Short cut zu den Bildern
Taj Mahal!
Wir schlafen gut bis wir in unserem Abteil mitten in der Nacht Besuch erhalten. Ein Hare Krishna-Priester und sein Diener fallen mit einer Horde von Begleitern über die zwei Betten neben uns her. Ganz indisch-like immer schön diskret, anständig und zurückhaltend, wird ohne zu zögern das Licht angezündet und mit einem riesen Trari-Trara die zehn Koffer verstaut. Bis alles am richtigen Ort ist und die Begleiter sich wieder verabschiedet haben, ist es erstmals aus mit der Nachtruhe. Zum Glück stört uns danach nur noch ein Verkäufer. Auch er kommt direkt ins Abteil, zündet das Licht an und schreit uns sein Angebot entgegen. Tja, andere Länder andere Sitten… Mit über zwei Stunden Verspätung erreichen wir schliesslich die Enddestination. Da gerade kein Zug nach Agra fährt, nimmt sich uns ein Inder mit dem selben Ziel an und führt uns zum Bus. In Agra ist es vielleicht zwei Grad wärmer als in Varanasi – immerhin denken wir uns und machen uns nach dem Zimmerbezug sofort auf zu DEM Highlight Indiens: dem Taj Mahal!
Obwohl es um diese Tageszeit immer am meisten Touristen hat, wollen wir uns das gigantische Bauwerk bei blauem Himmel nicht entgehen lassen. Schliesslich zeigt sich die Sonne laut dem Hotelinhaber heute zum ersten Mal seit einer Woche. Und wir werden nicht enttäuscht; der Taj Mahal ist eindrücklich und wunderschön! Wir verbringen den ganzen Nami auf dem Gelände und schauen uns alles aus jedem möglichen Winkel an. Als das beste Licht vorbei ist, machen wir noch einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt in unmittelbarer Nähe des Taj. Wir sind erstaunt und erfreut, wie wir hier nur wenige Meter neben dem berühmtesten Gebäude Indiens herzlich begrüsst und angelacht werden. Zurück im Hotel wird es schliesslich ernst mit Plan Bt: wir buchen einen Flug nach Goa! Wir wollen vor der Rückkehr in die Schweiz noch ein bisschen Sommer und haben uns deshalb spontan entschieden unser Programm etwas abzuändern. Bevor es jedoch losgeht, werden wir die nächsten vier Tage noch in Agra und Umgebung verbringen.
Red Fort
Ausgeschlafen machen wir uns nochmals auf zum Taj Mahal. Bevor wir die Anlage zum zweiten Mal betreten, suchen wir jedoch eine Wäscherei, die sich unseren dreckigen Klamotten annimmt. Ganze zwei Mal wird jedes einzelne Stück mit indischer Präzision gezählt bevor wir schliesslich mit dem Versprechen entlassen werden, dass heute Abend alles sauber und trocken sei. Wie immer bei grossartigen Bauwerken wie dem Taj Mahal, zahlt es sich aus zwei Mal einen Besuch einzuplanen. Während wir beim ersten Besuch meist mehr mit Fotos machen beschäftigt sind, können wir den zweiten Besuch immer viel mehr geniessen. Kein Wunder ist der Taj Mahal heute nochmals um einiges eindrücklicher als beim ersten Besuch. Nach dem Taj Mahal machen wir uns auf zum Red Fort, dem zweiten Unesco Welterbe in Agra.
Das Fort besticht durch seine grosse Anlage, welche einerseits aus rotem Backstein und andererseits aus weissem Marmor besteht. Gleich neben dem Fort finden wir einen grossen Markt. Das Puff ist ohne Vergleich und wir kämpfen uns mit den Einheimischen Meter für Meter vorwärts. Auch die Preise sind ohne Vergleich. Ich erstehe einen warmen Faserpelz für nur gerade zwei Franken! Mit der Rickshaw lassen wir uns anschliessend zu einer weiteren Sehenswürdigkeit bringen. Im Baby Taj hat der Herrscher, welcher für seine Frau den Taj Mahal erbaut hat, seine letzte Ruhestätte gefunden.
