieder Blicken als wir auf dem Camping vorfahren. Mann, wo bleibt das Hoch über Polen, welches letzte Woche ganz Europa eine wunderbare Sommerwoche bescherrt hat?
Der hässlichste Kebap der Welt
Der Tag beginnt vielversprechend: in der Morgensonne schlendern wir durch das nächste Unesco Welterbe, das Städtchen Torùn. Leider wird der Rest des Tages nicht mehr ganz sooo der Hit. Das erste Fast-Malheur passiert uns auf der Autobahn als wir plötzlich feststellen, dass wir praktisch kein Diesel mehr im Tank haben. Spanisch kommt uns vor, dass der Tank heute morgen noch halb voll war! Haben wir etwa ein Leck oder kennen wir einfach die Mätzchen der Tankanzeige nicht? Nachdem wir irgendwo in der Pampa voll getankt haben, wird klar, dass es zweiteres ist. Von nun an werden wir die zurückgelegten Kilometer etwas genauer im Auge behalten… Das nächste Ziel ist die Burg von Marbock (auch aus dem Unesco-Buch…). Der dreifache Befestigungswall erfüllt heute seine Aufgaben definitiv nicht. Halb Polen und zwei Schweizer erobern erbarmungslos die Festung. Wir sind nicht lange mit Elan bei der Sache, es hat uns einfach zu viele Leute. Nirgends kann man ruhig stehen und dem Audio-Guide zuhören. Dauernd wird man angestupst und hört die für Einheimischen obligatorischen Guides direkt neben einem herumquaseln. Dazu kommt, dass wir beide extrem hungrig werden. An einem Touri-Stand vor der Burg bestellen wir zwei Kebap. Schon beim Bestellen hätte uns klar sein müssen, dass es sich hierbei um den wohl hässlichsten Kebap ever handeln wird. Die Polen haben wirklich keine Ahnung, wie man dieses sonst sehr leckere Ding zubereitet und schmeissen angemachten Kabis- und anderen Salat mit super fettigem Fleisch in ein Fladenbrot und toppen das ganze mit weiteren undefnierbaren Saucen*. Leider sind die Damen auch nicht gerade sonderlich schnell bei der Zubereitung und mit meinem Hungerast, der zunehmenden Hitze und dem fettigen Geruch schaffe ich es nur knapp nicht in Ohmacht zu fallen… Bingo; ein toller Ausflug zu dieser Burg in Marbock! Via dem Wohnort (heute Stare Pole, früher Altfelden) von Fritz – der Vater von Edi, er musste von hier im zweiten Weltkrieg fliehen und wir lesen zur Zeit gerade sein Tagebuch aus dieser Zeit – geht es weiter ans Meer. Leider sehen wir das Meer nirgends und dies obwohl wir fast eine Stunde parallel dazu fahren. Zwischen Meer und Strasse hat es nämlich einen riesigen Pinienwald. Schlimmer als der verwehrte Blick aufs Meer ist die Masse an Touristen, die wir auch hier antreffen. Uns graust richtig davor, irgendeinen überfüllten Camping anzufahren. Schliesslich finden wir dann doch noch ein Plätzchen unweit des Strandes, welches nicht allzu überfüllt ist und an den polnischen Ballermann erinnert. Die Abkühlung im Meer schenken wir uns. Es ist zu kühl und zu windig.
*Interessanterweise wohnen in Polen praktisch keine Ausländer. Man sieht bspw. eigentlich keine Asiaten oder Schwarze auf der Strasse. Auch eine Vermischung der Polen mit Ausländern Zwecks Fortpflanzung scheint nicht die Regel zu sein. 97% der gezeugten Kinder stammen aus rein polnischen Verhältnissen. Wie sollen die Polen also wissen, wie man einen anständigen Kebap macht, wenn kein Türke hier wohnt?
Solo Camping!
