Short cut zu den Bildern
Finalmente!
Endlich, endlich dürfen wir wieder einmal in die Ferien fahren. Corona-Virus sei Dank ist unsere Miete zu Hause mehr als amortisiert und wir wollen nur noch eines: weg! Eigentlich würden wir heute für zwei Monate nach Afrika abfliegen. Aber Corona-Virus sei Dank mussten wir unsere Reise um ein Jahr verschieben. Nun zücken wir Plan F oder so, setzen uns ins Auto und fahren nach Italien; Endziel Apulien. Die momentane Situation erlaubt nicht viele Destinationen. Zum Glück geht es Italien aber zahlenmässig ziemlich gut – sogar besser als uns. Und so ist Italien bereisbar und wir haben drei Wochen Zeit, um ganz in den Süden und wieder zurück zu fahren. Zuerst geht es aber nach Costa zu Edith. Nach mehreren Telefonaten haben wir zusammen entschieden, dass wir wie gewohnt bei ihr wohnen werden. Für einmal fahren wir über den grossen St. Bernhard statt über den Simplon. Und siehe da, ohne Verkehr sind wir nach nur rund sechs Stunden auch schon am Ziel. Wie immer machen wir zuerst einen Stopp am Meer. Rasch die Füsse ins Wasser halten, einen Apéro in unserer Lieblingsbeiz geniessen und die Ferien können definitiv beginnen. Auch Edith erwartet uns schon und verwöhnt uns einmal mehr mit einem feinen Znacht. Wunderbar!
Vertraue besser nicht der Wetterprognose
Eigentlich sollte es heute den ganzen Tag Regnen. Doch von Regen gibt es trotz ein paar Wolken keine Spur. Wir mieten ein Velo und fahren dem Meer entlang von San Stefano nach Arma und wieder zurück. Leider bestehen die Mädels darauf, dass wir ein rotes Gefährt mieten, wo die ganze Familie Platz hat, aber nur die Eltern pedalen müssen. Definitiv das letzte Mal, schwöre ich mir heimlich. Da wir das riesige Gefährt nirgends unbeaufsichtigt stehen lassen dürfen, fällt auch der Besuch auf dem Mercato entsprechend kurz aus. Damit merken auch die Mädels, dass sie das nächste Mal besser ein eigenes Velo satteln sollten. Zurück in San Lorenzo gibt es Spaghetti alle vongole und sonstiges Meeresgetier. Das Wetter ist nun sogar noch besser als am Morgen und so zu unserer grossen Freude sogar dem Strandbesuch nichts mehr im Weg. Das Meer ist noch wunderbar warm und wir geniessen das Bad in den Wellen und die Sonne in vollen Zügen.
Regenwetter
Heute hat der Wetterbericht wieder Regen gemeldet. Und tatsächlich wird es nicht freundlicher, bleibt aber vorerst trocken. Wir fahren zu einer Pferderanch im Hinterland und erkundigen uns nach einer Reitmöglichkeit. Da die Reitlehrerin heute auswärts ist, muss die Reitstunde der Mädels auf ein anderes Mal verschoben werden. Im schönen Kaff, wo Edith uns das Altersheim zeigt, wo sie einmal hin will, machen wir stattdessen einen kurzen Spaziergang, gönnen uns einen Kaffee und lassen die Kids auf dem Spielplatz herumtoben. Auf der Fahrt zurück nach Costa giesst es schliesslich wie aus Kübeln. Wir verziehen uns in Ediths Haus und warten bis es wieder besser wird. Leider wird es nicht mehr viel besser. Irgendwann gibt es aber eine Regenpause und da die Kids noch ein bisschen Bewegung brauchen, fahren wir trotzdem nochmals runter ans Meer. Zum Baden ist es zu kalt und der Velovermieter zeigt sich faul und will das Garage für uns nicht nochmals ausräumen. Statt mit dem Velo fahren wir deshalb mit dem Auto ins nächste Kaff. Spätestens da sind wir froh, dass wir im Trockenen sitzen: es giesst wie es Kübeln. Statt Gelati an der Strandpromenade gibt es schlussendlich eine Einkaufstour bei Lidl. Den letzten Abend mit Edith verbringen wir wie gewohnt in der Pizzeria im Nachbardorf. Die Kinder wählen tatsächlich beide Meeresfrüchte zum Essen aus. Schön, dass die Racker auch endlich beim Essen mutiger werden und auf den Geschmack gekommen sind.