Die Anlage ist nicht gross, aber friedlich und ein Pol der Ruhe. Nach dem Sightseeing-Programm ist es Zeit für ein gemütliches Bier. Wir suchen ein Restaurant mit Dachterrasse und geniessen die letzten Sonnenstrahlen mit Blick auf den Taj Mahal. Als auch noch unsere Wäsche wie abgemacht sauber und trocken ist, gehen wir zurück ins Hotel und lassen uns mit den Köstlichkeiten der indischen Küche verwöhnen. Übrigens kam unserer extra grosser Vorrat an Immodium – zum Glück – bis jetzt noch nicht zum Einsatz. Den Erzählungen von anderen Indienreisenden nach ist dies eher aussergewöhnlich. Wir sind natürlich darüber sehr erfreut und nehmen die Apotheke gerne wieder voll mit nach Hause.
Frühling
Im Moment geht es mit den Unesco Welterben Schlag auf Schlag. Nach dem Tah Majal und dem Red Fort steht heute schon der nächste Höhepunkt, die Residenz von Fathepur Sikri, auf dem Programm. Nach nur gerade einer Stunde Busfahrt erreichen wir Fathepur und finden auf Anhieb ein gemütliches Hotel. Bevor wir uns an die Besichtigung machen, schauen wir noch am Bahnhof vorbei, um die Rückfahrt nach Dehli zu buchen. Der Herr vom Hotel meint, dass es hier den besten Bahnhof in ganz Indien gäbe und wir ohne Probleme alles reservieren können. Tatsächlich sind die zwei Schalterbeamten, welche sich uns annehmen, sehr zuvorkommend und buchen ohne die übliche Formularausfüllerei den Zug nach Dehli. Und es gibt sogar Wechselgeld! Mit unserem Lieblingssnack von der Strasse – Samosa (wir essen jeden Tag mindestens zwei dieser leckeren und immer ein bisschen anders schmeckenden Snacks) – machen wir uns schliesslich auf zur grossen Moschee, welche direkt an die Residenz angrenzt. Über ein grosse Treppe und ein riesiges Tor betreten wir den Innenhof des Gotteshauses. Dieser ist ungefähr so gross wie zwei Fussballfelder. In der Mitte liess der damalige Herrscher einen Marmortempel bauen, welchem nachgesagt wird, dass kinderlosen Ehepaaren nach einem Besuch der Kinderwunsch erfüllt werden soll. Odi und ich gehen vorsichtshalber schön separat hinein… :-). Die Residenz selber ist riesig und mit zahlreichen Palästen bestückt, die sehr gut erhalten sind. Nachdem wir alles besichtigt haben, schauen wir uns auch ausserhalb der Anlage noch einige Ruinen an und machen einen Spaziergang über die anliegenden Felder. Das Wetter ist inzwischen derart angenehm, dass wir seit Kalkutta wieder einmal im T-Shirt unterwegs sein können. Zurück im Hotel nutzen wir das Wifi und surfen im Internet herum. Dabei lesen wir auch, dass es in Nordindien momentan so kalt ist, wie seit 40 Jahren nicht mehr. Über 100 Todesopfer hat die Kältewelle alleine in Dheli bis jetzt bereits gefordert. Obwohl die Regierung nun offiziell erlaubt, dass über Nacht Feuer angezündet werden dürfen, leiden die Armen sehr. Obwohl es heute Nami wieder einmal schön warm war, kühlt es in der Nacht immer noch bis Nahe an den Gefrierpunkt ab. Auch wir packen uns in der Nacht immer so gut wie möglich ein. Doch im Vergleich zu den Leuten, die auf der Strasse leben und teilweise nicht einmal eine Decke haben, dürfen wir uns definitiv nicht beklagen.