Da das Badewetter immer noch auf sich warten lässt, ziehen wir weiter. Bevor wir aber dem Meer Lebwohl sagen, besuchen wir noch die Stadt Danzig oder wie so schön auf polnisch heisst: Gdansk (wir verstehen übrigens kein Wort und können uns kein Wort ausser Dober (= Guten Tag) und Miod (= Honig) merken). Hier in der Hansestadt Danzig wurde der erste Weltkrieg ausgelöst. Das deutsche Schiff Schleswig-Holstein attakierte eine polnische Bunkeranlage auf der Westerplatte, wo man heute die Gedenkstätte besuchen kann. Die Stadt selber gefällt uns super gut. Die Altstadt ist sauber herausgeputzt, die Häuser sehr dekorativ, überall hat es kleine Kafis und Marktstände. Im Gegensatz zu den bisher besuchten Orten finden sich hier zudem auch ganz viele ausländische Touris, was dem ganzen einen internationalen Touch gibt. Den Rest des Tages nutzen wir für die Überfahrt weiter in den Osten. Zu unserer Freude finden wir gegen Abend einen Camping für uns gaaaaanz alleine! Nur den Regen dürften sie wieder abstellen…
Bunker im Wald
Auch der heutige Tag beginnt mit Geschichtsunterricht. In der Nähe von unserem Übernachtungsort besichtigen wir die Wolfsschanze, Hitlers geheimes Quartier während des zweiten Weltkrieges. Die Bunkeranlagen waren derart passend in die Umgebung eingebaut, dass das Lager bis 1945 unentdeckt blieb. Berühmt ist die Anlage vor allem, da hier der einzige Anschlag auf Hitler ausgeführt wurde. Von Stauffenberg aus den eigenen Reihen versuchte ihn an diesem Ort mit einer Bombe zu töten – leider erfolglos… Eindrücklich sind die Bunker hauptsächlich wegen den dicken Mauern. Bis zu acht Meter sollten die Nazis vor allfälligen Angriffen schützen. Fünf Stunden später finden wir uns an der weissrussichen Grenze wieder. Hier gibt es einen grenzüberschreitenden National Park, welcher seit langer Zeit von Menschenhand unangetastet blieb und deshalb von der Unesco zum Weltnaturerbe ernannt wurde. Berühmt ist der Park auch für dier hier lebenden europäischen Bisons. Da wir auf der morgigen Tour leider kaum auf einen stossen werden, schauen wir uns das vom aussterben bedrohte Tier sicherheitshalber noch rasch im Tierpark an. Na ja… wir finden zwar einen Bison, aber ansonsten ist der Park überhaupt nicht der Hit.
Warschau
Um 5.30 müssen wir aus den Federn. Maria, die “Rangerin” (nicht mit den Rangern in Afrika vergleichbar; statt Karabiner ist sie mit Handtasche und kleinem Velo bewaffnet) des Beloweshskaja Puschtscha National Parks, wartet auf uns. Zu dritt spazieren wir drei Stunden durch den Urwald. Maria kennt jede Pflanze und wir können uns vor lauter Fauna keinen einzigen Namen richtig merken. Die Unberührtheit des Urwaldes ist eindrücklich und wir sind froh, dass auch bei uns wieder vermehrt auf Renaturierung gesetzt wird. Tiermässig erfreuen wir uns immerhin an einer Horde Wildschweine. Die anschliessende Fahrt nach Warschau ist rasch vorbei. Auf den wenig befahrenen Nebenstrassen kommen wir gut voran. Für Abwechslung sorgen auch immer wieder die Damen, die im ältesten Gewerbe der Welt tätig sind. Sie stehen hier bei vielen Waldsträsschen und warten auf Kundschaft. Statt “Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm” könnte man sagen “Ein sexy Weiblein steht am Waldrand und winkt ganz dumm”. In der Hauptstadt angekommen, suchen wir uns zuerst ein Hotel im Zentrum mit Parking. Da die Campings alle ziemlich ausserhalb sind, macht dies irgendwie mehr Sinn. Zudem sind wir nicht ganz unglücklich zur Abwechslung wieder einmal etwas mehr Platz zu haben. Warschau gefällt uns sehr gut. Die Highlights sind kompakt gelegen und rasch besichtigt. Wir geniessen die Strassencafés und ergötzen uns an den historischen Gebäuden (leider sind die Dinger nicht ganz so historisch wie sie aussehen, denn Warschau war am Ende des 2. Weltkrieg ein einziger Trümmerhaufen und musste wieder neu aufgebaut werden). Obwohl es ein wunderschöner Sommerabend ist, müssen wir frühzeitig kapitulieren. Die langen Fussmärsche und das frühe Aufstehen haben uns geschafft. Schliesslich sind auch wir keine 20ig mehr!