Genova & Pisa
Wir verabschieden uns von (Gross-)Tante Edith, sagen Dankeschön für alles und verlassen Costa in Richtung Süden. Den Mittagshalt verbringen wir in Genua. Bei Genua haben wir immer an eine dreckige, stinkende Hafenstadt gedacht. Doch weit gefehlt, die Stadt ist der Hammer! Im schönen Hafen parkieren wir das Auto und machen einen kurzen, aber sehr schönen Bummel durch einen Teil der Fussgängerzone. Vorbei an unzähligen Palazzi, die alle Unesco Weltkulturerbe sind, werden wir mehr als positiv überrascht. Zurück im Hafen schauen wir uns auch noch ein altes Holzschiff an und erfüllen damit den Wunsch von unseren Piratinnen. Glücklich und zufrieden sitzen danach alle wieder im Auto und wir fahren weiter nach Pisa. Nach Bezug des schmucken kleinen Hotels laufen wir direkt zum schiefen Turm. Die Kids sind begeistert und können kaum glauben, wie schief das Ding tatsächlich ist. Nach den obligaten Fotos mit den obligaten Verrenkungen bummeln wir ohne Ziel weiter durch die Strassen. Und auch hier stossen wir wieder auf wunderbare Ecken in einer Stadt, wo die meisten Touris wohl nur das Eine anschauen (Touris hat es übrigens ein paar, aber wirklich viele sind es nicht). Das Highlight der Kids wird schliesslich der wohl beste Spielzeugladen in ganz Italien. Ich weiss nicht wie lange wir drinnen bleiben, aber als wir den Laden wieder verlassen, ist ein Teil des Feriengeldes verkitscht. In der Nähe des Turms lassen wir uns schliesslich in einer Touri-Beiz eine Pizza servieren. Wir haben alle Hunger und sind froh, dass wir hier vor der obligaten italienischen Znachtzeit etwas zu Essen bekommen. Und schmecken tut es sogar auch.
Viele Wege führen nach Rom
Ein Gewitter weckt uns. Zum Glück haben wir gestern schon das Wichtigste besichtigt und können nur noch weiterfahren. Unser Endziel für heute ist Rom. Bekanntlich führen viele Wege dorthin. Der unsrige ist via San Gimignano. Das hübsche kleine Kaff haben wir 2009 schon einmal besichtigt, da Unesco Weltkulturerbe. Wir waren schon damals begeistert und freuen uns, dass wir wieder für ein paar Stunden hier sein dürfen. In San Gimignano hat es übrigens gefühlt schon ein paar Touris mehr. Das mag aber auch einfach daran liegen, dass diese sich hier aufgrund der Dorfgrösse schlicht weniger gut verteilen. Die Kids finden den Spaziergang mässig amüsant und das Sightseeing heute irgendwie eher doof. So verbleiben wir denn auch nicht länger als notwendig, machen uns zum Zmittag ein Sandwich und fahren dann weiter. Die Fahrten klappen übrigens sehr gut. Es ist schon fast ein bisschen wie früher – ohne Kinder. Ruhe herrscht auf der Rückbank seit beide mit Kopfhörer bewaffnet auf dem iPad ihren liebsten TV-Helden anschauen dürfen. Auf der Fahrt kommen wir wieder in ein heftiges Gewitter. Wir hoffen sehr, dass die Wetteraussichten für Rom nicht korrekt sind. Es ist nämlich für die nächsten Tagen eher nass und trüb angesagt. Begrüsst werden wir jedoch schon einmal von der Sonne und von Paola, der Inhaberin, unserer schönen und grossen Ferienwohnung. Krass, wir sind die ersten Gäste seit März! Da wir viel Platz, eine Waschmaschine und auch sonst alles dabei haben, ist das Abendprogramm rasch klar. Wir bleiben im Appartement. Der einzige Aufreger des Abends ist Odi, welcher meint, dass er sich irgendwie nicht so propper fühlt. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Hoffen wir das Beste!