Mit dem Velo durch den National Park
Heute brechen wir die Rekordzeit zwischen auschecken im Hotel des einen Kaff und einchecken in einem anderen Hotel im nächsten Kaff. Da unser nächstes Ziel nur gerade 20 Kilometer entfernt ist und die Transporte in der Auto-Rickshaw und im Sammeltaxi nicht besser klappen könnten, brauchen wir für das ganze zur gerade eine Stunde. Bevor wir in den Keoladeo Ghana National Park, welcher ebenfalls zum Weltkulturerbe gehört, aufbrechen, gibt es erstmals Frühstück. Schliesslich wollen wir für die Velotour gerüstet sein. Mit einem echten indischen Velo – Eingänger mit Zugbremse – erkunden wir schliesslich den Park. Zu bestaunen gibt es vor allem Vögel.
Es soll hier über 300 verschiedene Arten geben. Da wir keine Ornitologen sind, fangen wir erst gar nicht an zu zählen. Gross auseinander halten, könnten wir diese ja eh nicht. Nur gerade bei den zahlreichen Störchen können wir mit Bestimmtheit sagen, was wir sehen. Neben den Vögeln laufen uns auch viele andere Tiere über den Weg: Schakale, Hyänen, Rehe, eine Art Elch, Leguane, Streiffenhörnchen (Odi’s neues Lieblingstier…) und die glücklichsten indischen Kühe, die wir bis jetzt gesehen haben. Anscheinend soll sogar ein Tiger hier leben. Doch dieser lässt sich – zum Glück – nicht blicken. Auch mit den Schlangen haben wir Glück (= Karin) resp. Pech (= Odi). Die Boa’s halten sich versteckt. Die Velofahrt macht uns viel Spass und wir haben fast ein bisschen das Gefühl, als würden wir durch einen National Park in Afrika fahren – nur ohne Big Five natürlich. Nach fast fünf Stunden im Sattel haben wir genug gesehen und wollen unsere Füdli nicht mehr weiter strapazieren. Den Rest des Namis verbringen wir an der Sonne im Hotelgarten.
Speisekarte in Hindi
Frühmorgens um fünf Uhr gibt es Tagwach. Mit der Auto-Rickshaw lassen wir uns zum Bahnhof bringen. Da die indischen Staatsbahnen immer mit Verspätung fahren, haben wir fest damit gerechnet, dass wir bis zur Abfahrt noch einige Zeit am Bahnhof ausharren müssen. Doch weit gefehlt; mir nur gerade 30 Minuten Verspätung fährt unser Zug nach Dehli ein. Da wir einem Nachtzug zusteigen, mussten wir je ein Bett reservieren. Mit der Taschenlampe versuchen wir unsere Sachen möglichst leise zu verstauen. Nach einigen Minuten dösen, gibt es Betrieb. Die Betten werden hochgeklappt und wir können für den Rest der Zugfahrt auf normalen Sitzen Platz nehmen. Da wir morgen in Richtung Goa fliegen, haben wir für heute ein Hotel in der Nähe des Flughafens reserviert. Bei der zweiten Station in Dehli steigen wir aus und fahren in der Auto-Rickshaw zum Hotel. Das Quartier neben dem Flughafen ist wie ein kleines Dorf mit allem was man zum täglichen Leben braucht. Es hat derart viele Hotels, dass wir ziemlich gut suchen müssen, um unseres zu finden. Da der Tag noch relativ jung ist, haben wir genug Zeit für einen Ausflug zum Qutub-Minar. Das erste islamische Bauwerk auf indischem Boden gehört zum Unesco Weltkulturerbe und vereint hinduistische und muslimische Architektur. Das Highlight ist das 72 Meter hohe Minarett, welches über der ältesten Moschee Indiens wacht. Die filigrane Arbeit ist beeindruckend. Zum Znacht landen wir in einer kleinen einheimischen Beiz um die Ecke. Da es die Speisekarte nur in Hindi gibt und die Jungs in der Beiz kein Wort Englisch sprechen, müssen wir zum Bestellen jemanden von der Strasse zu Hilfe holen. Er schlägt uns zwei Gerichte vor, die wir prompt bestellen. Und wir werden nicht enttäuscht. Das vegetarische Meal schmeckt einmal mehr hervorragend und ist erst noch halb gratis.