Tyskie*
Nach zwölf Stunden Schlaf fühlen wir uns wieder fit genug für die Weiterreise. Auf dem direkten Weg geht es weiter nach Zamosc. Auch dieses Kaff ist im Unesco-Buch (man kann erahnen, dass sich der Unesco-Count nach diesen Ferien positiv verändern wird – und wir sind noch mal am Ende mit all den Sights hier…). Berühmt ist das Örtchen wegen seiner anscheinend idealen Bauweise. Der damalige Herrscher liess Zamosc zum Erreichen dieses Zieles durch einen Italianer errichten. Auch hier wieder alles kompakt, hübsch und rasch besichtigt. Bleibt also genug Zeit auf dem Camping noch ein bisschen die Beine hochzulagern und die Sonne zu geniessen. Seit gestern ist es schliesslich über 30 Grad warm!
*Wer sich fragt was dieser Titel soll, hier die Antwort: aktuelle Biermarke, welche Odi gerade geniesst.
Salzminen oder Disneyland?
Die letzte Gegend, die wir in Polen noch besuchen werden, ist die Region um Krakau. Hier stehen weitere vier Unesco Weltkulturerbe auf dem Programm. Wir beginnen mit den Salzminen von Wieliczka. Doch bevor wir zu den Minen kommen noch rasch eine kurze Episode zu einer Begegnung heute auf einer Landstrasse: ein riesiger Pilgerzug mit singenden Jugendlichen. Immer per 15. August (Maria Himmelfahrt) pilgern die Polen aus allen Ecken zu einer bestimmten Kirche im Landesinnern. Wir sind beeindruckt ab den vielen pilgernden Teenies. Doch nun zur Salzmine. Die Zahlen und Fakten zur Mine tönen bestechend: 700 Jahre alt, alles aus Salz, 300 km unterirdische Wege, 9 Stockwerke oder 327 Meter tief, 22 Kammern, mehrere Kirchen und Kapellen usw. Der einzige Nachteil: wir kommen uns nach ca. drei Minunten vor wie im Disneyland. Zu Tausenden werden die Touris in Gruppen durch die Gänge geschleust. Überall hat es Leute und man wird richtiggehend von der einen zur nächsten doch eher kitschig aufbereiteten Sehenswürdigkeit gehetzt. Netterweise dauert das ganze auch nur volle drei Stunden und wir sind ziemlich froh, als wir irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit wieder Tageslicht erreichen.
Krakau und Umgebung
Heute “erledigen” wir die drei uns noch fehlenden Unesco Weltkulturerbe. Dies war nicht so geplant, hat sich aber irgendwie so ergeben. Doch alles der Reihe nach. Bereits um 7.30 Uhr sind wir in der Altstadt von Krakau anzutreffen. Mit uns erwacht die Stadt gaaanz langsam. Da Sonntag ist, sind wir praktsich alleine unterwegs. Morgenstund hat für einmal Gold im Mund und wir geniessen den Bummel. Nach der Altstadt folgt der Wawel Hügel mit dem Königsschloss (Krakau war früher die Haupstadt Polens) sowie das jüdische Quartier. Die Stadt gefällt uns gut, wird aber unserer Meinung nach ein bisschen überbewertet. Warschau und Danzig können bestens mithalten. Zurück in der Altstadt treffen wir auf unzählige Touristen und Regen. Zeit für uns abzuhauen und die Regenpause für das Einkaufen zu nutzen. Der nächste Stopp – wieder bei Sonnenschein – ist die Basilika von Kalwaria Zebrzydowska, welche der zweitwichtigste Pilgerort Polens ist und unweit des Geburtsortes von Papst Johannes Paul II liegt. Die Kirche ist berühmt, weil hier einer Abbildung der Maria vor vielen, vielen Jahren einmal ein Blutstropfen aus dem Auge rann. Hier wird uns einmal mehr bewusst, wie gläubig die Polen sind. Da immer noch genug Zeit vorhanden ist, beschliessen wir auch noch das letzte Unseco Welterbe zu besuchen: die Konzentrationslager von Auschwitz und Birkenau. Ja was soll man nun dazu schreiben? Eigentlich sind alle Worte unausreichend, um zu beschreiben, was hier während des 2. Weltkrieges abging. Ein unglaubliches Mahnmal der Weltgeschichte.