Bei den Römern
Schlaf tut immer gut. So auch in Odis Fall. Gestärkt machen wir uns nach dem Frühstück auf zu DEM Highlight von Rom, dem Kolosseum. Da wir an der falschen Metrolinie wohnen, marschieren wir kurzerhand dorthin. Pünktlich zur Öffnung erreichen wir unser Ziel und kommen rasch an ein Ticket mit einem gleich folgenden Slot. Beim Eingang wird neben den üblichen Sicherheitsvorkehrungen bei jeder Person das Fieber gemessen. Wir sind alle richtig temperiert und dürfen hinein. Drinnen ist es ein richtiges Gewusel. Es hat ziemlich viele Touristen und wir mögen uns kaum vorstellen, wie es hier sonst zu und her gehen muss. Wie im alten Rom halt… Da alle eine Maske auf haben, sollte dies aber alles doch einigermassen sicher ablaufen. Die Kinder sind begeistert und löchern uns mit Fragen en masse. Oft kommen wir gar nicht zum Antworten und die nächsten Frage wird schon gestellt. Nach dem interessanten Besuch gibt es erstmals etwas zu futtern. In einer Trattoria stärken wir uns mit Pasta und Pizza. Danach besuchen wir auch gleich noch das Forum Romana gleich neben dem Kolosseum. Es liegt noch viel da, aber richtig gut erhalten, ist weniges. So Bedarf es dann doch an ziemlich viel Fantasie, um sich vorzustellen, was hier früher abging. Das ist uns irgendwann zu anstrengend und wir machen uns auf den Heimweg. Das Wetter entsprach übrigens einmal mehr überhaupt nicht der Prognose. Ausser ein paar kurze Regengüsse, schien – begleitet von einem relativ bissigen Wind – meist die Sonne. Dieser Wind ist es dann wohl auch der uns Erwachsenen zurück im Appartement einen relativ heissen Kopf und einige Verspannungen beschert. Mit einem Treupel geht es mir nach einer halben Stunde wieder blendend. Odi ist wie gestern deutlich mehr angeschlagen und macht sich Sorgen, dass da in Zeiten von Corona doch noch was anderes als nur Wind und Wetter Schuld sein könnte. Vor allem sorgt er sich um die Gesundheit von Edith. Wir fragen vorsichtshalber bei ihr nach, ob alles in Ordnung ist (alles bestens) und beraten nachdem die Kinder im Bett sind wie es reisetechnisch weiter gehen soll. Bevor wir jedoch irgendwas entscheiden, wollen wir auf alle Fälle den morgigen Tag abwarten. Zum Unwohlsein von Odi hat sich noch ein weiteres kleines Problem gesellt. Melia wurde wieder einmal übelst von einer Mücke gestochen. Resultat: die Hand ist riesig und die ersten Blattern haben sich auch schon wieder gebildet.
Wunderbares Rom
Papa ist immer noch angeschlagen und fühlt sich nur halb fit. Er will trotzdem mit auf den City-Walk. Mit der Metro* fahren wir zur spanischen Treppe. Die Mädels sputen die Treppe hoch und wieder runter. Vorbei an unzähligen Souvenir-Shops geht es zu unserem persönlichen Highlight des Tages: dem Trevi-Brunnen. Das Ding ist wirklich eindrücklich. Es hat derart viele Touristen, dass wir richtig um einen guten Platz fighten müssen, um ein Foto zu machen. Wir sind nicht ganz sicher, ob es noch erlaubt ist eine Münze in den Brunnen zu schmeissen. Anina macht es trotzdem und trifft sogar. Nach einer Stärkung in einer Trattoria geht es weiter zum Pantheon. Auch dieser Bau ist einfach nur gigantisch! Via Piazza Novela spazieren wir schliesslich zurück zur Metro. Das Timing könnte perfekter nicht sein. Just als wir dort ankommen, hören wir den Donner und es fängt bald an zu regnen. Odis Verfassung ist übrigens von Stunde zu Stunde besser geworden. Und so buchen wir dann im Hotel für die Weiterreise Plan 2: wir fahren morgen nicht bis ganz so südlich wie ursprünglich geplant, aber doch ein Stück weiter gegen Süden. Der Hintergedanke: falls wir wirklich wieder nach Hause müssten und nur eine Person fahrtüchtig wäre, sind wir froh um jeden Kilometer, welcher nicht zu fahren ist. Zum Glück haben wir noch nichts vorgebucht und sind deshalb flexibel. Melias Hand ist übrigens auch leicht besser geworden. Wir mussten ihr aber neben dem üblichen Programm (da schon mehrmals erlebt, sind wir eigentlich bestens auf diese Situation vorbereitet) dieses Mal zusätzlich Zyrtec geben. Das Medi ist eigentlich erst ab 6 Jahre empfohlen. Aber da die Hand wirklich schlimm aussah, schien uns dies vertretbar. Und es scheint, als ob wir richtig reagiert haben.
*Kleiner Exkurs zu ÖV und Masken: auch in Italien ist das Maskentragen im öV obligatorisch. Beim Eingang wird gar kontrolliert, ob jeder eine auf hat. In der Metro selber, wird nur jeder 2te Sitz benutzt und sowieso gehen alle automatisch auf Abstand. Hier in Rom sind die Italiener noch disziplinierter als im Norden. Etwa die Hälfte hat die Maske immer auf – auch auf der Strasse. Die anderen 50% haben sie griffbereit und setzen sie sobald es ein paar Leute mehr hat sofort auf. Bei den Kindern sind sie tolerant. Es ist kein Problem, wenn Anina sie nicht überall auf der Nase hat. Und ja, überall stehen Desinfektionsmittelspender, die rege gebraucht werden. Wir sind beeindruckt wie diszipliniert alle sind und wie das ganze ohne gross Tamtam zum Alltag zu gehören scheint.
U wes de rägnet…
Es regnet in Strömen. Zeit Rom zu verlassen. Auf dem Navi haben wir ein paar Gräber, die zum Unesco Weltkulturerbe gehören, eingestellt. Es gibt zwei dieser Stätten und wir haben prompt die Falsche erwischt. Und da ich nicht mit dem Navi umgehen kann, landen wir prompt nochmals am falschen Ort. Irgendwo auf einem Feldweg stellen wir alles richtig ein und fahren dann doch noch zum richtigen Ziel. Leider regnet es immer noch in Strömen. Für diesen Fall haben wir Schirme, Regenjacken und Stiefel eingepackt. Dies wird jetzt alles gezückt und montiert. Die gute Nachricht: die Gräber sind alle im Untergrund und wir werden nicht nass. Die schlechte Nachricht: die Gräber sind nicht unterirdisch miteinander verbunden und wir werden sehr nass. Die riesigen Pfützen auf der Strasse, durch die wir auf der Weiterfahrt immer wieder fahren müssen, haben es ebenfalls in sich. Halbe Seen überschwemmen die Strasse und wir müssen immer wieder stark abbremsen. Leider ist die Wetterprognose für Morgen nicht viel besser… wer hätte gedacht, dass es in Süditalien so nass sein kann. Wir jedenfalls nicht!
Es rägnet immer no… im Pasteum
Ja, es regnet immer noch. Wir haben drei Stunden Fahrt vor uns und hoffen, dass wir das Regenwetter irgendwann unterwegs hinter uns lassen werden. Zwischenzeitlich wird es tatsächlich „netter“, sprich trocken. Aber kurz vor unserem Sightseeing-Ziel, dem Pasteum (Teil eines Unesco Weltkulturerbes), fängt es wieder an wie aus Kübeln zu schütten. Und trotzdem können wir die drei Akropolis’s dann doch noch bei fast trockenem Wetter besuchen. Beim Besuch treffen wir sogar auf eine Familie aus dem Quartier – it’s a small world. Bis zum Hotel ist es nicht mehr weit. Wir übernachten irgendwo in den Hügeln im Hinterland, welche auch zum Unesco Welterbe gehören. Leider ist immer noch alles grau in grau und wir sehen gar nix von diesen Hügeln. Zum Schreck der Kinder hat es auch noch unser Familienzimmer überflutet und wir bekommen stattdessen zwei Doppelzimmer. Die beiden stellen sofort klar, dass sie sicher nicht alleine in einem Zimmer schlafen werden. Für uns passt das; wir machen heute zwei Kind-Elternteil-Zimmer. Bevor es jedoch soweit ist, nutzen wir den verschifften Nami und üben schon mal für die Afrika-Reise in einem Jahr: Homeschooling steht auf dem Programm. Die Kids und die Lehrer sind voll bei der Sache. Zur Krönung des Tages werden wir schliesslich im gemütlichen Wohnzimmer vom Hausherr wunderbar bekocht.