Drei Länder in einem Tag
Adieu Polen – schön wars und ja lieber Skeptiker, wir nehmen alles wieder mit, was wir mitgebracht haben! Auf mehr oder weniger direktem Weg verlassen wir das Land und fahren via Slovakei in die Tschechei. In der Slovakei machen wir nur einen kurzen Stopp. Erstens würden wir sonst in die “falsche” Himmelsrichtung fahren und zweitens war Odi hier mit Grübi im 2010 bereits eine Woche in den Ferien. Nichts desto trotz ist er so nett und zeigt mir ein Unesco Welterbe in Grenznähe: das kleine Bergdorf Vlkolinec. Die ganze Scenerie erinnert ein wenig an den Ballenberg, nur dass dort heute effektiv noch Leute wohnen. Das war dann auch schon alles von der Slovakei, weiter gehts in die Tschechei. Auch hier haben wir schon einmal eine Tour gemacht und einiges besichtigt. Da wir damals aber nur wenige Tage zur Verfügung hatten, konnten wir nur den westlichen Teil des Landes besuchen. Diese Tatsache passt nun hervorragend zu unserer Reiseroute und wir werden die nächsten zwei Tage ganz im Osten der Tschechei verbringen. Heute reicht die Zeit noch für einen Besuch in Kromeriz. Hier hat die Unesco ein Schloss inkl. Garten auf ihre Liste gesetzt. Die Besichtigung des Inneren des Schlosses fällt “wegen zu” ins Wasser (wir sind ehrlich gesagt nicht ganz unglücklich…). Dafür lädt der Schlossgarden zu einem Spaziergang ein. Dieser fällt allerdings auch nicht gerade sehr ausgiebig aus, denn unser Thermometer im Auto zeigt schlappe 43 Grad.
Geschlossene Möbelausstellungen
In Olomouc auf dem Dorfplatz steht eine riesige Dreifaltigkeitssäule, welche gemäss Lonely Planet-Autor an den Borobudur Tempel in Indonesien erinnert. Dies interessiert uns natürlich sehr (und ja es ist auch Unesco…). Leider können wir keine Ähnlichkeit erkennen. Aber vielleicht ist auch einfach unsere Phantasie nicht so reich wie die einiger Mitmenschen. Weiter gehts nach Lytomysl zum dortigen Schloss (auch Unesco…). Da wir nicht an einer antiken Möbelausstellung interessiert sind, kommt es uns sehr entgegen, dass gerade keine Führung durch das Innere stattfindet. Von aussen sieht das herrschaftliche Gebäude aber ganz nett aus. In Brno wartet das letzte Unesco-Ding des heutigen Tages auf uns: die Villa Thugendhat. Dieses Welterbe ist wohl das Modernste, welches wir je zu Gesicht bekommen haben. Der Architekt Mies van der Rohes hat in den 1920er Jahren ein aus unserer Sicht relativ normales Wohnhaus gebaut. Okay, zur Bauzeit war es wohl aussergewöhnlich, aber für die heutige Zeit würden wir als Architekturbanausen behaupten, dass es gaaaanz viele Wohnhäuser gibt, die gleich oder ähnlich aussehen. Als Präger des modernen Baustiles darf man ihn aber wohl schon würdigen. Zum Glück ist auch hier die Möbelausstellung heute geschlossen. Wir konzentrieren uns stattdessen auf die schmucke Innenstadt und spazieren durch die Fussgänzerzone von Brno.