Sonne!
Es gibt sie noch, die Sonne! Wir freuen uns sehr und starten motiviert in den Tag. Nach einer schönen Fahrt der Küste entlang, wollen wir einen kurzen Stopp bei weiteren historischen Steinen der Griechen machen. Da die Tour aber obligatorisch ist und 2 Stunden dauern soll, fahren wir gleich wieder weiter. Wir wollen schliesslich keinen Vorkurs für ein Archäologie-Studium besuchen… Weiter geht die Fahrt über ein von Odi sorgfältig ausgewähltes Bergsträsschen. Er sucht immer mit viel Freude solche kurvigen Strassen aus. Uns Frauen wäre es auch egal, wenn wir jeweils auf einer schnelleren Strasse ans Ziel kämen. Den Mittagsrast gibt es bei einem Kloster. Das riesige Gebäude mit dem grössten Kreuzweg der Welt rundet das Unesco Weltkultur- und naturerbe der Region ab. Nach dem wir alles besichtigt haben, hält uns nichts mehr davon ab ans Meer zu fahren. Wir beziehen zackig unser Agriturismo im Hinterland und fahren danach direkt an den Strand. Dieser ist riesig und wir sind praktisch alleine. Die Touristen scheinen alle abgereist. Alles wurde verbarrikadiert und winterfest gemacht. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und geniessen den Strand und das Meer. Da auch die Beizen im Kaff alle dicht gemacht haben, fahren wir zum Supermercato und kaufen das Znacht ein. In unserer gemütlichen rustikalen Unterkunft haben wir alles was wir brauchen, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.
Matera
Ein weiteres Unesco Weltkultur-Erbe steht heute auf dem Programm: Matera. Hier wurden im Laufe der Jahrtausende unzählige Höhlen und Häuser in die Felsen der umliegenden Hügel geschlagen. Bis in die 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts waren die Höhlenlabyrinthe bewohnt und bildeten eines der grössten Elendsviertel in Italien. Die Bewohner lebten ohne Strom und Wasser unter entsetzlichen hygienischen Bedingungen. Nach der Umsiedlung zerfiel die Höhlenstadt. In den 80er-Jahren startete das Land schliesslich ein Programm zur Rettung der aussergewöhnlichen Stadt. Dies ist derart gut gelungen, dass Matera zu einem Weltkulturerbe ernannt wurde. Ich bin ziemlich unvorbereitet und innerlich auf den Besuch von Slum ähnlichen Quartieren vorbereitet. Doch weit gefehlt. Die Rennovation ist derart toll gelungen, dass wir nur staunen können. Die Quartiere sind immer noch ein Labyrinth und ich fühle mich ein bisschen wie in einer Medina. Viele Bewohner hat es nicht mehr. Die meisten Häuser sind heute Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen. Darum ist es vor allem schön und sauber und nicht chaotisch und lebendig wie in einer Medina. Wir lassen uns mehr oder weniger ohne Plan treiben und freuen uns, dass wir diese Stadt entdecken dürfen. Nach der Besichtigung fahren direkt an den Strand. Den Tag lassen wir mit dem gleichen Programm wie gestern zu Ende gehen.
Alberobello
Wir packen unsere sieben Sachen und ziehen ein Haus weiter. In Alberobello legen wir den heutigen Sightseeing-Stopp ein. Wieder ein Unesco Weltkulturerbe. Die Stadt ist bekannt wegen seinen Trulli, den kleinen weissen Rundhäusern. Alles ist sehr fotogen und hübsch und zieht entsprechend Touristen an. Wir lassen uns durch die Gassen treiben und erfreuen uns ab den schmucken Häusern. Nach der fast schon obligaten Mittagspasta fahren wir ein Kaff weiter. Locorotondo soll eines der hübschesten Käffer Italiens sein. Ja, es ist hübsch und erfreulicherweise fast vollkommen Touristen frei. Aber man findet ähnlich hübsche Dörfchen definitiv auch anderswo in Italien. Das eigentliche Highlight des Tages ist und bleibt unsere Unterkunft. Irgendwo zwischen zahlreichen Olivenbäumen auf dem Land haben wir für zwei Nächte eine Villa gemietet. Alles tönte ganz wunderbar auf Booking.com und wir waren sicher, dass es noch irgend einen Hacken haben muss. Aber nein, wir kriegen tatsächlich ein Haus, ein Nebenhaus mit Jacuzzi, einen kleinen Pool, ein Aussensitzplatz mit Grill und Küche sowie ganz viel Umschwung nur für uns alleine. Wir sind begeistert und die Kids völlig aus dem Häuschen. Umso überraschender ist dann der Heimwehanfall von Melia am Abend im Bett. Sie vermisst gerade alles. Ich kann mich erinnern, dass Nini in diesem Alter auch oft einfach nur noch heim wollte. Wir sind also zuversichtlich, dass dies einmal mehr nur eine Phase ist und sich die kleine Globetrotterin bald wieder erholt.
Lecce und dolce far niente
Der südlichste Punkt unserer Reise ist Lecce, die Stadt, die wir heute besuchen. Lecce wird im Lonely Planet auf der grossen Karte als eines DER 10 Highlights Italiens angepriesen. Klar, dass wir also einen Blick auf die Stadt werfen wollen. Die paar barocken Palazzi und Chiese, die wir finden, sind dann zwar schön, aber trotzdem nicht DAS Highlight. Und da sie auch nicht zahlreich sind, sitzen wir früher als gedacht wieder im Auto und fahren zurück in unsere Villa. Dolce far niente und einfach nur geniessen, stehen auf dem Programm. Obwohl es recht zügig ist, sind die Kids den ganzen Nami im Pool. Zwischenzeitlich wechseln sie in den Whirlpool, um sich aufzuwärmen. Als die Lippen dann doch irgendwann zu blau werden, zwingen wir sie in die Klamotten und machen ein Feuer. Wie schon gestern grillen wir ein paar Würste und Hamburger und lassen es uns mit der Grillade, Salat und Wein gut gehen. Leider wird es immer wie zügiger und kühler und wir müssen irgendwann das Feld räumen. Immerhin ist der Wind insofern hilfreich, als dass er die grauen Wolken rasch über uns hinweg bläst und wir so trotz teilweise tiefschwarzem Himmel trocken bleiben.
Wind en masse
Alles wird wieder im Auto verladen. Wir fahren wieder nordwärts. Bari schauen wir quasi on the fly an. Wir fahren mit dem Auto geradewegs durch das Kaff. Da es uns nicht aus den Socken haut, haut es uns uns auch nicht aus den Autositzen und wir bleiben sitzen. Der geplante Stopp ist in Trani, einer kleinen Stadt am Meer, eingeplant. Trani ist mit seiner Altstadt und dem Hafengebiet tatsächlich sehr hübsch. Leider windet es sehr sehr stark. Trotzdem setzen wir uns in ein Restaurant in einer vermeintlich windfreien Ecke. Meist spüren wir nicht viel vom Wind. Aber wenn dann mal eine Böe kommt, dann kommt sie so richtig um die Ecke gesaust. Spätestens als es einen Teller – zum Glück nur noch gefüllt mit Abfällen der verspiesenen Meersgetiere – vom Tisch fegt und die Getränke auf dem Tisch verteilt werden, haben wir genug und zahlen. Gemütlicher wird es definitiv nicht mehr. Und so fällt dann auch der geplante Strandaufenthalt dem Wind zum Opfer. Es ist schlicht zu ungemütlich. Unser heutiges Agritursimo ist im Hinterland. Leider bläst auch hier der Wind nicht weniger und wir verbringen den Rest des Tages im Zimmer.