Pickerl
Zum letzten Mal gibt es zum Frühstück “Schloss-Besichtigung”. Die Schlösser von Ladnice und Valtice sind das letzte uns noch fehlende Unesco-Puzzleteil Tschechiens. Beim ersten ergötzen wir uns “nur” an der Aussenfront. Beim zweiten entscheiden wir uns schliesslich endlich für eine Führung durch die antiken Räume. Interessant und schön, aber man hat doch eher bald genug gesehen. In Österreich müssen wir zuerst ein Pickerl (Autobahnvignette) kaufen. Danach hält uns nichts mehr auf, direkt nach Salzburg durchzubrettern. Wobei “direkt” an dieser Stelle etwas übertrieben ist. Etwas hätte uns aufhalten können – ein Besuch in Kogl, aber die beiden Lieben sind zurzeit im Altai in den Ferien – und etwas hat uns aufgehalten. Trotz GPS fahren wir nämlich irgendwann in die falsche Richtung. Rund um Tulln (ja, Otto und Margit, ihr lest richtig…) finden wir den richtigen Weg erst im zweiten Anlauf. Vor Salzburg beginnt die Suche nach einem Camping. Mangel herrscht bei weitem nicht, doch wir sind zu wählerisch und wollen uns nicht auf einen mit Dauercampern überfüllten Platz an einem See quetschen. So landen wir am Schluss am Stadtrand von Salzburg, was sich auch nicht als viel besser – eher das Gegenteil ist der Fall – heraus stellt. Auch hier ist alles bis auf den letzten irgendwie verfügbaren Platz überstellt und wir bekommen ein winziges Plätzchen irgendwo am Rande zugeteilt. Ja, das ist der Nachteil an Ferien im Sommer! Fairerwaise muss hier erwähnt werden, dass die sanitären Anlagen dafür absolut top sind. Da haben wir auf dieser Reise doch schon anderes gesehen.
Salzburg und schon wieder suchen
Die erste Aufgabe des Tages ist die Suche nach einem Parkplatz in Salzburg. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellt. Die P’s ohne Dach sind alle voll und in die P’s mit Dach passen wir nicht rein. Irgendwann auf der anderen Stadtseite haben wir dann endlich Glück und finden einen freien und passenden Platz. Salzburg gefällt vor allem mir gut. Die Altstadt ist wirklich hübsch und es gibt doch einiges an historischem anzuschauen. Aber auch ich habe mir das ganze doch ein bisschen pompöser vorgestellt. Immer diese Erwartungen und Vorstellungen… Mit dem Besuch Salzburgs beschliessen wir die Unesco-Besichtigungen dieser Reise. 20 neue Kleber im Buch sind genug und wir haben den Sättigungsgrad langsam aber sicher erreicht. In der Nähe von Lindau beginnt wieder die Suche nach einem Nachtlager. Der Camping auf dem Bauernhof ist leider genau so voll wie all die anderen Plätze, die wir anfahren. Ich befürchte gar, dass wir wohl oder übel bald bis nach Bern fahren müssen. Odi gibt aber zum Glück nicht auf und ja wir finden ein super tolles Plätzchen. Die Bedingungen erfüllen wir mit Bravour: nur Campervans und keine Kinder. Wir geniessen unseren letzten Abend mit den lezten Einweggrillen und dem letzten Fleisch.
Fertig campen in Europa
Nun ist es also zu Ende, unser Camperabenteuer in Europa. Ungewohnt war’s, interessant war’s und schön war’s auch. Wir sind uns aber einig, dass Camping in den westlichen Gefilden nicht unser Hobby werden wird. Zu geil ist Camping in Afrika, wo man Natur pur, Freiheit und Platz en masse hat. Aber die Erfahrungen, welche wir in den letzten zwei Wochen gemacht haben, möchten wir natürlich trotz allem auf keinen Fall missen. Und ja, der VW-Bus war super cool!
Solo Camping in der Nähe von Danzig kommt mir bekannt vor. Bei uns hats auch geregnet, ob’s wohl daran lag?