Castel del Monte und die Great Ocean Road Italiens
Die Sonne ist wieder und der Himmel stahlblau. Trotz dem schier endlosen Check-out schaffen wir es doch noch on time zum Castel del Monte, dem letzten Unesco Weltkulturerbe dieser Reise. Das symmetrische achteckige Schloss ist schon von weitem zu sehen. Dank dem Corona-Slot müssen wir das Bauwerk nur mit wenigen anderen Touristen teilen. Es ist nicht riesig, wurde nie bewohnt und man rätselt bis heute warum es überhaupt gebaut wurde. Wahrscheinlich symbolisiert es die Verbindung zwischen Mensch und Gott resp. Mensch und dem Himmel. Weiter geht die Fahrt zu unserem letzten Ziel in Apulien. In der Verse Italiens findet sich eine Halbinsel, die wirklich sehr schön ist. Dank des National Parks findet sich ganz viel Natur und viel unverbaute Küste – teilweise mit Sandstränden, teilweise mit weissen Felsen. Wir fühlen uns fast ein bisschen wie an der Great Ocean Road in Australien; nur etwas kleiner. In einer Trattoria mit Aussicht legen wir spontan einen Stopp ein und gönnen uns ganz viel einheimische Speisen. Am meisten staunen wir ab Anina, die sich tatsächlich einen Fisch bestellt und ihn dann auch fast alleine auf isst. Im Hotel angekommen schmeissen wir nur rasch die Koffer ins Zimmer. Wir wollen nochmals an den Strand. Das Wasser ist, wenn man irgendwann mal drin ist, immer noch angenehm warm. Wir Mädels haben Fun in den Wellen und geniessen das wohl letzte Bad im Meer vom Corona-Jahr 2020. Odi muss heute eher wieder Pause machen. Es hat ihm nun bereits zum zweiten Mal innert einer Woche in den Rücken gehauen und er ist entsprechend mit Rückenschmerzen mehr oder weniger ausser Gefecht gesetzt. Zurück im Hotel beschliessen wir unsere riesige private Terrasse zu nutzen. Zum Znacht essen wir uns einmal quer durch unseren Essenssack. Highlight des Abends: Pasta gekocht vom Papa im Wasserkocher. Jummie! Im Hotel hat es übrigens zwei Familienfeste à je ca. 50 Personen. Selbstverständlich trägt genau gar niemand eine Maske und spätestens beim Abschied wird geknutscht und geknuddelt ohne Ende.
Langweiliges Ancona
Den ersten Teil des Tages verbringen wir unterbrochen von einem Picknick Stopp in irgend einem Kaff am Meer vor allem auf der Autobahn. Wir kommen gut vorwärts und sind früher als gedacht in Ancona. Wir wissen, dass das Kaff touristisch gar nix bietet, hoffen aber dennoch auf eine überraschende Entdeckung. Leider nein… Ausser dem (nicht hübschen) Hafen und der (auch nicht hübschen) Fussgängerzone hat es gerade mal gar nix. Das Highlight ist so denn unsere Garage im Hotel. Mit dem Autolift geht es in die richtige Etage. Weil es wirklich nicht allzu viel zu tun gibt, landen wir schliesslich in ein paar Läden und shoppen ein bisschen. Da wir auf Anhieb auch kein Restaurant finden (wir sind wie immer für italienische Verhältnisse viel zu früh), kaufen wir unsere Pizza über die Gasse und verspeisen stehend unser Znacht. Den Abend lassen wir im geräumigen Hotelzimmer beim Karten spielen ausklingen. Hoch im Kurs sind die Biberbande, UNO und Ligretto.
Venedig Teil 1
Direttissima und ohne Umwege geht es ab nach Venedig. In Fusina rund 20 Minuten mit dem Boot von Venedig entfernt, beziehen wir auf einem Camping-Platz ein Cabin. Zum Abschluss der Reise gibt es also noch ein bisschen Camping-Feeling. Da es erst kurz nach Mittag ist und wir viel früher dran sind als gedacht, machen wir uns kurzerhand bereits heute auf nach Venedig. Schon auf den ersten Metern sind wir (wieder) begeistert von der Stadt. Einmalig und einmalig schön! Die Kids sind auch ganz aus dem Häuschen und springen wie junge Rehe durch die Gassen und über die Brücken. Beim Markusplatz angekommen, können wir tatsächlich einfach so zur Basilika laufen. Es hat ein paar Touristen. Aber im Vergleich zu unserem letzten Besuch vor sieben Jahren, wo wir den Platz kaum überqueren konnten, finden wir dieses Mal praktisch niemanden vor. Wir lassen uns ohne Pläne treiben, finden irgendwann die Rialto Brücke und landen irgendwann wieder zufrieden bei unserem Schiff. Zum Znacht gibts Take away-Pizza im Cabin. Morgen ist unser letzter Tag der Reise und wir freuen uns auf die nochmalige Entdeckungstour von Venedig.
Venedig Teil 2
Um 10 Uhr sitzen wir im Boot. Sieben Stunden später geht es wieder zurück. Doch alles der Reihe nach. Unser erstes Ziel ist nochmals der Markusplatz. Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen und einerseits die Basilika und andererseits den Dogen Palast besuchen. Beides Sehenswürdigkeiten, die in normalen Zeiten nicht so einfach und rasch besucht werden können. Die Basilika selber wird gerade umgebaut. Aber vom Museum im ersten Stock können wir trotzdem genug vom Inneren des speziellen Bauwerkes sehen. Auch den Blick auf den Markusplatz lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Auf diesem Platz passieren heute zwei Sachen, die erwähnt werden müssen. Erstens wird Melia von einer Möwe attackiert. Grund ist das Biskuit, welches sie in der Hand hält und genüsslich verspeist. Die Möwe will davon auch unbedingt etwas abbekommen und schnappt sich dieses erfolgreich direkt aus der Hand. Leider erwischt sie auch noch einen Teil des Fingers. Zusammen mit dem Schock über die Attacke an und für sich kombiniert mit dem blutenden Finger bringt dies kurzfristig einige Tränen mit sich. Zweitens drückt die Flut ganz langsam das Meerwasser aus den Senklöchern auf dem Platz. Die Kids ziehen die Schuhe aus und freuen sich über die ungewohnte Attraktion. Weiter geht es zum Dogmen Palast. Hier müssen wir ein bisschen länger warten auf den Einlass. Dafür haben wir dann drinnen umso mehr Platz. Das Teil ist echt riesig und wir werden ein bisschen überrascht ab der Dauer des Besuches. Nach Saal 40 (alle wunderschön und sehr aufwändig erbaut und geschmückt) und Gefänigszelle 700 haben wir es sehr zur Freude der Mädels irgendwann geschafft. Mit der Schifflinie 1 fahren wir mit dem öV den Canale Grande hinauf. Wir haben Glück und können uns im hinteren offenen Teil einen guten Platz ergattern. Die ÖV-Preise haben es hier übrigens echt in sich. Die Fahrt kostet für uns vier über 20 Euro. Irgendwann steigen wir wieder aus und lassen uns ein letztes Mal planlos durch die Gassen treiben. Wir schlendern durch Wohngebiete, durch Künstlerviertel und durch die Quartier, die vor allem von den Touristen besucht werden. Nach sieben erlebnisreichen Stunden sind wir wieder am Pier. Die Kinder wünschen sich zum Znacht Pasta in der Camping-Beiz. Ihr Wunsch sei uns Befehl und so gibt es noch einmal Pasta und Pizza. Für viel mehr reicht es heute nicht mehr. Die Müdigkeit macht sich bemerkbar und bald liegen alle im Bett und träumen von Venedig oder was auch immer.
Finito
Wie immer wenn es um die Abreise geht sind wir rasch ready. Kurz nach acht Uhr sitzen wir denn so bereits im Auto und düsen in Richtung Schweiz. Bis nach Milano klappt alles nach Plan und die auf dem Navi angegebene Zeit stimmt fast auf die Minute. Kurz vor der Grenze gibt es schliesslich einen Stau. Dieser betrifft uns aber nicht gross, da wir sowieso hier unseren grossen Stopp eingeplant haben. Richtig mühsam wird es erst am Gotthard. Wir haben Pech, die Röhre ist wegen eines steckengebliebenen Lastwagens zu. Wir haben keine Erfahrung wie lange dies normalerweise dauert und wir haben auch keine Ahnung, ob die Fahrt über den Pass zeitlich eine Alternative ist. Da wir aber genau neben einer Ausfahrt stehen, fahren wir nach einigem hin und her irgendwann raus und nehmen den Bergweg. Auf der Passhöhe hat es schon Schnee. Welcome back to Switzerland… Nach zehn Stunden erreichen wir müde aber zufrieden unser Daheim.
Wir sind wahnsinnig dankbar, dass wir in diesem verrückten Corona-Jahr doch noch eine Auszeit nehmen durften. Unsere Tanks sind wieder gefüllt. Leider weiss niemand wie haushälterisch wir mit der Füllung umgehen müssen. Es gilt gut einzuteilen, optimistisch und gesund zu bleiben.